Darken 3 - Der Angriff (German Edition)
der Tag an dem die Tanzpriesterschaft Mars huldigen und mit Schild und Lanze tanzend durch die Straßen ziehen würde. Auch an diesem Tag waren Bänke für die Vestalinnen an der Straße des Festzuges aufgestellt.
Als die Tänzer am Ende der Straße erschienen , um ihren Tanz zu zelebrieren, erkannte sie ihn sofort. Er tanzte in der dritten Reihe und hatte nur Augen für sie. Die Unruhe in Annea stieg und sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Sie sah weg. Als sie den Blick wieder hob, war er direkt vor ihr und schaute sie unverhohlen an. Sie konnte nicht so schnell den Blick senken, wie sie es hätte tun sollen . Sein Lächeln, seine Augen und wie er sie mit den Blicken verschlang, brannte sich in ihr Gedächtnis.
Stumm und voller Schuldgefühle ging Annea später zurück zu ihrem Tempel, um nachzusehen, ob das „Ewige Feuer“ noch gut genug brannte. Sie war sündig, sündig in Gedanken, denn sie hatte als Vestalin das Gelübde der Keuschheit abgelegt. Täglich demonstrierte sie durch ihre weiße, purpurdurchzogene Robe, dass sie rein von Schuld und Sünde war.
Es dämmerte schon, als Annea durch die Straßen lief, um ihrem Pontifex Wasser der Nymphe Egeria zu bringen. Als sie bereits auf dem Nachhauseweg war, wurde sie am Arm gepackt und in eine Seitengasse gezogen. Sie wollte aufschreien und sich wehren, als sie die braunen weichen Augen über sich erkannte. Er war ihr ganz nah und flüsterte ihr ins Ohr: „Aurora, endlich! Ich habe so auf dich gewartet“, dann drückte er seine Lippen auf ihren Mund und Annea vergaß sich zu wehren. Sein Kuss war warm und süß und sie war zum Tode verurteilt, wenn sie sich nicht aus dieser Umarmung befreite.
Verzweifelt riss sich Annea los. Tränen stiegen ihr in die Augen: „Was macht Ihr mit mir? Ihr tötet mich! Wenn wir gesehen werden, werde ich bei lebendigem Leibe beerdigt! Ihr könnt mich nicht lieben, wenn Ihr mir dieses Schicksal auferlegt!“
Der Priestertänzer des Mars glitt auf die Knie und hielt sich an ihr fest. „Aurora!“, flüsterte er und senkte sein Haupt.
Annea riss sich los und lief die Straße hinunter in den Schutz des Tempels der Vesta. Sie kannte nicht seinen Namen, sie kannte nur seine Lippen, seine Augen. Schmerz stieg ihr in die Brust, ihr Herz wurde zerrissen. Sie suchte Schutz im Schatten der Sträucher und weinte. Als der Schlaf sie übermannte, schlich er sich in ihre Träume.
Er lief mit ihr an der Hand über eine Wiese, weit raus aus der Stadt zum Meer. Sie liefen am Strand entlang auf einen Hügel und kletterten eine Klippe hoch. Er legte seine Arme schützend um sie, um den Wind nicht an ihre zarte Haut zu lassen. Dann küsste er sie. Sie küsste ihn zurück und fand den Weg nicht mehr fort von seinen Lippen.
Zarte Hände rüttelten an ihr und weckten sie auf. Es war Nacht geworden und die Vestalinnen hatten nach ihr gesucht und sie im Garten ihrer Göttin gefunden.
Annea wurde bewusst, was geschehen wäre, wenn man sie nicht im Garten, sondern in seinen Armen gefunden hätte, und wurde still. Sie wusste, wer das Gesetz der Keuschheit verletzte, wurde vom Pontifex Maximus zum Tode verurteilt und lebendig begraben. Annea hatte keine Angst vor dem Tod, aber die Vorstellung, dass der Mann, der sie geküsst hatte, auf dem Forum Romanum öffentlich zu Tode gegeißelt werden könnte, ließ ihren Körper in eine eisige Starre fallen. Nein, sie war eine Vestalin der Vesta, sie hatte Keuschheit gelobt und sie würde dem Mann, der sie, ihren Körper, ihre Lippen berührt hatte, nicht den Tod bringen. Sie war rein und weise, sie würde ihm aus dem Weg gehen und den Tempel nicht mehr verlassen.
Annea war stark, aber die Träume kamen immer wieder, die Sehnsucht wurde stärker und ihr Wille schwächer. Sie begann wieder damit, den Tempel zu verlassen und ging ihren Diensten nach. Sie hatte den Mann ohne Namen nicht mehr gesehen. Langsam strömten wieder Ruhe und Sicherheit durch ihren Körper.
Sie war schon auf dem Weg zurück, als er plötzlich vor ihr stand. Er trug nicht mehr die Kleider der Tanzpriesterschaft und er hatte einen Sack in der Hand. Annea riss die Augen auf und konnte sich seinem Blick nicht entziehen. Es ging alles sehr schnell, er warf ein Kleid aus grober Wolle über ihr zartes Gewand, hob sie hoch und legte sie mit einer Decke bedeckt auf einen bereitliegenden Streitwagen.
Annea blieb ruhig liegen, sie hätte schreien und sich wehren können, sie hätte sogar davonlaufen können, denn er hielt sie
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