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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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sich, ob es wohl schneller gehen würde, wenn sie ihm Schweinereien ins Ohr flüsterte. Aber schon bei dem Gedanken schnürte es ihr die Kehle zu, als hätte sie Staub geschluckt.
    Caroline hatte noch nie etwas dafür übrig gehabt, sich beim Sex mit schmutzigen Worten gegenseitig anzustacheln.
    Peter geriet immer mehr in Fahrt.
    Früher hatte sie ihn elektrisierend gefunden.
    Sie spürte seinen heißen Atem am Hals.
    Früher hatte sie es keine zwei Tage ohne Sex ausgehalten.
    Sein ganzer Körper spannte sich an.
    Sie kniff die Augen zusammen, um nicht weinen zu müssen.
    Am Sonntag breiteten Caroline und Savannah drei Kleider auf Savannahs Bett aus, die in die engere Wahl für das österliche Abendessen bei Peters Eltern kamen. Savannah betrachtete sie mit der Kennermiene der Modeexpertin . Sie strich über den Taftsaum des ersten Kleidchens, platzierte ihre rosafarbenen Lackschuhe neben das zweite, dann hielt sie sich das dritte an die Schultern und überprüfte ihr Aussehen im Spiegel.
    »Wie findest du das hier, Mommy?«
    Caroline begutachtete es mit ernster Miene. »Rot steht dir gut.« Das stimmte, denn die Farbe betonte Savannahs dunkle Haare und Augen.
    »Bin ich zu dick?«, fragte Savannah.
    Herrgott, das Kind war fünf. Wo zum Teufel kam das jetzt her?
    »Natürlich nicht, mein Schatz. Wie kommst du denn auf so was? Du bist ein sehr hübsches Mädchen.« Caroline musste an die anorektischen jungen Mädchen denken, darunter achtjährige Kinder, deren Fallgeschichten sie ständig zu lesen bekam.
    Savannah streichelte die rote Seidenschärpe ihres Lieblingskleids. »Janine sagt, ich stehe gut im Futter.« Sie musterte Caroline argwöhnisch. »Was hat sie damit gemeint?«
    Wer in aller Welt war Janine?
    »Ich glaube, sie hat gemeint, ich bin dick.«
    Jetzt dämmerte es Caroline. Die Nichte von Rose. »Mäuschen, das ist doch kompletter Unsinn.« Diese Janine würde ihr nicht mehr ins Haus kommen, dachte Caroline zähneknirschend.
    »Bin ich nun zu dick oder nicht?«, beharrte Savannah.
    Ausweichende Meinungen stellten Savannah nie zufrieden. Wenn etwas sie verwirrte, setzte sie Caroline so lange zu, bis sie eine klare Antwort erhielt.
    Caroline setzte sich aufs Bett und zog Savannah auf den Schoß. »Du bist genau richtig, mein Schatz. Und du bist stark.« Sie drückte Savannahs Oberarm. »Fühl mal die Muskeln.«
    »Rose sagt, ich wär fleischig. Ist das gut?« Savannah legte die Stirn in Falten. »Hört sich an wie Suppe. Als wäre ich eine dicke Suppe.«
    Dummerweise eine intelligente dicke Suppe . Caroline würde mit Rose ein ernstes Wort reden müssen.
    »Stark ist wunderbar.«
    »Ist fleischig auch gut?«
    »Sicher, das heißt einfach nur muskulös, und das ist immer gut.« Zur Erklärung beugte Caroline ihren Bizeps, bis die Sehnen hervortraten. »Kuck mal, darauf bin ich richtig stolz.«
    Savannah wirkte nicht sonderlich überzeugt. Sie nahm Carolines Hand und führte sie zu Carolines anderem Handgelenk. »Fass mal rum«, sagte sie.
    Caroline zögerte.
    »Bitte, Mommy.«
    Caroline umschloss ihr Handgelenk mit Daumen und Zeigefinger.
    Savannah machte dasselbe bei sich. »Meine Finger treffen sich nicht. Rose sagt, sie müssen zusammenkommen, damit es hübsch ist.«
    »Das glaube ich kaum, dass sie das gesagt hat, Savannah.« Caroline hätte sich nie von Rose überreden lassen dürfen, all diese Modezeitschriften zu abonnieren. Rose und Savannah hockten stundenlang über diesen Heften. Caroline hatte es niedlich gefunden, als die beiden Models ausgeschnitten und daraus Papierpuppen gebastelt hatten; es machte Spaß und schulte zugleich Savannahs Feinmotorik. Noch dazu war es eine Art von Recycling. Wie politisch korrekt Caroline und Rose doch waren!
    Aber offensichtlich hatten diese Basteleien unmerklich das Selbstvertrauen ihrer Tochter unterhöhlt.
    »Für mich bist du die Hübscheste von allen.« Vielleicht hätte sie Savannah lieber erklären sollen, wie wenig es auf Schönheit ankam. Genau. Nur dass das in dieser Welt eine Lüge und Savannah zu klug war, um ihr so etwas abzukaufen. Selbst mit fünf würde sie argwöhnen, dass Caroline ihr nur Honig um den Bart schmierte.
    Caroline kniete sich vor Savannah hin und legte die Hände auf die drallen Schultern ihrer Tochter.
    »Du bist ein großartiges, kluges und hübsches Mädchen, und ich hab dich ganz lieb.«
    Noch drei Blocks bis zu Peters Eltern. Am liebsten hätte Caroline Peter gebeten, zu wenden und woandershin zu fahren. In ein Kino. Einen Park.

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