Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall
Hände auf Zacks Schultern.
»Versprochen?«
»Ich komme, sobald ich kann.«
»Das ist kein Versprechen.«
Eph drückte die Schultern seines Sohnes. »Versprochen.« Doch er spürte, dass Zack ihm kein Wort glaubte. »Hey, drück mich mal.«
»Warum?« Zack trat einen Schritt zurück. »Ich drück dich dann in Pennsylvania.«
Eph lächelte. »Dann drück mich einmal für den Weg.« Er zog seinen Sohn an sich und umarmte ihn inmitten der tosenden Menge, obwohl sich der Junge zaghaft wehrte. Eph küsste ihn kurz auf die Wange und ließ ihn dann los.
Gleich darauf packte Nora Eph am Arm, zog ihn einige Meter zur Seite und sah ihn aus ihren braunen Augen durchdringend an. »Was hast du vor? Ich will es wissen, und zwar sofort.«
»Ich will mich nur verabschieden.«
Sie stand so nahe bei ihm, als wären sie ein Liebespaar - nur dass sie ihre Hand zur Faust geballt hatte und die Knöchel direkt in sein Brustbein rammte. »Wenn wir weg sind - was wirst du dann tun?«
Eph sah zu Zack hinüber, der neben Noras Mutter stand und pflichtbewusst ihre Hand hielt. »Ich werde versuchen, die Katastrophe aufzuhalten.«
»Dafür ist es längst zu spät, Eph, das weißt du ganz genau. Komm mit uns. Mir ist klar, dass du dich dem Professor gegenüber verpflichtet fühlst, mir geht es nicht anders. Aber wir haben das Spiel verloren.«
In diesem Moment fühlte sich Eph sehr zu ihr hingezogen - trotz der Knöchel, die sich in seine Brust bohrten.
»Nein, wir haben noch eine Chance. Ich glaube fest daran.«
»Wir?« Sie sah ihn an, damit er begriff, dass sie nur sie beide meinte. » Wir haben eine Chance, wenn wir hier unbeschadet rauskommen.«
Eph gab ihr die Tasche. »Da sind die Waffen drin. Nur für den Fall, dass es Schwierigkeiten gibt.«
Zornestränen schossen Nora in die Augen. »Eines sage ich dir: Wenn du etwas Dummes anstellst, werde ich dich in alle Ewigkeit hassen.«
Er erwiderte nichts. Nickte nur.
Dann küsste sie ihn auf die Lippen und umarmte ihn. Als ihre Hand die Pistole in seinem Rücken ertastete, verfinsterte sich ihr Blick, und sie legte den Kopf in den Nacken, um ihm ins Gesicht zu sehen. Einen Augenblick lang befürchtete Eph, sie werde ihm die Waffe abnehmen, doch stattdessen beugte sie sich wieder vor und legte ihre tränennasse Wange auf die seine. »Ich hasse dich jetzt schon«, flüsterte sie ihm ins Ohr. Dann löste sie sich von ihm, sammelte Zack und ihre Mutter ein und scheuchte sie zum Wartebereich, ohne sich ein einziges Mal zu ihm umzudrehen.
Nur Zack warf seinem Vater noch einen letzten Blick zu, bevor er in der Menge verschwand. Eph winkte - doch der Junge konnte ihn schon nicht mehr sehen.
Die Glock in Ephs Gürtel schien plötzlich Tonnen zu wiegen.
In der ehemaligen Zentrale des Canary-Projekts an der Eleventh Avenue Ecke 27th Street saß CDC-Direktor Everett Barnes in Ephraim Goodweathers früherem Büro und machte ein Nickerchen. Das Klingeln des Telefons drang zwar in sein Unterbewusstsein vor, schaffte es jedoch nicht, ihn aufzuwecken - dazu brauchte es erst die rüttelnde Hand des FBI-Agenten auf seiner Schulter.
Barnes setzte sich in seinem Sessel auf und blinzelte. »Washington?«, fragte er.
Der Agent schüttelte den Kopf. »Goodweather.«
Der CDC-Direktor zog überrascht die Augenbrauen hoch, dann drückte er auf den blinkenden Knopf der Telefonanlage und hob den Hörer ab. »Ephraim? Wo sind Sie?«
»In einer Telefonzelle an der Penn Station.«
»Geht es Ihnen gut?«
»Ich habe gerade meinen Sohn zum Zug gebracht. Er hat die Stadt verlassen.«
»Und?«
»Jetzt bin ich bereit, mich zu stellen.«
Barnes nickte dem Agenten zu. »Sie glauben gar nicht, wie erleichtert ich bin, das zu hören, Ephraim.«
»Aber ich will mit Ihnen sprechen. Persönlich.«
»Bleiben Sie, wo Sie sind. Ich bin gleich bei Ihnen.« Barnes legte auf.
Der Agent reichte dem CDC-Direktor den Mantel, und sie verließen das Gebäude durch den Haupteingang. Vor dem Gehsteig wartete bereits der schwarze SUV. Barnes kletterte auf den Beifahrersitz, der Agent ließ den Motor an …
… und dann geschah alles wie im Zeitraffer. Der Agent kippte plötzlich vornüber und sein Kinn landete auf der Hupe; er versuchte, die Hände zu heben, als ihn vom Rücksitz aus ein zweiter Schlag traf. Barnes erkannte eine Hand mit einer Pistole. Dann, nach einem weiteren Hieb, verlor der Agent das Bewusstsein, und sein Kopf fiel gegen die Seitenscheibe.
Ephraim Goodweather verließ die Rückbank,
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