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Das 1. Buch Des Blutes - 1

Das 1. Buch Des Blutes - 1

Titel: Das 1. Buch Des Blutes - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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kümmern.
    Ich hab’ von der Ausstellung gelesen…« Er lächelte beinah.
    »… Wundervoll für dich. Wie wir’s schon immer gesagt haben, nicht?
    Vor dem Krieg. Du bist der, der berühmt wird, und ich werd’…« Das Lächeln war verschwunden. »… berüchtigt. Sie sagen jetzt schreckliche Sachen über mich, in den Zeitungen. Ein Alter, der sich mit jungen Mädchen abgibt, du kannst dir denken, in was für’n Licht mich das rückt. Wahrscheinlich glauben sie, ich hab’ die Beherrschung verloren, weil ich’s nicht machen konnte mit ihr. Das glauben sie, da bin ich sicher.« Er verlor den Faden, hielt inne, begann von neuem.
    »Du mußt dich um Catherine kümmern. Sie hat Geld, aber keine Freunde. Sie ist zu abweisend, verstehst du, innerlich zu sehr verletzt.
    Das macht die Leute ihr gegenüber vorsichtig. Du mußt bei ihr bleiben.«
    »Das tu’ ich.«
    »Ja, ich weiß, weiß ich ja. Deswegen bin ich wirklich froh und erleichtert und will bloß noch…«
    »Nein Phillipe.«
    »Bloß noch sterben. Mehr bleibt uns eh nicht übrig, Lewis. Die Welt ist zu grausam.«
    Lewis dachte an den Schnee und an die Eisschollen und sah den Sinn im Sterben.
    Der mit der Untersuchung des Falles betraute Kriminalbeamte war alles andere als entgegenkommend, obwohl Lewis sich ihm als einen Verwandten des hochgeschätzten Detektivs Dupin vorstellte. Lewis’
    Verachtung für dieses schundig-elegant gekleidete Wiesel, das da in seinem vollgestopften Loch von Büro hockte, ließ die Unterredung vor unterdrückter Wut knistern.
    »Ihr Freund«, sagte der Inspektor und zupfte an der aufgeschürften Nagelhaut seines Daumens, »ist ein Mörder, Monsieur Fox. So einfach liegen die Dinge. Das Beweismaterial ist erdrückend.«
    »Das kann ich nicht glauben.«
    »Glauben Sie, was Sie glauben wollen, das ist Ihr gutes Recht. Unser Beweismaterial reicht absolut aus, um Phillipe Laborteaux des vor sätzlichen Mordes zu überführen. Er hat kaltblütig getötet und wird nach dem vollen Strafmaß verurteilt werden. Das versprech’ ich Ihnen.«
    »Was für Beweise haben Sie gegen ihn?«
    »Monsieur Fox, ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig. Was wir für Beweise haben, ist allein unsere Sache. Nur soviel: Während des Zeitraums, in dem der Angeklagte in irgendeiner erfundenen Patisserie gewesen sein will, wurde keine andere Person im Haus gesehen; und da der Zugang zu dem Zimmer, in dem die Verstorbene gefunden wurde, nur über die Treppe möglich ist…«
    »Ein Fenster kommt nicht in Frage?«
    »Eine kahle Mauer, drei Stockwerke hoch. Höchstens ein Akrobat.
    Ein Akrobat bringt so was vielleicht fertig.«
    »Und der Zustand des Körpers?«
    Der Inspektor schnitt eine Grimasse. Ekel. »Gräßlich. Haut und Muskelfleisch vom Knochen abgeschält. Das ganze Rückgrat freigelegt. Blut, viel Blut.«
    »Phillipe ist siebzig.«
    »Ja, und?«
    »Ein alter Mann wäre nicht fähig.. .«
    »In anderer Hinsicht«, unterbrach ihn der Inspektor, »scheint er durchaus fähig gewesen zu sein, ouil Als Liebhaber, nicht? Der leidenschaftliche Liebhaber, dazu war er fähig.«
    »Und was für ein Motiv soll er Ihrer Meinung nach gehabt haben?«
    Er stülpte den Mund vor, rollte mit den Augen und klopfte sich gegen die Brust. »Le coeur humain«, sagte er, als gäbe er in Herzensangelegenheiten alle Hoffnung auf Vernunft auf. »Le coeur humain, quel mystere, n’est-ce pas?« Und indem er Lewis den Gestank seines Magengeschwürs entgegenatmete, komplimentierte er ihn zur Tür hinaus. »Merci, Monsieur Fox. Ich verstehe Ihre Verwirrung, o«i?
    Aber Sie vergeuden Ihre Zeit. Ein Verbrechen ist ein Verbrechen. Es ist etwas Reales, im Gegensatz zu Ihren Gemälden.« Er sah Lewis die Überraschung an. »Oh, ich bin kein solcher Banause, daß ich nicht wüßte, wer Sie sind, Monsieur Fox. Aber, wenn’s recht ist, machen Sie Ihre Erdichtungen, so gut Sie können, das ist schließlich Ihre Begabung, OKI? So wie’s meine ist, die Wahrheit rauszufinden.«
    Lewis konnte die Phrasendrescherei dieses Wiesels nicht mehr mit anhören. »Die Wahrheit?« fegte er den Inspektor an. »Die Wahrheit bekommen Sie bestimmt nicht mit, und wenn Sie drüber stolpern.«
    Das Wiesel sah aus, als hätte man ihm einen nassen Fisch um die Öhren gehauen. Eine äußerst schwache Genugtuung. Aber Lewis fühlte sich daraufhin mindestens fünf Minuten lang besser.
    Das Haus in der Rue des Martyrs war in keiner guten Verfassung, und Lewis konnte die Feuchtigkeit riechen, während er zu dem

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