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Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall

Titel: Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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Tresorraum im neunten Stock aufbewahrt wurde. Der kugelsichere Glaskasten, in dem sich das Buch befand, wurde aufgeschlossen und geöffnet. Vasiliy beobachtete, wie sich Setrakian auf die Inspektion des lang gesuchten Buches vorbereitete, indem er sich weiße Baumwollhandschuhe über die verkrüppelten Hände streifte.
    Das Occido Lumen lag auf einem kunstvoll verzierten Buchständer aus Weißeiche. Seine Abmessungen betrugen exakt 30 mal 20 mal 4,72 Zentimeter, und sein Inhalt bestand aus 489 handgeschriebenen Pergamentseiten mit zwanzig Illustrationen. Auf Vorder- und Rückseite sowie dem Buchrücken waren hauchdünne Platten aus reinem Silber in den Ledereinband eingearbeitet. Auch das Papier selbst hatte einen Silberschnitt.
    Jetzt begriff Vasiliy, warum das Buch nie in die Hände der Alten gefallen war und wieso der Meister nicht einfach hereinspaziert kam, um es sich zu schnappen.
    Zwei Kameras, die auf gebogenen Haltestäben befestigt waren, projizierten die jeweils aufgeschlagenen Seiten auf riesige Plasmabildschirme an der Wand. Die erste Illustration zeigte die detaillierte Darstellung eines sechsstrahligen Symbols. Der Stil und die fein ziselierte Kalligraphie erinnerten an vergangene Zeiten.
    Vasiliy war fasziniert von der Ehrfurcht, die Setrakian dem Buch entgegenbrachte. Auch er war von der handwerklichen
Schönheit der Zeichnungen beeindruckt, hatte aber keinen blassen Schimmer, was sie darstellen sollten, und wartete geduldig, dass ihm der alte Mann ein paar Erklärungen lieferte. Die Ähnlichkeit mit den »Gemälden« allerdings, die er und Eph in den U-Bahn-Tunneln entdeckt hatten, war offensichtlich - bis hin zu den drei sichelförmigen Monden.
    Setrakian richtete seine Aufmerksamkeit anfangs auf zwei ganz bestimmte Seiten - die eine bestand aus reinem Text, die andere zeigte eine opulente Illustration. Vasiliy bemerkte, dass dem alten Mann beim Anblick des Bildes Tränen in die Augen stiegen.
    Den Rest der ihnen zugestandenen Viertelstunde verbrachte Setrakian damit, so schnell es ihm seine verkrüppelten Hände erlaubten, aus dem Buch Symbole abzuzeichnen. Nur dass Vasiliy diese Symbole auf den Seiten des Occido Lumen nirgendwo erkennen konnte. Trotzdem sagte er nichts, sondern wartete, bis Setrakian - den seine steifen, störrischen Finger offensichtlich an den Rand der Verzweiflung brachten - zwei Seiten mit diesen Symbolen gefüllt hatte.
    Im Aufzug auf dem Weg zur Lobby sagte Setrakian kein Wort. Erst als sie das Gebäude verlassen hatten und außer Hörweite der Wachmänner waren, brach er sein Schweigen. »Die Seiten waren mit Wasserzeichen versehen, die dem ungeübten Auge leicht entgehen können.«
    »Wasserzeichen?«, erwiderte Vasiliy erstaunt. »Wie bei Banknoten?«
    Setrakian nickte. »Auf jeder einzelnen Seite. Eine gängige Praxis bei der Herstellung von alchemistischen Abhandlungen. Unter dem eigentlichen Text liegt ein zweiter, verborgener, der bereits während des Papierschöpfens angelegt wird. In diesen Symbolen liegt der Schlüssel.
    »Die Symbole, die Sie übertragen haben?«
    Setrakian nickte und klopfte auf seine Jackentasche, um sicherzugehen, dass er seine Notizen auch wirklich bei sich
hatte. Dann hielt er plötzlich inne. Etwas hatte seine Aufmerksamkeit erregt.
    Vasiliy folgte dem Professor auf die andere Straßenseite. Das große Gebäude, das Sotheby’s gegenüberlag, war ein Altenheim der Karmeliterinnen der Erzdiözese New York. Setrakian steuerte auf die Ziegelsteinmauer zur Linken des Haupteingangs zu, auf der sich ein orange-schwarzes Graffiti befand. Vasiliy stockte der Atem. Das Graffiti war eine verblüffend genaue Darstellung der Illustration auf der Vorderseite des Occido Lumen .
    Aber das Buch hatte doch seit Jahrzehnten niemand zu Gesicht bekommen …
    »Was zum Teufel geht hier vor?«, fragte der Kammerjäger.
    »Sein Name«, sagte Setrakian. »Sein wahrer Name. Er lässt ihn überall in der Stadt verbreiten. So markiert er sein Territorium.« Er wandte sich ab und sah zu den schwarzen Rauchwolken über der Stadt hinauf, die die Sonne verdunkelten. »Wir müssen das Occido Lumen in unseren Besitz bekommen.«

Aus dem Tagebuch von Ephraim Goodweather
    Lieber Zack, ich will, dass du verstehst, warum ich es getan habe. Nicht aus Geltungsdrang - ich bin alles andere als ein Held -, sondern aus Überzeugung. Dir am Bahnhof Lebewohl zu sagen war das Schmerzhafteste, was mir in meinem Leben widerfahren ist. Du bist mir wichtiger als jeder andere Mensch, und

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