Das Attentat - 0
ein Lho-Stäbchen rauchte. Er hatte einen Gallegeschmack im Mund, der nicht verschwinden wollte, und sein Auge tränte beständig. Er hielt nach Hark Ausschau. Hark wusste Bescheid.
Soric war sein Leben lang ein tapferer Mann gewesen. Trotz aller Übelkeit und Furcht, die er jetzt empfand, wusste er doch, jetzt mehr denn je, dass Milo recht hatte. Soric musste jetzt nur tapfer genug sein, es auf die richtige Art zu tun.
Wenn es nicht schon zu spät war.
»Mohr!«, rief Soric, während er sich erhob und den Stummel austrat. Der Signalmann seiner Einheit kam eiligst angelaufen.
»Machen Sie Gaunt für mich ausfindig, bitte.«
Mohr nickte, stellte das Kom-Gerät ab und fing an zu sprechen, während er an den Knöpfen drehte.
»Ist unterwegs zum Feldposten auf der Tarifstraße, Chef.«
Soric warf einen Blick auf seine Karte. Die Tarifstraße war ganz in der Nähe.
»Er ist zu Kommissar Hark gerufen worden, Chef«, fügte Mohr hinzu.
Sorics Miene verdunkelte sich. Zu spät, zu spät, zu spät …
»Vivvo!«, rief er.
»Chef?«
»Sie haben bis auf Weiteres das Kommando über den Trupp, mein Junge. Befolgen Sie die Befehle, und machen Sie das Beste daraus.«
»Chef? Wohin gehen Sie? Chef?«
Doch Soric hatte sich schon auf den Weg gemacht.
Leichter grauer Qualm von den Panzergranaten trieb durch die schmale Straße in Gildenhang. Schmucke Lagerhäuser der Gilde standen beiderseits des kopfsteingepflasterten Wegs, und im Süden, ein Stück den sanften Anstieg hinauf, erhoben sich die kolossalen Massen der Makropoltürme hoch über die Dächer.
Es gab wenig, überlegte Varl, was diese spezielle Straße von derjenigen unmittelbar nördlich oder südlich davon unterschied. Sie gehörten alle zum Innenstadt-Labyrinth, wurden alle von Granaten beschossen und waren alle vollkommen verräuchert.
Diese Straße markierte jedoch die zweite Linie, den Verteidigungsring um die Stadtmitte, zu dem sich alle Imperiumstruppen zurückgezogen hatten. Vor allem aber war diese Straße der Bereich der zweiten Linie, den sein Trupp halten sollte. Ein Block weiter westlich stand eine Kompanie PS-Infanterie. Ein Block weiter östlich, das wusste Varl aus berufenem Munde – nun ja, zumindest von Tak-Log –, stand ein Quartett Panzer der Leibkompanie. Er hatte sie noch nicht gesehen, vertraute aber auf ihre Anwesenheit.
Seit dem Mittag war es ruhig in seiner unmittelbaren Umgebung, bis auf die dröhnende Qual der Sendungen des Erzfeinds und den Vorstoß einer Todesbrigade des Blutpakts, den seine Männer mit einem ausgezeichnet vorgetragenen Flankenangriff abgewehrt hatten.
Varl schaute angestrengt die Straße entlang, wo die Männer von Trupp neun alle in Deckung waren und warteten. Er sah Baen, den Späher seines Trupps, von einem Erkundungsausflug zur Kreuzung zurückkehren.
Pater Sünde und seine beiden Schützlinge marschierten direkt hinter Baen.
Varl zog ein Lho-Stäbchen aus der Jackentasche und hielt es Brostin hin, der neben ihm in Deckung lag. Brostin sengte gehorsam die Spitze des Stäbchens seines Sergeants mit der blauen Zündflamme seines Flammenwerfers an.
Varl nahm einen tiefen Zug, atmete den Rauch aus und nickte Baen zu, als dieser näher kam. Der Pater und die beiden Psioniker klebten buchstäblich an Baen Fersen.
»Irgendwas zu melden?«, fragte Varl.
Baen schüttelte den Kopf. »Nichts, keine Spur. Ich habe auf der Kreuzung nachgesehen und auch noch dahinter. Sie beschießen die Katzstraße, was das Zeug hält. Die armen Schweine von den PS. Aber sonst gibt es nichts außer …«
»Außer?«
Baen zuckte die Achseln. Sünde legte seine gewaltigen Hände fest auf die Schultern seiner beiden Zwerge und trieb sie vorwärts. Alle drei gingen zwischen Varl und Baen durch.
»Ich hatte so ein komisches Gefühl, als würden wir beobachtet«, sagte Baen.
Varl lächelte. »Das ist nichts. Nur Anspannung. Das spüren wir alle mal.«
Sünde blieb stehen und behielt seine Psioniker nah bei sich, als er dann wieder zurückging und Varl eingehend betrachtete. Er erkannte die Uniform dieses Mannes wieder. Tanither. Diese Männer waren Geister. Diejenigen, die ihm seinen Sieg auf Hagia gestohlen hatten. Dort war er dem Sieg so nah gewesen und dann am Ende doch nur dank einer Warnung seiner Psioniker knapp mit dem Leben davongekommen. Nur wenige seiner Art hatten Hagia lebend entfliehen können.
Groll und Rachegelüste schwelten in ihm. Sünde fletschte die implantierten Stahlzähne. Das waren die Elenden, die
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