Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)
zu dieser Familie wie alle anderen.«
Will verschränkte die Finger und presste die Handballen auf die Augen. » Gut. Nein, nicht gut, aber… mein Gott . W as für ein Schlamassel. Hör zu, ich werfe einen Blick in den Bunker, okay? Bin gleich wieder da.«
Draußen kam das Auto näher. Rowan schätzte, dass es noch eine Minute weit weg war.
» O nein!«, sagte Sophie. » Jake, dein Hemd!« Auf dem weißen T-Shirt des Jungen leuchtete ein Blutfleck in Form seines geliebten Nike-Swoosh.
» Oh, shit !«, rief Jake. » Was soll ich jetzt machen? Die sperren mich ins Gefängnis!« Er riss die Jacke herunter und wollte sich das T-Shirt ausziehen, aber er tat es ungeschickt und verhedderte sich in den Sachen wie ein Kleinkind. Genauso verzweifelt reagierte er auch.
» Tara, er muss nach oben«, sagte Rowan. » Man kann nicht von ihm verlangen, dass er vor der Polizei ruhig bleibt.«
» Ich will aber nicht allein sein! Mum?«
» Grandpa hat recht, Jakey. Nur, solange wir mit der Polizei sprechen. Geh in mein Zimmer und warte da. Bleib da, bis wir dich rufen.«
» Und wenn sie mich holen kommen? W enn Kerry mich verpfeift?«
» Ich verspreche euch, das tu ich nicht«, sagte Kerry. » Felix, ich verspreche es.«
» Wenn wir sie nicht knebeln wollen, weiß ich nicht, was wir mit ihr machen sollen«, sagte Tara, als wäre Kerry nicht anwesend.
» Ich schwöre bei meinem Leben«, sagte Kerry. » Ich habe das Baby zurückgebracht, oder? Das zeigt doch, dass ihr mir vertrauen könnt.«
» Es zeigt nichts dergleichen!«, blaffte Rowan.
» Was ist, wenn ich sie auch wegschaffe?«, fragte Felix. » Sie kann nichts erzählen, wenn sie nicht hier ist.«
Rowan dachte angestrengt nach. Die Geschichte, die in seinem Kopf Gestalt annahm, hing davon ab, dass Kerry dabei war. Sie hing davon ab, dass sie ihr vertrauten. Irrtümlich eine Entführung zu melden war eine glaubhafte elterliche Überreaktion. Matt wegzuerklären war schwierig, aber möglich. Aber dass die vermeintliche Entführerin auch verschwand, war eindeutig verdächtig. Oder nicht? Die klaren Linien zwischen Unschuld und Schuld waren verschwommen und verschwunden. W er war er, dass er jetzt bestimmte, was verdächtig aussah und was nicht?
» Bitte schickt mich nicht allein nach oben.« Jake klang, als sei er gefährlich dicht davor, die Beherrschung zu verlieren.
» Es tut mir leid, Jake«, sagte Rowan und wandte sich für einen Augenblick von dem Problem mit Kerry ab. » Es kann keine Diskussion geben.«
Tara stand auf, um ihren Sohn zu begleiten, und schluckte ihre Tränen herunter. » Schatz, ich komme nach, sobald ich kann. W ir werden uns um alles kümmern, okay?« Sie und Rowan blieben an der Küchentür stehen und sahen zu, wie Jake die Treppe hinaufging. Mit jeder Stufe schien er kleiner und jünger zu werden. Als er oben war, kam W ill ihm entgegen. Er legte seinem Neffen eine Hand auf den Arm, zog ihn kurz an sich und flüsterte dem Jungen etwas ins Ohr. Jake schluckte, nickte und presste sich fest an seinen Onkel. Dann kam W ill herunter, und Jake blieb vor dem Spiegel auf dem Absatz stehen und betrachtete sein Gesicht, ehe er im Zimmer verschwand.
» Was machen sie?«, fragte Sophie, als W ill da war.
» Schlafen tief und fest, alle miteinander. W ie zum Teufel schaffen die das bei alldem? Ich meine, ich weiß schon, man hört da drin nichts, aber wieso spüren sie es nicht? Die Luft vibriert geradezu.«
Draußen wurden zwei Autotüren zugeschlagen. Der Polizeifunk quäkte.
» Wir haben immer noch nicht gesagt, was wir mit ihr machen.« Tara fixierte Kerry mit Medusa-Blick. » Es hat keinen Sinn, Jake aus dem W eg zu schaffen, wenn sie ihn in die Scheiße reitet.«
Draußen hörte man leise Schritte. Die Familie starrte zur offenen Küchentür.
Rowan trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. Jetzt, da ihm nur noch Sekunden blieben, war die Entscheidung plötzlich leicht. Er musste sich nur eine Erklärung für Kerrys Abwesenheit einfallen lassen. » Ja, bring sie weg«, bestimmte er. » Schaff sie in dein Zimmer und behalte sie da, bis wir dich holen kommen. Ich bin sicher, wir können das alles in zwei Minuten aufklären.«
Felix hatte Kerry aus seinem Polizeigriff entlassen und nahm mit einem törichten Rest von V ertrauen ihren Ellenbogen.
Rowan wusste nicht, was er davon halten sollte, als Kerry sich lammfromm wegbringen ließ. Im W ohnzimmer stieß Felix einen Aufschrei der Überraschung aus. Sie ist ihm abgehauen, dachte Rowan und
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