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Das Bildnis der Novizin

Titel: Das Bildnis der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Albanese Laura Morowitz Gertrud Wittich
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meiner Werkstatt gesagt: ich würde aus dem Kloster, aus dem Orden austreten, ich würde alles aufgeben, nur um mit ihr zusammen zu sein.«
    Schwester Pureza hatte schon vor langer Zeit den Glauben an die weltliche Liebe aufgegeben. Wahre Liebe war eine spirituelle Liebe, war die Liebe zu Gott. Doch hier stand nun ein Mann vor ihr, ein leidenschaftlicher Mann, der bereit war, alles für die Liebe aufzugeben. Sie schaute ihm in die Augen und erkannte darin die Qualen, die er litt. Da wusste sie, dass er die Wahrheit sagte. Er liebte das Mädchen aufrichtig.
    »Ich weiß nicht viel über die Welt außerhalb der Klostermauern«, entgegnete sie, »aber ich will Euch helfen.«
    Schwester Pureza erzählte ihm von den gefühllosen Anweisungen des Generalabtes, von ihrem Besuch bei der Amme, dem Verrat des Propstes.
    »Ich weiß nicht, wo man den Knaben hingeschickt hat«, gestand sie. »Aber ich werde versuchen, ihn zu finden.«
    Sie blickte in das zerfurchte Gesicht des Malers. Er war doppelt so alt wie die Novizin, doch das war bei Ehepaaren nichts Ungewöhnliches.
    »Wenn die Medici Euch helfen, habt Ihr vielleicht eine Chance, Bruder Filippo.«
    Der Mönch spürte, wie seine Vorbehalte gegen die Nonne sich auflösten. Die Augen der Alten blickten gütig und weise zu ihm auf. Als junge Frau musste sie einmal sehr schön gewesen sein.
    »Danke«, sagte er und neigte das Haupt. »Ich danke dir, Schwester Pureza.«
    Schwester Pureza schmuggelte Fra Filippo kurz nach der Sexta ins Kloster, als die Mitschwestern und die Äbtissin beim Mittagessen saßen. Alle Köpfe waren eifrig über die Schüsseln gebeugt und keiner dachte daran, aus dem Fenster zu blicken. So konnten sie auch den großen Mönch in der schwarzen Kutte nicht sehen, unter deren verschlissenem Saum ein anderes, weißes Gewand hervorblitzte.
    Als der Mönch Lucrezias Krankenstube betrat, streckte diese ihm ihre Hand entgegen, ließ sie aber gleich darauf kraftlos fallen. Ihr Gesicht war aschfahl, und ihr Körper lag regungslos unter dem weißen Laken. »Filippo! Sie haben mir unser Kind weggenommen.«
    Er nahm sie in die Arme, drückte ihr Gesicht an das seine.
    »Lucrezia.« Er holte tief Luft. Sie roch nach saurer Milch und ungewaschenen Laken. Sie weinte sich an seiner mächtigen Brust aus. »Lucrezia, Liebste, es tut mir so leid, das alles tut mir so schrecklich leid. Aber du musst essen. Du musst wieder zu Kräften kommen.«
    »Wozu?«, weinte sie. »Mein Baby ist fort. Ohne es hat mein Leben keinen Sinn.«
    »Schwester Pureza weiß jetzt alles«, sagte er beruhigend. Er strich ihr das fettige Haar aus der Stirn, streichelte ihre heiße, nasse Wange. »Sie weiß jetzt, was dir zugestoßen ist«, flüsterte er. »Und sie will uns helfen.«
    »Wie?« Lucrezia erinnerte sich vage daran, dass Schwester Pureza ihr in der letzten Nacht Bauch und Beine mit einem Balsam eingerieben hatte. »Hat sie dir gesagt, wohin sie das Baby geschickt hat?«
    Fra Filippos Kehle war wie zugeschnürt. Er konnte den schmerzhaften Ausdruck in ihrem Gesicht kaum ertragen. »Es wurde zu einer Amme geschickt.«
    »Hast du unseren Jungen gesehen? Hast du ihn mir mitgebracht?«
    Er schüttelte den Kopf. Er brachte es nicht über sich, ihr zu erzählen, dass das Kind von Inghirami ausgetauscht worden war.
    »Wir tun, was wir können, so schnell wir können«, beschwichtigte er sie. »Du darfst jetzt nicht aufgeben.«
    Lucrezia blickte in sein zerfurchtes Gesicht, sah die Spuren, die die Ereignisse der letzten Monate darin hinterlassen hatten. Sie legte ihre Hand an seine Wange, ließ sich in seine starken Arme sinken.
    »Ich will nur mein Kind. Alles andere ist mir egal. Bring ihn mir, Filippo, so schnell du kannst.«
    Der Maler hob sanft ihr Gesicht und blickte ihr tief in die Augen.
    »Ja«, versprach er ernst, »ich werde ihn dir zurückbringen.«

27. Kapitel

    Am Mittwoch der dreizehnten Woche nach Pfingsten, im Jahre des Herrn 1457
    Ä btissin Bartolommea setzte ihre neue Brille auf, die sie sich zum Preis von einem Goldflorin in Rom bestellt hatte. Mit spitzen Fingern hielt sie Fra Filippos Brief und las ihn missbilligend.
    »Mutter Oberin, ich werde mein Versprechen halten und das Altarbild für Santa Margherita anfertigen. Es soll die Gürtelübergabe durch die Heilige Jungfrau an den heiligen Thomas darstellen. Mit Eurer Erlaubnis werde ich ins Kloster kommen, um mich zu vergewissern, dass meine Skizze Eurer Erscheinung auch gerecht wird.
    In Erwartung Eurer Nachricht

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