Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Sicherheitsberaterin sprach weiter, bevor er auf diesen verbalen Schlag ins Gesicht reagieren konnte. »Der Terrorismusgipfel beginnt in fünf Tagen. Alle Vorbereitungen sind getroffen, deshalb schmerzt es mich, wiederholen zu müssen, dass diese Sache ein Eiertanz ist. Nichts darf das Gipfeltreffen stören, vor allem kein durchgeknallter ehemaliger CIA-Killer. Der Präsident geht davon aus, dass der Gipfel ein klarer Erfolg wird. Er will ihn zum Eckstein der Kampagne für seine Wiederwahl machen. Sogar noch mehr: Er sieht darin sein politisches Vermächtnis.«
    Sie legte beide Hände flach auf die polierte Schreibtischplatte. »Eines will ich Ihnen ganz deutlich sagen – der Gipfel hat für mich absoluten Vorrang. Sein Erfolg wird bewirken, dass diese Präsidentschaft noch in Generationen gepriesen und verehrt werden wird.«
    Der Direktor musste sich diesen Monolog stehend anhören, denn er war nicht aufgefordert worden, Platz zu nehmen. Die Standpauke wurde durch ihre Untertöne besonders beschämend. Er hielt nichts von Drohungen, und schon gar nichts von versteckten. Er kam sich vor, als würde er in der Grundschule zum Nachsitzen verdonnert.
    »Ich musste ihm von der Sache unter dem Washington Circle berichten«, sagte sie mit einer Miene, als habe der Direktor sie gezwungen, eine Schaufel Scheiße ins Oval Office zu tragen. »Jedes Versagen hat Konsequenzen; die hat es immer. Sie müssen dem Ungeheuer einen Pflock durchs Herz schlagen, damit es so rasch wie möglich begraben werden kann. Haben Sie mich verstanden?«
    »Vollkommen.«
    »Weil sich diese Sache nämlich nicht von selbst erledigt«, fügte die Nationale Sicherheitsberaterin hinzu.
    An der Schläfe des Direktors hatte eine Ader zu klopfen begonnen. Er empfand den Drang, ihr irgendwas an den Kopf zu werfen. »Ich habe bereits gesagt, dass ich vollkommen verstanden habe.«
    Roberta Alonzo-Ortiz musterte ihn einen Augenblick, als versuche sie, seine Glaubwürdigkeit einzuschätzen.
    Schließlich fragte sie: »Wo ist Jason Bourne?«
    »Er ist ins Ausland geflüchtet.« Der Direktor ballte die Hände so angestrengt zusammen, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Er brachte es nicht über sich, dem Hexenweib zu gestehen, dass Bourne einfach verschwunden war. Auch so brachte er die Worte kaum heraus. Aber sobald er ihren Gesichtsausdruck sah, erkannte er, dass das die falsche Antwort gewesen war.
    »Ins Ausland geflüchtet?« Alonzo-Ortiz stand auf. »In welches Ausland?«
    Der CIA-Direktor schwieg.
    »Ah, ich verstehe. Gelangt Bourne auch nur in die Nähe von Reykjavik …«
    »Weshalb sollte er das tun?«
    »Das weiß ich nicht. Er ist verrückt – haben Sie das vergessen? Er ist total durchgeknallt. Und er muss wissen, dass eine Sabotage der Sicherheitsmaßnahmen beim Gipfeltreffen uns in höchste Verlegenheit bringen würde.« Ihr Zorn war fast mit Händen zu greifen, und der Direktor hatte erstmals wirklich Angst vor ihr.
    »Ich will Bournes Tod«, sagte sie mit stählerner Stimme.
    »Genau wie ich.« Der Direktor kochte innerlich. »Er hat schon zwei Männer getötet, und einer war ein alter Freund von mir.«
    Die Nationale Sicherheitsberaterin kam hinter ihrem Schreibtisch hervor. »Der Präsident verlangt, dass Bourne liquidiert wird. Ein übergeschnappter Agent – und wir wollen ehrlich zugeben, dass Jason Bourne der schlimmstmögliche Fall ist – stellt ein Risiko dar, das wir auf keinen Fall eingehen dürfen. Drücke ich mich deutlich genug aus?«
    Der CIA-Direktor nickte nachdrücklich. »Glauben Sie mir, Bourne ist so gut wie tot, spurlos verschwunden , als habe er nie gelebt.«
    »Aus Ihrem Mund in Gottes Ohr. Der Präsident behält Sie im Auge«, sagte Roberta Alonzo-Ortiz und beendete das Gespräch ebenso abrupt und unfreundlich, wie sie es begonnen hatte.
    Jason Bourne erreichte Paris an einem nassen, wolkenverhangenen Morgen. Im Regen machte die Lichterstadt Paris nicht gerade den besten Eindruck. Die Häuser mit Mansardendächern sahen grau und blass aus, und die sonst so belebten Cafés auf den Gehsteigen waren nahezu leer. Das Leben ging auch gedämpft weiter, aber die Stadt war anders, als wenn sie im Sonnenschein leuchtete und glänzte, wenn an jeder Ecke Lachen und lebhafte Gespräche zu hören waren.
    Bourne war körperlich und emotional erschöpft und hatte den größten Teil des Fluges zusammengerollt auf der Seite liegend verschlafen. Obwohl sein Schlaf immer wieder durch verstörende Albträume unterbrochen wurde,

Weitere Kostenlose Bücher