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Das Brandhaus - Roman

Titel: Das Brandhaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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dunkelbraun. Abgerundet wurde alles durch eine tannengrüne Seidenkrawatte mit passendem Einstecktuch und ebenfalls farblich passenden Strümpfen. Über neunzig! Das Einzige, was auf ein höheres Alter schließen ließ, war die Tatsache, dass sein Rücken etwas gebeugt war. Was seine aufrechte Haltung anging, hätte er es jedoch noch mit vielen Zwanzigjährigen aufnehmen können.
    »Wir waren eben Kleider kaufen, Oscar und ich. Er ist mitgekommen, um mich zu beraten. Ich habe ein neues Kostüm gekauft. Das will ich in drei Wochen bei meiner Geburtstagsfeier tragen«, zwitscherte Astrid Leutnerwall.
    Oscar Leutnerwall lächelte und warf seiner Schwester einen zärtlichen Blick zu.
    »Jetzt wollten wir uns gerade etwas aufwärmen. Draußen ist ja wirklich fürchterliches Wetter. Wollen die Herren vielleicht einen Kaffee und einen Cognac?«, sagte er.
    Ehe Andersson noch etwas sagen konnte, antwortete Fryxender bereits:
    »Einen Kaffee, vielen Dank.«
    »Wir müssen zu einem der Sofas umziehen«, meinte Astrid Leutnerwall.
    Sie schien fest entschlossen zu sein, ihrem Gespräch mit dem Bruder beizuwohnen, was vielleicht angesichts der Tatsache, dass Carl-Johan Adelskiöld auch ihr Cousin gewesen war, nicht sonderlich verwunderte.
    Sie nahmen auf den Polstermöbeln neben dem Kamin Platz. Die Geschwister setzten sich, Winston zwischen sich, auf die Couch, und die Polizisten ließen sich in zwei bequeme Sessel sinken. Die Katze drehte sich auf den Rücken und ließ sich von Oscar Leutnerwall den Bauch kraulen. Ihr zufriedenes Schnurren war deutlich zu hören.
    Astrid hatte einen Teller Kekse auf den Tisch gestellt. Die kleinen Kaffeetassen waren aus sehr dünnem Porzellan. Andersson hatte Sorge, dass der Henkel seiner Berührung nicht standhalten könnte. Vorsichtig und unbeholfen hielt er ihn zwischen
zwei seiner dicken Finger. Verärgert stellte er fest, dass er seinen kleinen Finger dabei abspreizte.
    »Das muss doch ein gutes Gefühl sein, dass die Anwaltskanzlei weiterbesteht. Sie wurde von Ihrem Vater gegründet?«, begann Fryxender.
    Astrid nickte nur.
    »Ist es ein Verwandter … oder sind es vielleicht Ihre Kinder, die die Kanzlei ihres Großvaters übernommen haben?«, fuhr Fryxender in demselben höflichen Tonfall fort und sah Astrid an.
    »Ich habe leider keine Kinder, obwohl ich dreimal verheiratet war. Ich bin Anwältin Leutnerwall, ich bin auf Wirtschaftsrecht spezialisiert und betreue immer noch etliche Mandanten. Einige seit über sechzig Jahren.«
    Sie zog vielsagend ihre gezupften Brauen hoch und lächelte amüsiert, als sie die Verlegenheit der Polizisten bemerkte. Plötzlich sah Andersson ein, weshalb sie geblieben war: Oscar Leutnerwall hatte ganz einfach seine Anwältin dabei.
    »Das stimmt. Vater gründete die Firma und baute dieses Haus. Ungefähr gleichzeitig, 1913, heirateten unsere Eltern«, fuhr Oscar fort.
    »Oscar hat ihre Wohnung übernommen, nachdem Mutter 1978 gestorben war. Sie wurde 97. Das hohe Alter liegt also bei Oscar und mir in der Familie.«
    Andersson ergriff die Gelegenheit und warf rasch ein:
    »Ihr Cousin Carl-Johan ist doch auch recht alt geworden. Neunzig. Er wäre vermutlich noch älter geworden, wenn er nicht bei diesem Brand umgekommen wäre.«
    Oscar und Astrid zuckten zusammen. Schließlich räusperte sich Oscar und sagte:
    »Fürchterlich... das Ganze war wirklich... fürchterlich. Der arme Calle.«
    Ihm traten Tränen in die Augen. Dann griff er zu seinem Einstecktuch.
    »Oscar und Calle standen sich sehr nahe. Sie waren fast wie Brüder«, erklärte Astrid und warf einen unruhigen Seitenblick auf ihren Bruder.

    »Sind Sie zusammen aufgewachsen?«, fragte Andersson.
    »Das könnte man sagen. Er war wirklich so etwas wie ein jüngerer Bruder und außerdem unser bester Freund.«
    Oscar sagte nichts und betupfte mit dem Taschentuch diskret seine Augenwinkel. Astrid verzog das Gesicht und ergriff für ihren Bruder das Wort:
    »Im Jahre 1932 war der Kreuger-Konkurs, und die ganze Börse stürzte ab. Calles Vater verlor sein gesamtes Vermögen. Daraufhin fasste Onkel Henric ausnahmsweise einmal einen vernünftigen Entschluss. Er schoss sich in die Schläfe. Nur ein angeheirateter Onkel. Unser Vater überschrieb das Haus im Korsvägen auf Tante Vera. Diese nahm umgehend ihren Mädchennamen und den unserer Mutter wieder an: Adelskiöld. Calle und sie wohnten mietfrei und lebten außerdem von den Mieteinnahmen. Mit diesen Geldern und der Rente meines Onkels kamen sie dann

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