Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Hauptaugenmerk auf Jasper Sampson, da er ja derjenige war, der ihn zuletzt gesehen hatte. Hab den Farmer stundenlang verhört, seine ganze Farm auf den Kopf gestellt. Ohne Erfolg. Emmit Molson blieb verschwunden. Jahre vergingen, ich glaube es waren zwei, ohne dass der Junge auftauchte. Die Lage hatte sich inzwischen wieder beruhigt, die Hoffnung den Jungen doch noch zu finden war längst gestorben. Archie und Sophia Molson verließen schließlich Flagstaff. Keine Ahnung wo sie heute leben, oder ob sie überhaupt noch leben.
    Und nach zwei Jahren verschwand plötzlich das nächste Kind. David Reed, ihr kennt vielleicht noch seine Großmutter. Rosie Maryweather, die Schwester von Frank Sussman. Na egal. Jedenfalls verschwand der Junge, als er auf dem Weg zum See war. War wie ein Dejavu.
    Wir durchkämmten den See, die Bundespolizei schickte dafür eigens Taucher. Auch die Farmen und Felder wurden überprüft. Dasselbe Prozedere wie bei dem Molton-Jungen. Wir hofften, wenigstens seine Leiche zu finden. Nichts ist so quälend wie die Ungewissheit. Vor Allem für die Eltern.
    Aber auch diese Suche blieb erfolglos. Ich weiß noch, dass Jasper Sampson am Ufer gestanden und den Tauchern neugierig bei der Arbeit zugesehen hat. Und ich hätte schwören können, dass der Alte dabei diabolisch gegrinst hat. Es sah tatsächlich so aus, als würde er unser Unvermögen, den Jungen zu finden, genießen.
    Wie dem auch sei. Flagstaff war nicht mehr dasselbe seit diesen Vorfällen. Niemand sprach es laut aus, aber jedem war klar, dass irgendjemand in der Stadt nicht der war, der er vorgab zu sein. Unter uns musste ein perverser Kindesentführer leben. Jeder verdächtigte jeden. Ich traute sowieso niemandem mehr. Berufskrankheit, würde ich sagen. Fünf Jahre darauf verschwand das nächste Kind. Diesmal war es ein Mädchen. Anna Dempsey. Wisst ihr, wer der letzte war, der sie lebendig gesehen hat? Jacob Barnes. Und er hat beschwört, dass ein Erwachsener bei ihr war. Hielt sie an der Hand.
    Jacob Barnes war vielleicht ein Säufer und Rabauke, da braucht man nicht drüber diskutieren. Er war vielleicht nicht der zuverlässigste, aber nichts desto trotz ein Zeuge. Unser Einziger.
    Jacob konnte ich als Verdächtigen ausschließen, da er ein wasserdichtes Alibi hatte. Aber wenigstens konnte ich sicher annehmen, dass die Kinder tatsächlich einem Verbrechen zum Opfer gefallen waren. Einer aus unserer Mitte hatte sie verschleppt und weiß Gott was mit ihnen angestellt. Natürlich habe ich auch  Sampson gefragt, wo er sich zum Zeitpunkt von Anna Dempseys Verschwinden aufgehalten hat. Er erklärte, dass er bei Frank Sussman gewesen sei, und Frank bestätigte es auch.
    Es gab einige Unklarheiten. Denn zu dem von Barnes angegebenen Zeitpunkt - er wusste die Uhrzeit so genau, da er eine Lieferung erwartete - war Sampson schon längst nicht mehr bei Frank Sussman gewesen. Ich fuhr also zu Sampson rüber, befragte ihn nochmals, diesmal gründlicher und ausgiebiger als zuvor, und durchkämmte ein weiteres Mal jeden verfluchten Quadratzentimeter seiner verdammten Farm. Erfolglos. Als ich ihm sagte, dass er im Grunde kein Alibi für den Zeitraum der Entführung habe, blieb der Mann eiskalt und zeigte nicht eine Spur von Nervosität. Zumindest nicht nach außen hin. Aber das offen zur Schau getragene Misstrauen ihm gegenüber, hatte trotzdem seine Wirkung. Denn es sollte mehrere Jahre dauern, bis das nächste Kind verschwand. Daran könnt ihr euch bestimmt erinnern, der Junge ist in eure Schule gegangen. Luke Smitsky. Das war dann im Sommer 1987. Aber dieses Mal geschah etwas, dass meine bisherigen Vermutungen untermauerte. Der erste konkrete Hinweis auf Sampson.
    Buster Kerrington war ja, wie ihr vielleicht wisst, einer von Sampsons direkten Nachbarn. Die beiden standen in Verhandlungen über einen Teil von Sampsons Land. Die Lage am Markt war schlecht, und Sampson steckte in finanziellen Schwierigkeiten. Buster wollte ein Drittel der Felder von ihm kaufen, und Sampson stimmte schließlich zu. Es blieb ihm ja auch nichts anderes übrig, wollte er nicht bankrott machen.
    Jedenfalls war es bereits Abend in diesem Juni und Buster wollte gerade mit dem Kaufvertrag zu Sampson hinübergehen als er etwas Verdächtiges sah.
    Buster beobachtete, wie Jasper Sampson etwas durch die Gegend schleppte. Zuerst dachte er, dass es sich dabei um einen Sack Weizen oder Mais handelte, doch dann erkannte er einen Fuß und einen Arm. Er hat es mir geschworen . Warum