Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das 5. Buch des Blutes - 5

Das 5. Buch des Blutes - 5

Titel: Das 5. Buch des Blutes - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
Vom Netzwerk:
persönlich, Jerry.«
    Er nickte.
    »Ich ruf die Polizei«, schlug sie vor. »Du schaust nach, was fehlt.«
    Mit bleichem Gesicht gehorchte er. Die Wucht dieser Invasion betäubte ihn. Während er apathisch durch die Wohnung schlenderte, um das Inferno zu besichtigen - zu Bruch gegangene Gegenstände umdrehte, Schubladen in ihre Fächer zurückschob -, stellte er sich plötzlich die Eindringlinge bei ihrer Tätigkeit vor, wie sie sich lachend durch seine Kleider und Andenken arbeiteten. In der Ecke seines Schlafzimmers fand er einen Haufen mit seinen Fotografien. Sie hatten darauf uriniert.
    »Die Polizei ist unterwegs«, teilte ihm Carole mit. »Auf keinen Fall was anfassen, haben sie gesagt.«
    »Zu spät«, murmelte er.
    »Was fehlt?«
    »Nichts«, meldete er. Alle Wertgegenstände - die Stereound die Videoanlage, seine Kreditkarten, seine wenigen Schmucksachen - waren vorhanden. Erst dann fiel ihm der Grundriß ein. Er ging wieder ins Wohnzimmer und machte sich daran, den Trümmerwirrwarr zu durchwühlen, aber er wußte verdammt gut, daß er den Plan nicht finden würde.
    »Garvey«, sagte er.
    »Was is’ mit ihm?«
    »Hat sich den Grundriß vom Hallenbad geholt. Oder jemand geschickt.«
    »Warum nur?« antwortete Carole und betrachtete das
    Chaos.
    »Den wolltest du ihm doch sowieso geben.«
    Jerry schüttelte den Kopf. »Du warst doch diejenige, die mir dringend geraten hat, mich auf nichts einzulassen…«
    »Aber mit so etwas hab’ ich nie gerechnet.«
    »Dann sind wir schon zwei.«
    Die Polizei kam und ging, brachte dabei matte Entschuldigungen für die Tatsache vor, daß man eine Festnahme für unwahrscheinlich hielt, »‘s gibt ‘ne Menge Vandalismus zur Zeit«, sagte der Officer. »Im untern Stock is’
    niemand…«
    »Nein. Sie sind weg.«
    »War die letzte Hoffnung, fürcht’ ich. Anrufe wie diesen kriegen wir ständig. Sind Sie versichert?«
    »Ja.«
    »Na ja, das is’ doch was.«
    Während der ganzen Unterredung ließ Jerry nichts von seinem Verdacht verlauten, obwohl er wiederholt versucht war, darauf hinzuweisen. Es hatte in diesem Augenblick wenig Sinn, Garvey zu beschuldigen. Zum einen würde Garvey für Alibis vorgesorgt haben; zum anderen würden haltlose Beschuldigungen den Mann nur zu weiteren Unsinnigkeiten anstacheln.
    »Was willst du unternehmen?« fragte Carole, nachdem die Polizisten unter pauschalem Achselzucken abgezogen waren.
    »Weiß ich nicht. Ich bin mir ja nicht mal hundertprozentig sicher, daß es Garvey war. Eben ist er noch die Liebenswürdigkeit und Vernunft selbst, und dann das hier. Wie soll ich mit so jemandem umgehen?«
    »Gar nicht. Das läßt du schön sein«, antwortete sie.
    »Möchtest du hier bleiben oder mit zu mir kommen?«
    »Bleiben«, sagte er.
    Sie machten einen oberflächlichen Versuch, den vorherigen Zustand wiederherzustellen - richteten die Möbelstücke auf, die noch nicht zu ruiniert waren, um zu stehen, und räumten das zerbrochene Glas weg. Dann drehten sie die zerschlitzten Matratzen auf die Kehrseite, machten zwei unversehrte Kissen ausfindig und gingen zu Bett.
    Sie wollte mit ihm schlafen, aber selbst diese Form der Besänftigung war, wie neuerdings so vieles in seinem Leben, zum Scheitern verurteilt. Zwischen den Laken ließ sich nicht wiedergutmachen, was sich außerhalb von ihnen an schlimmer Verbitterung angestaut hatte. Sein Ärger machte ihn roh, und seine Roheit verärgerte wiederum sie. Sie runzelte die Stirn, während sie unter ihm lag, küßte ihn nur widerwillig und mit zusammengepreßten Lippen. Ihr Widerstreben spornte ihn nur zu neuer Grobheit an.
    »Hör auf«, sagte sie, als er im Begriff war, in sie einzudringen. »Ich will das nicht.«
    Er schon; und wie. Rücksichtslos schob er sich vorwärts, ehe sie ihren Einwänden Nachdruck verleihen konnte.
    » Nein hab’ ich gesagt, Jerry.«
    Er sperrte ihre Stimme aus. Er war eineinhalbmal so schwer wie sie.
    » Hör auf .«
    Er schloß die Augen. Wieder sagte sie ihm, er solle aufhören, diesmal mit wirklicher Wut, aber er stieß bloß härter zu - so wie sie es manchmal ausdrücklich von ihm wünschte, wenn sie voll in Fahrt waren, ja von ihm erflehte. Aber jetzt fluchte sie nur auf ihn und drohte, und jedes Wort, das sie
    sagte, machte ihn noch versessener darauf, sich um das hier nicht betrügen zu lassen, obwohl er in seiner Leistengegend nichts spürte als Unbehagen und drückende Fülle und den Drang, alles los zu werden.
    Sie begann sich zur Wehr zu setzen: kratzte ihm mit

Weitere Kostenlose Bücher