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Das 5. Buch des Blutes - 5

Das 5. Buch des Blutes - 5

Titel: Das 5. Buch des Blutes - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Er war erst wenige Schritte gegangen, als er hinter sich jemanden hörte. Er drehte sich um. Taschenlampenlicht beleuchtete sein entsetztes Gesicht. Es war nur der mit den italienischen Schuhen.
    »Es gibt kein’ andern Zugang.«
    »Es gibt kein’ Grund, mich zu blenden«, sagte Garvey. Der Lichtkegel senkte sich.
    »Verzeihung.«
    »Es ist jemand hier, Coloqhoun. Ein Mädchen.«
    »Ein Mädchen?«
    »Vielleicht wissen Sie was davon?«
    »Nein.«
    »Sie war splitternackt. Stand drei oder vier Meter von mir entfernt.«
    Verblüfft sah Jerry Garvey an. Litt der Mann an sexuellen Wahnvorstellungen?
    »Und ich sag’ Ihnen, da war ein Mädchen«, begehrte Garvey auf, obwohl kein Wort des Widerspruchs gefallen war. »Wenn Sie nicht aufgekreuzt wären, hätte ich sie gehabt.« Er blickte wieder flüchtig den Korridor hinunter. »Leuchten Sie mal da entlang.«
    Jerry richtete den Strahl auf den Irrgarten: keinerlei Anzeichen von Leben.
    »Verdammt«, sagte Garvey mit durchaus aufrichtigem Bedauern. Er wandte sich wieder Jerry zu. »Na gut«, sagte er.
    »Jetz’ aber nichts wie raus hier.«
    »Ich bin interessiert«, sagte er, als sie sich vor dem Eingang trennten. »Das Projekt hat Möglichkeiten. Haben Sie einen Grundriß von dem Bau?«
    »Nein, aber ich kann mir einen beschaffen.«
    »Tun Sie das.« Garvey zündete sich eine neue Zigarre an.
    »Und schicken Sie mir ein detailliertes Angebot. Dann reden wir noch mal darüber.«
    Es kostete eine beträchtliche Menge Schmiergeld, um seinem Gewährsmann im Baureferat die Hallenbadpläne abzuluchsen, aber Jerry bekam sie schließlich. Auf dem Papier sah der Komplex wie ein Labyrinth aus. Und, wie bei den besten Labyrinthen, war in der Anordnung der Duschräume und Bäder und Umkleideräume keinerlei Strukturprinzip zu entdecken. Carole war es, die diese These widerlegte.
    »Was ist das?« fragte sie ihn, als er an diesem Abend über den Plänen hockte. Sie hatten in seiner Wohnung vier oder fünf Stunden zusammen verbracht - Stunden ohne die Herumstreiterei und Feindseligkeit, die ihr Zusammensein in letzter Zeit vergällten.
    »Das is’ der Grundriß vom Hallenbad in der Leopold Road.
    Willst du noch’n Brandy?«
    »Nein danke.« Sie sah sich eingehend den Plan an, während er aufstand, um sich ein neues Glas einzuschenken.
    »Ich glaub’, ich hab’ Garvey soweit.«
    »Du willst mit ihm Geschäfte machen, ja?«
    »Tu doch nicht so, als ob ich ein weißer Sklavenhändler wäre. Der Mann hat Geld.«
    »Schmutziges Geld.«
    »Was schadet schon ‘n bißchen Schmutz unter Freunden?«
    Sie sah ihn frostig an, und er wünschte, er hätte die letzten zehn Sekunden zurückspulen und die Bemerkung löschen können.
    »Ich brauche dieses Projekt«, sagte er, während er mit seinem Drink zum Sofa ging und sich ihr gegenüber hinsetzte.
    Der Grundriß war auf dem niedrigen Tisch zwischen ihnen ausgebreitet. »Ich brauch’ endlich was, bei dem ich Erfolg habe.«
    Ihr Blick gönnte ihm keinen Aufschub. »Ich hab’ einfach ein ausgesprochen ungutes Gefühl, sobald ich was von Garvey und Konsorten höre«, sagte sie. »Ist mir egal, wieviel Geld er hat.
    Er ist ein Ganove, Jerry.«
    »Also sollt’ ich die ganze Sache sein lassen, ja? Willst du das damit sagen?« Diese Auseinandersetzung hatten sie, in der einen oder anderen Aufmachung, schon mehrere Male während der letzten paar Wochen. »Ich soll einfach die ganze harte Arbeit, die ich reingesteckt habe, vergessen und diese Schlappe zu all den anderen hinzufügen?«
    »Es gibt keinen Grund zu brüllen.«
    »Ich brülle nicht!«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Also schön«, sagte sie ruhig, »du brüllst nicht.«
    »Mein Gott!«
    Sie ging wieder dazu über, den Grundriß zu studieren. Jerry betrachtete sie über den Rand seines Whiskyglases; ihren Mittelscheitel und das feine blonde Haar, das sich dort zerteilte.
    Wie wenig Verständnis sie doch füreinander hatten! Die Abläufe, die sie in ihre gegenwärtige Sackgasse brachten, waren völlig klar, aber immer wieder waren sie außerstande, die gemeinsame, für einen fruchtbaren Meinungsaustausch notwendige Basis zu finden. Nicht nur in dieser Angelegenheit; in einem halben Hundert anderer. Welche Gedanken auch immer unter ihrer zarten Kopfhaut herumschwirrten, sie waren ihm ein Rätsel. Und seine vermutlich ihr.
    »Das ist eine Spirale«, sagte sie.
    »Was?«
    »Das Hallenbad. Es ist spiralenförmig konzipiert. Schau.«

    Er stand auf, um sich den Grundriß aus der

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