Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
eine Ewigkeit. Auch dann, wenn man gar nichts verbrochen hatte. Man war schnell gebrandmarkt.
Kellermann musste sich fragen, ob er das wirklich wollte. Ritter hatte Familie, er musste für sie sorgen. Und wie würden sie auf die Anschuldigungen reagieren? Würden sie das Vertrauen in Oliver Ritter verlieren, oder zu ihm stehen?
Fragen über Fragen, und keine Antworten.
Nein, Kellermann schüttelte den Kopf. Er würde die Zukunft einer ganzen Familie nicht aufs Spiel setzen. Vor allem nicht auf das Wort eines ortsbekannten Tunichtguts wie Ronny Lassnig.
Adam Kellermann warf einen Blick auf die Uhr und fluchte leise. Er hatte komplett die Zeit vergessen. Norm alerweise rief ihn dann seine Frau an, um ihm vorzuhalten, dass er zuviel arbeitete. Eine ihrer wenigen Eigenschaften, die Kellermann an ihr nervte. Er tastete seine Taschen nach dem Handy ab, stellte fest, dass es nicht da war.
Er musste es im Büro vergessen haben. Kellermann startete den Wagen und fuhr los. Der Scheibenwischer hatte, obwohl auf die stärkste Stufe geregelt, größte Mühe mit dem Platzregen fertig zu werden. Die Sicht war gleich Null.
Er bremste am Ende der Blumenstraße den Wagen abrupt ab, weil ein verschwommener Umriss vor der Windschutzscheibe auftauchte. Die Gestalt machte keine Anstalten sich zu beeilen. Bei dem Regen konnte Kellermann nicht erkennen wer das war. War ihm auch egal. Er musste nach Hause. Er drückte auf die Hupe, schüttelte den Kopf. Verrückte gibt´s, dachte er kurz und setzte seine Fahrt fort.
Kellermann musste die Geschwindigkeit drastisch drosseln, als er merkte, dass die Reifen seines Wagens nicht mehr am Asphalt griffen. Er fuhr praktisch nur noch auf einem Wa sserfilm dahin. Eine gefährliche Rutschpartie.
„Sauwetter“, fluchte er. Mehr als zwanzig Stundenk ilometer waren nicht drinnen. Zumindest nicht, wollte er lebend bei seiner Frau ankommen.
Es war geradezu ein biblisches Unwetter. Donner krachte wie ein überdimensionaler Hammer auf die Welt hernieder und gleißende Blitze zuckten fast sekündlich vom Himmel.
Kellermann fuhr an der Hauptstraße entlang, als er jemanden auf dem Bordstein liegen sah. Vielleicht zweihundert Meter vom Frischen Seehecht entfernt.
Bei den schlechten Sichtverhältnissen dachte er zuerst einen Müllsack erblickt zu haben, doch beim Vorüberfahren kam er nahe genug heran, um zu erkennen, dass es sich dabei um einen Menschen handelte.
Er blieb stehen und öffnete die Wagentür. Regen peitschte ins Wageninnere. Die Aussicht in dieses Höllenspektakel zu treten war nicht gerade rosig.
Dennoch war es seine Pflicht zu helfen.
Kellermann kämpfte sich durch die Nässe, die allseitig wie eine Wand um ihn herum aufragte. An der Kante seiner Hutkrempe staute sich das Wasser und stürzte in Wasserfällen zu Boden.
Ein Mann mit Lederjacke und Bluejeans lag regungslos auf der Straße.
Kellermann nahm die Stabtaschenlampe und knipste sie an. Es brachte nicht viel, das Licht tat sich schwer den Regenvorhang zu durchbrechen.
Er beugte sich zu dem Mann hinab und rüttelte ihn an der Schulter. „He, sind Sie okay?“ Kellermanns laute Stimme wurde vom Donnergrollen verschluckt.
Der Mann am Boden bewegte sich nicht. Kellermann eilte ins Wageninnere, nahm das Funkgerät zur Hand und forderte einen Krankenwagen an.
Als er zu dem Mann zurückeilte, rutschte er beinahe auf dem glitschigen Belag aus. Gerade eben noch konnte er einen Sturz verhindern.
Das wär´s , dachte er, legst dich dazu, dann wacht ihr beide nicht mehr auf.
Er ging nahe an den reglosen Körper heran und diesmal leuchtete er ihm dicht vors Gesicht. Kellermann schnappte nach Luft. Verdammt, das war Johann Lackner. Zwar war das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit angeschwollen, aber er war es. Zweifellos. Kellermann sah ihn sich genauer an. Wunden waren zu erkennen. Am Jochbein, an der Stirn, am Kinn. Sie bluteten nicht. Oder der Regen wusch das Blut sofort weg.
Kellermann wusste, dass man einen Verletzten nicht bewegen sollte. Immerhin konnte das Genick verletzt sein.
Er hielt sich an sein Wissen und fasste geschickt mit der Hand an den Hinterkopf ohne ihn zu bewegen um nach weiteren Wunden zu suchen. Er griff mit dem Finger in offenes Fleisch. Er hoffte, dass es kein Schädelbruch war.
Johann Lackner musste wach werden. Egal wie. Wer wach war, konnte um sein Leben kämpfen.
„Johann … Herr Lackner … hören Sie mich?“ Er tä tschelte leicht das Gesicht. Dann gab er ihm Ohrfeigen und brüllte ihn an. Nach
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