Das Böse im Haus: Mystery Thriller (German Edition)
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Lisa schob die Tür zu. Ihr Gesicht glich einer jener steinernen Statuen, die im römischen Museum standen.
Als sie vor ein paar Jahren in Rom Urlaub machte, hatte sie das Museum mehrere Male besuchte. Sie war fasziniert von der alten Kultur. Stundenlang lief sie durch die Gänge, stand vor den Vitrinen und schaute sich begeistert die alten Artefakte an.
Im Moment fühlte sie sich wie einer dieser Standbilder. Versteinert. Unbeweglich. Selbst ihr Verstand schien auszusetzen. Sie starrte gedankenlos auf die geschlossene Tür und bewegte sich nicht. Es dauerte Minuten, bis sie aus ihrer Starre zu erwachen schien.
Langsam kam sie zu sich. Während die grauen Zellen allmählich wieder ihre Arbeit aufnahmen, wurde ihr mehr und mehr klar: Sie las seit Tagen das Tagebuch einer Toten.
Mühsam war der Weg in die Küche. Wie ein schlaffer Sack ließ sie sich auf den Stuhl fallen. Ihr Blick wanderte durch den Raum. Hatte Christine in der Küche den Entschluss gefasst, sich das Leben zu nehmen? Oder war es vielleicht im Wohnzimmer? Sie wusste es nicht. Aber sie würde es erfahren. Bald sogar.
Als Lisa das Tagebuch in die Hand nahm, bemerkte sie ein leichtes Zittern, nicht nur in ihren Händen, im ganzen Körper. Wie ein kleiner elektrischer Schlag durchfuhr er zunächst ihr Herz und begann danach seine Reise durch den gesamten Körper, bis in die Fußspitzen. Vor zwei Jahren hatte sie das Rauchen aufgegeben. Täte sie jetzt immer noch Rauchen, hätte sie sich zunächst eine angezündet. Doch sie bemerkte, die Sucht kam wieder.
Lisa durchblätterte die Seiten. Soll ich das Ende lesen? , fragte sie sich. Nein, das wäre pietätlos. Christine hat es aufgeschrieben und ich werde es lesen. Bis zur letzten Minute ihres Lebens. Sie suchte die zuletzt gelesene Seite. Dann fing sie an.
***
22 Uhr. Ich habe heute mal ausnahmsweise einen Krimi im Fernsehen geschaut. Der war zwar spannend, aber nichts im Gegensatz zu dem, was ich letzte Nacht erlebt habe.
Vorhin habe ich kurz überlegt, ob ich Eva anrufen soll. Da ich aber gut erzogen wurde, mache ich das nicht mehr um diese Uhrzeit. Was hätte ich ihr auch sagen sollen. Hallo, wie gehts? Mir gehts gut! So ein Quatsch! Niemals hätte die mir eine derartige Lüge geglaubt. Sie hätte nachgefragt, gebohrt, und zwar so lange, bis ich ihr alles erzählte. Lieber nicht. Beim letzten und vorletzten Besuch fühlte sie sich bereits unwohl. Ich möchte, dass sie mich besuchen kommt und sich nicht vor dieser Wohnung fürchtet ... so wie ich.
Felix liegt an meiner Seite. Eigentlich ganz schön hier im Wohnzimmer zu schlafen. Auch wenn es noch unordentlich ist.
So, es ist nun 22 Uhr 30. Es wird Zeit die Augen zu schließen. Morgen früh muss ich arbeiten. Kotzt mich jetzt schon an.
Dienstag, 21. Juni 2011
Es ist 3 Uhr 35. Sitze in der Küche und hab mir mitten in der Nacht einen Kaffee gekocht. Den brauchte ich auch. Man, hatte ich einen Traum. Der war so schrecklich. Ich glaubte, ich sei wach. Aber ich habe geträumt. Es war so real und gleichzeitig fernab jeder Realität. Dennoch, so einen unheimlichen Traum habe ich schon lange nicht mehr gehabt.
Ich träumte, ich wurde wach. Es war Nacht. Alles dunkel. Nur durch die Fenster schien Mondlicht. Geht eigentlich gar nicht, dass durch alle Fenster der Mond scheint, da sie an verschiedenen Standorten sind. Das machte mich stutzig, trotzdem hab ich mir in diesem Moment keine Sorgen gemacht. Zunächst setzte ich mich aufrecht, saß einige Sekunden nur so dar, dann stand ich auf.
Schwarze, merkwürdig aussehende Schatten meiner Möbel, wurden zu meinen Begleitern, als ich auf den Korridor zuging. Warum ich keine Lampe angemacht habe, ist mir ein Rätsel. Als ich im Korridor stand, bemerkte ich einen zarten Lufthauch, der von meiner Haustür her stammte.
Mit vorsichtigen Schritten schlich ich auf die Tür zu. Als ich davor stand, dachte ich, das Blut würde in meinen Adern gefrieren, denn die Tür stand einen Spalt offen.
Wie kann das sein? Ich erinnerte mich genau daran, dass ich die Tür v or dem Zubettgehen abgeschlossen hatte. Mich beschlich ein beklemmendes Gefühl. Meine Hand zitterte, als ich den Griff berührte, um die Tür langsam zuzuschieben. Einige Sekunden blieb ich vor der Tür stehen, drehte meinen Kopf in verschiedene
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