Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Aktmodell

Das Aktmodell

Titel: Das Aktmodell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jina Bacarr
Vom Netzwerk:
Gesichtsausdruck, als ein fetter und schwitzender Arbeiter auf das Fenster zugeht, seinen Mund auf die Scheibe drückt und ihr einen Kuss mitten auf das mit brauner Farbe betonte Dekolleté gibt. Die Frau lacht nervös und fordert ihn dann auf, in das Haus zu kommen. Auch die anderen Männer gehen jetzt auf dieses Spiel ein und verschmieren die Fensterscheibe mit ihren Mündern und fettigen Abdrücken ihrer Hände. Dabei machen sie obszöne Bemerkungen darüber, dass sie
sa chatte
, ihre Möse, sehen und sie mal so richtig reiten wollen.
    “Hier kommt noch eine fürs Fenster,
Messieurs”
, ruft plötzlich ein Mann und hält meinen Arm fest. Er schlägt meinen kleinen Hut weg und zwingt mich dazu, Brot und Käse aufs Pflaster fallen zu lassen.
    “Lasst mich sofort los!”, schreie ich laut. Aber der Mann lacht nur und zerrt mich zu der Gruppe der gaffenden Männer. Ich bohre meine Absätze in die Pflastersteine, aber der Mann hält mich fest im Griff, sodass ich nicht entfliehen kann.
    Was passiert gerade mit mir? Wieso konnte ich mich nicht einfach um meine eigenen Angelegenheiten kümmern und in die Rue Caulaincourt einbiegen? Dann wäre ich jetzt bereits bei Paul. Wie soll ich denn jetzt aus diesem Neunzehntes-Jahrhundert-Peepshow-Wahnsinn wieder herauskommen?
    “Hört auf, Euch zu wehren,
mon petit chou”
, insistiert mein Fänger.
    Ich versuche ihm direkt in die Augen zu schauen und all meinen Mut zusammenzunehmen, den ich nicht habe. “Ihr täuscht Euch, Monsieur. Ich bin keine Prostituierte.”
    “Ich mache keine Fehler,
ma belle.
Aber ich habe meine Meinung darüber geändert, Euch mit jemandem zu teilen.” Der Mann gräbt seine knochigen Finger in meinen Arm und zieht mich von der Menge weg. “Ihr seid zu hübsch für dieses Fenster.”
    “Von was redet Ihr denn?” Ich kann es nicht fassen, was ich eben gehört habe.
    “Das werdet Ihr noch früh genug sehen, Mademoiselle.” Er presst seinen Körper an mich und bohrt seine Finger in meine Schultern. “Ich habe die Mösen aller in diesem Distrikt registrierten Prostituierten verkostet. Jetzt seid Ihr dran.”
    Verständnislos schüttle ich meinen Kopf. “Registriert? Distrikt? Wovon redet Ihr?”
    Sein Atem riecht nach dem bitteren Geruch von starkem Alkohol. Absinth. Trinkt denn hier niemand etwas anderes?
    “
Alors
, Mademoiselle, Ihr müsst neu sein auf der Straße. Lasst den
vieux
Jacquot den Ersten sein …”
    “Nehmt Eure Hände von mir.” Ich schubse ihn weg, aber er ist stärker, packt meine langen Haare und zieht mich zu einem frei stehenden Metall-Alkoven.
    “Hört auf, Euch zu wehren, Mademoiselle. Ich muss mal pissen.”
    Ich blinzle. Hier auf der Straße? Wobei, wieso nicht? Immerhin habe ich mich vorhin auch im Garten erleichtert.
    Bevor ich protestieren kann, stößt er mich in ein rundes Pissoir, dessen grüne Wände die Benutzer vor neugierigen Blicken schützen, wenn sie ihre Notdurft verrichten.
    “Bleibt, wo Ihr seid, Mademoiselle.” Der Mann drückt mich gegen die runde Wand, und in meinem Kopf dreht sich alles. Der Gestank des getrockneten Urins ist überwältigend. Nur die kalte Wand in meinem Rücken verhindert, dass ich in Ohnmacht falle.
    “Dieser Ort und Ihr”, zische ich ihn an, “machen mich ganz krank.”
    “
Alors
, es wird Euch gleich bessergehen, wenn ich erst mal mein Gehänge tief in Eure Fotze schiebe und Euch zum Zucken bringe”, kichert er. “Aber zuerst muss ich mich um Mamselles besten Freund kümmern.”
    Der Mann hält mich mit einem Arm fest, und mit der anderen Hand fummelt er erfolglos an seinen Hosenknöpfen herum. Fluchend lässt er mich los. Ich reibe die Stelle meines Arms, an der seine Finger sich in mein Fleisch vergraben haben, und plane, davonzurennen. Allerdings ist es hier ziemlich dunkel.
    Wo ist denn der Ausgang? Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, wo die Kunden gestanden haben.
    Wenigstens kann ich von Glück sagen, dass diese öffentliche Toilette leer ist. Ich wollte, ich könnte mich ganz klein machen und auf allen vieren davonkriechen. Als ich noch darüber nachdenke, merke ich, wie Feuchtigkeit am Saum meines Rockes hochkriecht. Und es ist bestimmt kein Wasser, was hier um meine Füße schwappt.
    Mein Herzschlag dröhnt in meinen Ohren und übertönt beinahe das plätschernde Geräusch des pinkelnden Mannes.
Große Klappe und nichts dahinter.
Der wird nicht lange brauchen, bis er fertig ist.
    Langsam schlängle ich mich an der Metallwand entlang in Richtung der

Weitere Kostenlose Bücher