Das Alte Aegypten
tituliert, seine Sargkammer auch das „Goldhaus“ genannt. Heute ist von all den goldbeschlagenen Tempelwänden, den vergoldeten Flaggenmasten, den goldenen Spitzen der Obelisken und den massiven Goldfiguren der Götter fast nichts mehr zu sehen. Einen Eindruck von der großen Kunst der Goldverarbeitung, dem Geschick der Goldschmiede, vermittelt der Grabschatz Tutanchamuns (siehe S. 154ff.), besonders seine goldene Mumienmaske ist berühmt.
War das Fleisch der Götter aus Gold, so ihre Knochen aus Silber – so der Glaube der Ägypter. Das weiß glänzende Metall musste aus fernen Ländern importiert werden, obwohl es im Elektron, einer in Ägypten vorkommenden, natürlichen Gold-Silber-Legierung, zu etwa 20- 30 Prozent enthalten ist, doch gelang es nicht, beide Metalle zu trennen. So war Silber bis zum Beginn des Neuen Reiches wertvoller als Gold. Man verarbeitete es vor allem zu Schmuck und verwendete es besonders in der Spiegelherstellung.
Keramik
Eine alte, hochentwickelte Technik war die Töpferei. Das dazu notwendige Material gab es in Hülle und Fülle im Niltal: den Nilton. Er wurde im gebrannten Zustand rotbraun und für einfachere Gebrauchsware verwendet. Wesentlich härter waren die grauen Töpferwaren aus dem selteneren Mergel- oder Wüstenton. Einen großen Fortschritt in der Verarbeitung bedeutete die Erfindung der handbetriebenen Töpferscheibe, die seit dem Alten Reich bekannt ist und erst um 500 v. Chr. von der fußbetriebenen abgelöst wurde
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Die einzig bekannte Landkarte (um 1280 v. Chr.) aus dem alten Ägypten zeigt das Gebiet der Goldminen im Wadi Hammamat. Arbeiterhäuser, ein Tempel und eine Stele Sethos’ I. sind weiß markiert, ein Brunnen schwarz. Wege und Goldminen wurden in hieratischer Schrift angegeben
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(c) akg, Berlin
Ein dunkles Zeitalter
Die Erste Zwischenzeit (2181-2025 v. Chr.)
„Das Land ist voll von Banden. Man geht zum Pflügen mit dem Schild bewaffnet. Das Land dreht sich wie eine Töpferscheibe. Groß und klein sagt: Ich wünschte, ich wäre tot.“ In dieser unruhigen Zeit, in der Ägypten wieder in mehrere Teile zerfiel und deren Herrscher in schneller Folge wechselten, blühte einzig die Klageliteratur, wie hier die „Mahnworte eines ägyptischen Weisen“.
Könige für einen Tag
Die Autorität, die die letzten Könige der 6. Dynastie (2345-2181) noch besaßen, war leeres Ritual. Längst waren die Gaufürsten ein bedeutender Machtfaktor geworden, auf deren Unterstützung die in rascher Folge wechselnden Könige der 7. Dynastie angewiesen waren – der ägyptische Historiker Manetho schreibt 70 von ihnen sogar nur eine Regierungszeit von je einem Tag zu. Auch den vier oder fünf Königen der 8. Dynastie war nur wenig Zeit gegeben. Trotzdem gelang es ihnen, sich, wenn auch vergleichsweise ärmliche, Pyramiden in Sakkara (siehe S. 40) zu errichten. Obwohl die in Memphis residierenden Herrscher für sich die alte Königstitulatur verwendeten, scheint es so gewesen zu sein, dass beide Landesteile, Ober- und Unterägypten, schon wieder eigene Wege gingen. Eine in Herakleopolis ansässige Bezirksfürstenfamilie übernahm demnach die Herrschaft über den Norden, Manetho zählt ihre 19 Könige als 9. und 10. Dynastie (2160-2025). Als Adressat der „Lehre für König Merikare“, einer berühmten Weisheitslehre, ist dieser als einziges Mitglied seiner Dynastien erwähnenswert. Während ihrer 100-jährigen Herrschaft kamen die „Herakleopoliten“ mit den gleichzeitig im Süden regierenden Fürsten, einem aus Theben stammenden Geschlecht, in Konflikt. Einer der ihren, Antef I. (2125-2112), nahm den Königstitel an, obwohl er nur über ein recht kleines Gebiet in Oberägypten gebot. Er und seine zuerst nur dort herrschenden Nachfolger zählen als 11. Dynastie (2125-1985).
Ein Fall von Wiedervereinigung
Sie erhoben bald Anspruch auf das ganze Land. Auf Kosten angrenzender Bezirksfürsten gelang es ihnen, ihr Gebiet immer weiter auszudehnen, bis es, nach einer Stabilisierungsphase, Montuhotep II. (2055-2004) schließlich wagen konnte, den Norden anzugreifen. Er siegte und eroberte zuletzt auch Herakleopolis (um 2025 v. Chr.). Der Rest von Unterägypten unterwarf sich ihm daraufhin kampflos. Seinen Sieg dokumentierte er mit seinem neuen Namen „Der die beiden Länder vereinigt hat“. Wie tausend Jahre vor ihm der sagenhafte König Menes ging er als Reichseiniger in die Geschichte Ägyptens ein. Eine Epoche des allgemeinen Niedergangs, in Wirtschaft, Gesellschaft und
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