Das Blut der Azteken
unschätzbarem Wert. Dann habe ich Karten gespielt…«
»… und außerdem waren noch eine Frau und viel Wein beteiligt. Wie viel Geld hast du noch?«
»Meinen letzten Peso habe ich für die Sänfte ausgegeben. Für ein Pferd hat es nicht mehr gereicht. Und du, Amigo? Welche Schätze hast du als Anführer einer berüchtigten Räuberbande angehäuft?«
Ich räusperte mich. »Nur ein paar Kakaobohnen.«
Er stöhnte laut auf. »Bastardo, hast du denn gar nichts von mir gelernt?«
»Doch, eine ganze Menge. Aber leider nur das Falsche.«
Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg ins Tal von Mexiko. Da es auf der Straße, auf der die Waren der Manilaflotte transportiert wurden, nicht viel zu holen gab, wollten wir unser Glück auf der anderen Seite des Tals versuchen. Schließlich stand die Ankunft der Schatzflotte unmittelbar bevor, weshalb unsere Aussichten auf der Straße von Jalapa nach Veracruz vielleicht besser waren.
»Wenn ich genügend Geld hätte, könnte ich einem oder zwei Höflingen des Vizekönigs etwas zustecken und nach Mexiko-Stadt zurückkehren.«
»Ich kann dir nur eine Hand voll Kakaobohnen anbieten«, erwiderte ich.
»Ich denke, da wäre eher eine Hand voll Gold nötig. Don Julios trauriges Schicksal hat sich bis nach Manila herumgesprochen.«
Bis jetzt hatten wir den Don kaum erwähnt, das Thema ging mir einfach zu nah. Zwischen mir und Mateo bestand die stillschweigende Übereinkunft, Ramón de Alva ins Jenseits zu befördern.
»Aber du«, fuhr Mateo fort, »dürftest dich nicht einmal mit einem Berg von Gold in der Stadt blicken lassen. Bei meiner Ankunft in Acapulco wurde ich als Erstes gewarnt, mich vor Cristo el Bandito in Acht zu nehmen. Cristo ist zwar ein häufiger Name, aber ich habe trotzdem gehofft, es könne sich um meinen alten Freund handeln.«
Mateo plante, sich weiter als Straßenräuber zu betätigen, bis unser Geld reichte, um Neuspanien zu verlassen und nach Sevilla zu segeln, für ihn die Königin aller Städte.
»Wir müssen für ein paar Jahre aus Neuspanien verschwinden. Solange es nicht möglich ist, dass wir unbehelligt über die Alameda und den Hauptplatz schlendern, können wir Alva nicht zur Rechenschaft ziehen.«
Ich war von der Aussicht auf eine Reise nach Sevilla zwar ebenso begeistert wie Mateo, zweifelte aber daran, dass es uns gelingen würde, genug Vermögen anzuhäufen, um dort zu leben wie die Könige. Immerhin erschöpfte sich mein Wohlstand in einer Hand voll Kakaobohnen. Da mein Ruhm mit jedem Raubzug gewachsen war, hatten die reichen Kaufleute inzwischen ihre Sicherheitsvorkehrungen erhöht.
»Wenn wir die Leute überfallen, die gerade mit der Schatzflotte angekommen sind«, sagte ich zu Mateo, »haben wir den Vorteil, dass die meisten von ihnen sich als Neuankömmlinge nicht an die Ratschläge erfahrener Reisender halten. Deshalb müsste es uns gelingen, in den nächsten Wochen ein paar prall gefüllte Geldbörsen zu stehlen.«
»Pah! Was sollen wir mit Geldbörsen? Nach wenigen Runden am Kartentisch oder einer Nacht mit einer Hure wären sie wieder leer. Dafür lohnt es sich nicht, jeden Tag den Galgen zu riskieren.«
»Falsch«, gab ich zurück. »Schließlich musst du etwas essen, auch wenn du deshalb gezwungen bist, mit der Hand am Schwert zu schlafen. Ich weiß, dass das Leben auf der Straße nichts für einen Sporenträger ist. Also kannst du, wenn wir etwas erbeuten, meinen Anteil ebenfalls haben. Vielleicht glückt es dir ja, dir damit die Rückkehr in die Stadt zu erkaufen.«
Mateo schlug mir so kräftig auf den Rücken, dass ich fast vom Pferd fiel. »Ach, mein Freund, jetzt habe ich dich gekränkt. Aber ich will, dass wir beide reich werden. Wir dürfen uns nicht mehr mit Kleinkram abgeben, sondern müssen einen großen Raubzug veranstalten, der so viel einbringt, dass wir uns zur Ruhe setzen können. Es ist teuer, ein Ehrenmann und Caballero zu sein.«
»Dazu müssten wir eine große Silberkarawane überfallen, doch die werden scharf bewacht«, entgegnete ich. »Warum brechen wir nicht gleich ins Münzamt ein?«
Auch an der Straße nach Jalapa gingen die Erträge weiter zurück, was die allgemeine Stimmung nicht unbedingt besserte. Mateo, der für unsere Überraschungsangriffe und für das Leben eines Banditen im Allgemeinen nur Verachtung übrig hatte, erging sich unablässig in spöttischen Bemerkungen und forderte eine Änderung der Vorgehensweise.
»Ich werde mir eine reiche Witwe suchen, die mir das Leben eines
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