Darkover 20 - Das Schwet des Aldones
Schluchzen verstummte schlagartig. Ihr Gesicht hatte plötzlich eine unheimliche Ruhe. »Du fragst mich besser nicht«, murmelte sie. »Die Antwort würdest du nie glauben.«
Ich runzelte die Stirn. Über die Verbindung zwischen den beiden Bewahrerinnen konnte ich nur Mutmaßungen anstellen. Hatten wir Ashara überhaupt gesehen oder nur ihre Erscheinung? Hatte Callina dies Gesicht gesehen?
Draußen waren die Lichter ausgegangen. Schweigend durchschritten wir die dem Regen offenen Höfe und die widerhallenden Gänge. In Callinas Matrix-Laboratorium war es warm. Ich zog den Mantel aus und ließ die Hitze in meinen durchgekühlten Körper und meinen schmerzenden Arm einziehen. Callina beschäftigte sich inzwischen damit, die telepathischen Dämpfer zu regulieren. Ich trat vor den riesenhaften Schirm, der mir am Tag zuvor aufgefallen war, und starrte stirnrunzelnd in seine wolkigen Tiefen. Transmitter . Neben ihm lag in dem seidenen Schockabsorber die größte Matrix, die ich je gesehen hatte. Ein gewöhnlicher Matrix-Mechaniker arbeitet mit den ersten sechs Ebenen. Ein Telepath kann die siebte und achte manipulieren. Sharra gehörte der neunten oder zehnten Ebene an - genau wußte ich es nicht - und verlangte mindestens drei miteinander verbundene Gehirne, von denen eins einem Telepathen gehören mußte. Die Ebene der Matrix neben dem Schirm konnte ich nicht einmal erraten.
Zauberei? Unbekannte Naturgesetze? Das war ein und dasselbe. Aber es lag mir im Blut. Ich war Comyn, und für solche Dinge sind die Comyn herangezüchtet worden.
Es ist unmöglich, jemandem, der nicht Comyn ist, den Schirm zu erklären. Er fängt Bilder ein. Er ist ein Duplikator, eine Falle für ein gewünschtes Muster. Eine automatische Ansammlung von zusammengehörenden vorherbestimmten Requisiten - nein, ich kann es nicht erklären und will es gar nicht erst versuchen.
Jedenfalls konnte ich mit meiner telepathischen Kraft, verstärkt durch die Matrix, ohne räumliche Begrenzung nach dem Verstand suchen, den wir brauchten. Von allen Milliarden menschlicher und nichtmenschlicher Gehirne auf den Millionen Welten in der Raumzeit paßte irgendwo ein einziges genau für unsern Zweck, da es gewisse Dinge wahrnahm - und gewisse Dinge nicht wahrnahm.
Mit dem Schirm würden wir die Vibration jenes Geistes auf diesem Sektor in der Raumzeit abstimmen, hier, jetzt, zwischen den Polen des Schirms. Der Schirm reduzierte die räumliche Entfernung auf Null und ermöglichte es uns, die Energonen von Geist und Körper zu verlagern und hierherzuholen. Mein Gehirn spielte mit Wörtern wie Hyperraum und Dimensionsreise und Materie-Transmitter, aber das waren eben nur Wörter.
Ich ließ mich in den Sessel unterhalb des Schirms fallen und beugte mich vor, um die Kontrollen auf mein eigenes zerebrales Muster zu kalibrieren. Umständlich hantierte ich mit der Wählscheibe herum und sagte, ohne aufzublicken: »Du wirst den Überwachungsschirm abstellen müssen, Callina.«
Sie ging durchs Zimmer und berührte eine Reihe von Knöpfen. Die Lichterreihe ging aus; die Überwachung der Matrices von Darkover wurde umgeleitet. »Durch den Arilinn-Turm geht ein Bypass-Relais«, erklärte Callina.
Ein Gitter knatterte und sandte Stakkato-Signale aus. Callina lauschte und sagte dann: »Ja, ich weiß, Maruca. Aber wir haben die Hauptschaltkreise abgestellt. Ihr werdet die Energonen heute nacht in Arilinn halten müssen.«
Sie wartete, dann rief sie scharf: »Lege eine Barriere dritten Grades um Thendara! Das ist ein Befehl vom Comyn; tu, was ich dir sage!« Seufzend wandte sie sich ab.
»Dies Mädchen ist die lärmendste Telepathin auf dem Planeten. Ich wünschte, heute nacht wäre in Arilinn irgendeine andere Bewahrerin. Es gibt ein paar Leute, die eine Barriere der dritten Ebene durchdringen können, aber würde ich eine der vierten verlangen... « Sie zuckte die Schultern. Ich verstand - eine Barriere der vierten Ebene würde jeden Telepathen Darkovers auf die Tatsache aufmerksam machen, daß in der Comyn-Burg etwas vorging...
Wir mußten es darauf ankommen lassen. Callina nahm ihren Platz vor der Matrix ein, und ich konzentrierte mich auf den Schirm. Ich schloß alle Sinneseindrücke aus, justierte die psychokinetischen Wellen auf das Muster, das wir brauchten. Welches fremde Lebewesen würde die Bedingungen erfüllen? Ohne daß ich willentlich etwas dazu tat, entstand das Muster von selbst.
In dem Augenblick, bevor mein
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