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Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall

Titel: Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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stießen gegen die engen Pferche und trampelten mit ihren Hufen auf dem strohbedeckten Boden herum. Joni begriff, dass sie mitten zwischen zwei Stallreihen standen. Es roch nach tierischen Exkrementen und … nach etwas noch Widerwärtigerem.
    Es roch nach Tod.
    Ja, es gab keinen Zweifel: Sie befanden sich im Schweinepferch eines Schlachthauses - obwohl niemand von ihnen dieses Wort in Gegenwart ihrer Schützlinge in den Mund genommen hätte.
    Einige der Kinder behaupteten plötzlich, neben dem Summen auch noch eine Stimme zu hören, und verließen die Reihen.
Offenbar kam ihnen diese Stimme vertraut vor. Die Betreuer mussten sie mit sanfter Gewalt wieder zurück zu den anderen führen. Dort zählten sie ein weiteres Mal durch, um sich zu vergewissern, dass keines der Kinder fehlte.
    Während Joni noch am Zählen war, hörte auch sie die Stimme. Und sie erkannte sie - es war ihre eigene. Wie seltsam! Die Laute hatten etwas Traumartiges und schienen ihren Ursprung direkt in ihrem Kopf zu haben.
    Und dann folgten sie alle dem Ruf der Stimme. Jeder seiner eigenen, doch alle gingen in dieselbe Richtung: eine Rampe in einen kleineren Raum hinunter, in dem der ekelerregende Gestank von Schlachtabfällen überwältigend war.
    »Hallo?«, rief Joni mit zitternder Stimme. Ein Teil von ihr hoffte weiterhin, dass dieser seltsame Busfahrer noch in der Nähe war. »Kann uns jemand helfen?«
    Eine Präsenz erwartete sie. Ein gewaltiger Schatten, der sich wie die Sonnenfinsternis über sie legte. Sie spürten seine Hitze und seine Größe. Das Summen schwoll an, schien ihre Köpfe bis in den letzten Winkel auszufüllen, betäubte ihren stärksten noch verbliebenen Sinn: das Gehör.
    Und so nahm niemand das leise Knistern der verbrannten Haut wahr, als der Meister auf sie zukam.

     
     
     
    ERSTES ZWISCHENSPIEL
Herbst 1944
    Der Ochsenkarren rumpelte über schlammige Erde und platt getretenes Gras. Wie die meisten kastrierten Nutztiere waren die Ochsen äußerst umgänglich; ihre dünnen, buschigen Schwänze pendelten im Gleichklang wie Metronome hin und her. Dort, wo er die Zügel hielt, waren die Hände des Kutschers mit Schwielen bedeckt.
    Der junge Mann, der neben ihm saß, sein Fahrgast, trug eine lange schwarze Soutane und eine schwarze Hose. Um seinen Hals hing der traditionelle Rosenkranz eines polnischen Priesters. Doch er war kein Priester. Er war nicht einmal katholisch.
    Er war ein verkleideter Jude.
    Von hinten näherte sich ihnen ein Fahrzeug, und kurz darauf zog es mit dem Ochsenkarren auf der holprigen Strecke gleich. Ein russischer Truppentransporter. Der Kutscher winkte nicht, ja, sah sich nicht einmal nach dem Wagen um, der ihn links überholte, sondern trieb die langsamer gewordenen Ochsen mit seinem langen Stecken zur Eile an. »Egal, wie schnell man ist«, sagte er, während sie von einer Wolke aus Dieselabgasen eingehüllt wurden, »am Ende kommt doch jeder am gleichen Ziel an. Oder, Pater?«
    Abraham Setrakian erwiderte nichts - denn er wusste, dass die Worte des Mannes nicht wahr waren. Nicht mehr.

    Der dicke Verband, den er um den Hals trug, gehörte ebenfalls zu seiner Verkleidung. Zwar konnte er Polnisch mittlerweile einigermaßen verstehen, doch er sprach es zu schlecht, um als Pole durchzugehen.
    »Ich sehe, dass man Sie geschlagen und Ihnen die Hände gebrochen hat, Pater«, bemerkte der Kutscher.
    Setrakian blickte auf die verkrüppelten Hände in seinem Schoß. Die zerschmetterten Knöchel waren auf seiner langen Flucht falsch zusammengewachsen, doch ein Dorfarzt hatte Mitleid mit ihm gehabt und ihm die Mittelhandknochen erneut gebrochen, sodass zumindest diese wieder richtig verwachsen konnten. Tatsächlich hatte das schmerzhafte Scheuern von Knochen an Knochen deutlich abgenommen. Außerdem konnte er die Hände wieder einigermaßen bewegen - das war mehr, als er sich erhofft hatte. Der Arzt hatte ihm allerdings auch unmissverständlich klargemacht, dass sein Leiden mit zunehmendem Alter schlimmer werden würde. Er machte fast täglich Dehnungsübungen, indem er die Fingerglieder so weit zurückbog, bis es schmerzte - und darüber hinaus. Den meisten Männern ließ der Krieg die Aussicht auf ein langes Leben mehr als zweifelhaft erscheinen, doch wie viel Zeit Setrakian auch bleiben mochte, er war nicht bereit, sie als hilfloser Krüppel zu verbringen.
    Er erkannte die Landschaft nicht wieder. Wie auch? Das erste Mal war er in einem fensterlosen Viehwaggon durch diese Gegend transportiert worden,

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