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Das andere Kind

Titel: Das andere Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das andere Kind
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einem zum anderen. »Ich traue beiden so etwas zu. Sowohl
    Tanner als auch Fiona.«
    „Ich weiß nicht, ich ... «,
    begann Leslie, aber da läutete das Telefon. Sie beendete ihren Satz nicht, sondern wartete wie
    alle anderen schweigend, bis Colin aus dem Arbeitszimmer zurückkehrte.
    „Das ist in der Tat mysteriös«,
    sagte er, »die haben jetzt mit dem Fahrer geredet. Er war wie vereinbart vor der Whitestone-
    Farm, sollte ja dort stehen, aber keinesfalls klingeln, hat jedoch weit und breit niemanden
    gesehen. Er hat eine ganze Weile gewartet, ist dann die Straße entlang langsam weitergerollt,
    aber da war auch nichts. Deshalb ist er schließlich unverrichteter Dinge und ziemlich verärgert
    nach Hause gefahren. In der Zentrale hatte er gemeldet, dass wohl ein Irrtum
    vorlag.«
    Alle sahen einander an.
    Plötzlich lag Anspannung in der Luft. Und Angst.
    „Al so, zuallererst laufen wir den Weg zur Whitestone-Farm ab«, bestimmte
    Leslie, „vielleicht ist sie gestürzt, oder ihr ist schwindlig geworden ... Sie ist so alt!« Sie
    blickte die beiden Männer an. „Keiner vo n euch beiden ist auf die
    Idee gekommen, eine alte Frau mitten in der Nacht zu begleiten? Oder
    ihr den Plan, noch ein Stück zu laufen, auszureden?« »Man kann Fiona nichts ausreden«, brummte
    Chad, womit er allerdings recht hatte.
    Colin
    strich sich über die Haare. Er blickte schuldbewusst drein. »Stimmt«, sagte er, »es hätte
    selbstverständlich sein sollen, sie zu begleiten. Es war ... spät, und ich glaube ... ich
    fühlte mich nicht verantwortlich. Ich war außerdem ärgerlich ... alle waren irgendwie böse auf sie ... « Er verstummte
    hilflos.
    Leslie bohrte nicht
    weiter nach. Er hatte ja recht. Jeder war zornig auf Fiona gewesen. Sie selbst schließlich am
    meisten. So zornig, dass sie ohne ihre Großmutter den Heimweg angetreten hatte, anstatt auf sie
    zu warten.
    »Gwen, versuch doch
    bitte noch einmal, Dave zu erreichen. Vielleicht weiß er ja etwas. Wenn er weiterhin nicht auf
    deine Anrufe reagiert, werde ich ihn aufsuchen.« Leslie wandte sich zum Gehen. »Kommt jemand
    mit und hilft, die Straße abzusuchen?«
    Colin und Jennifer
    schlossen sich ihr an, und Jennifer nahm auch die Hunde mit. Die schmale Straße lag still im
    Sonnenlicht. Auf beiden Seiten wurde sie von mannshohen Hecken gesäumt, die in allen Farben des
    Herbstes leuchteten. Vereinzelt hingen sogar noch dicke, schwarze Brombeeren an den Zweigen.
    Ein friedlicher, fast spätsommerlich anmutender Sonntag im Oktober ... In der Ferne glitzerte
    blau das Meer.
    Ein Stück vor ihnen
    tauchte das große Gatter auf, das den Zugang zu der benachbarten Farm verschloss. Ein Fußpfad
    führte, entlang weitläufiger Schafweiden, auf das Gelände. Die Landstraße machte an dieser
    Stelle eine scharfe Kurve nach rechts und führte dann in sanften Bogen bergab, tauchte ein in
    ein Waldstück, das aus hohen, immer noch dicht belaubten Bäumen, aus Büschen und Farnen
    bestand. Die Sonne drang hier nur stellenweise hin, das Licht war dämmrig und alles in ein
    weiches Grün getaucht. Eine schmale Brücke mit steinernem Geländer führte über eine tiefe,
    bewaldete Schlucht, auf deren Grund in diesem sehr trockenen Herbst das Wasser nur als flaches
    Rinnsal floss. Dahinter schraubte sich die Straße langsam wieder empor.
    Bei Nacht musste es
    hier stockdunkel sein. Allerdings war es praktisch unmöglich, sich zu verlaufen, weil man
    nirgendwo die Straße verlassen konnte. Und die Schlucht war durch die Mauern begrenzt. Ein
    Mensch in volltrunkenem Zustand hätte vielleicht dennoch abstürzen können, aber Fiona war mit
    Sicherheit, wie stets, stocknüchtern gewesen.
    Zunehmend beschlich
    Leslie tiefe Furcht. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht.
    Sie liefen bis zur
    Whitestone-Farm und noch ein Stück weiter sogar, spähten in die Sträucher am Straßenrand und
    ließen den Blick über die Weideflächen schweifen, die sich dahinter anschlossen. Wotan und Cal
    sprangen fröhlich voraus und wieder zurück und schienen nicht das Geringste zu wittern, das in
    irgendeiner Weise ungewöhnlich war.
    „Könnten die beiden
    eine Spur aufnehmen?«, fragte Leslie. „Wenn man ihnen ein Kleidungsstück von Fiona hinhält, zum
    Beispiel?«
    Jennifer schüttelte
    den Kopf. „Dazu muss ein Hund ausgebildet sein. Die beiden würden nicht wissen, was sie tun
    sollen.«
    Frustriert machten
    sie sich auf den Heimweg. Was immer mit Fiona geschehen war: Auf dem Weg, den sie hatte

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