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Das Brandhaus - Roman

Titel: Das Brandhaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ziemlich detailliert erfassen und nicht zuletzt auch seine interessanten Laster, ohne dass der Betroffene das Mindeste davon erfuhr!

Sven Andersson und Leif Fryxender hatten etliche Stunden darauf verwandt, herauszufinden, wer im Jahr 1983 im Haus am Korsvägen gewohnt hatte. Schließlich hatten sie die Namen beisammen: Signe Kjellberg, Staffan Molander, der Arbeiterbildungsverein ABF, die Volkshochschule der Sozialdemokraten und Carl-Johan Adelskiöld selbst. Der Arbeiterbildungsverein hatte von 1978 bis 1985 die Büroräume im Erdgeschoss für seine Verwaltung genutzt. Ein Telefongespräch mit dem ABF hatte fünf Frauennamen ergeben. Von diesen lebten nur noch zwei, die aber schon weit über achtzig waren.
    Signe Kjellberg hatte sich eine Dreizimmerwohnung mit ihrer Schwester Rut geteilt. Sie waren 1960 dort eingezogen. Im Mai 1983 war Rut im Alter von 78 Jahren verstorben, und im Oktober desselben Jahres war Signe in ein Altenheim gekommen. Die Wohnung war renoviert und dann im April 1984 neu vermietet worden. Die Schwestern Kjellberg würden ihnen also kaum weiterhelfen können. Von Interesse war jedoch, dass ihre Wohnung leergestanden hatte, als Mats Persson am 9. November ermordet worden war.
    In der dritten Wohnung hatten zwei Männer gewohnt, die beide die Krankenpflegeschule besucht hatten, Staffan Molander und Per-Olof Wallin, 22 und 30 Jahre alt, als Mats Persson ermordet worden war. Staffan Molander war zwischen 1982 und 1984 als Hauptmieter der Wohnung eingetragen. Per-Olof Wallin hatte dort nur als Untermieter gewohnt.
    Sven Andersson und Leif Fryxender beschlossen, sich die
Arbeit zu teilen. Andersson wollte sich um Staffan Molander kümmern, und Fryxender wollte versuchen, die alten Damen ausfindig zu machen, die beim ABF gearbeitet hatten.
    Nach ausgiebiger Recherche gelang es Andersson schließlich, den gesuchten Staffan Molander aufzuspüren. Er war Stationspfleger der Chirurgie am Sahlgrenska. Da man sich bei ihm auf der Station angeblich nicht ungestört unterhalten konnte, verabredeten sie sich im Café am Haupteingang.
     
    Staffan Molander erschien im Dauerlauf einige Minuten zu spät. Er entschuldigte sich und ließ sich keuchend auf den zweiten Stuhl an Anderssons Tisch fallen. Der Kommissar hatte bereits zwei Tassen Kaffee und zwei Gebäckstücke erstanden, seines für Diabetiker. Offenbar hatte Andersson mit dem Zuckergussgebäck die richtige Wahl getroffen, denn Molander bedankte sich überschwänglich und verschlang sein Teilchen dann schnell. Er war klein, aber schlank und durchtrainiert. Sein blondiertes Haar war bereits etwas gelichtet, jedoch sorgfältig geschnitten und geföhnt. Er trug weiße Clogs, ein weißes T-Shirt und Jeans und darüber einen weißen Kittel, von dem sich seine gesunde Bräune abhob.
    Sven Andersson kam sofort zur Sache. Er erkundigte sich bei Molander, ob er sich aus dem Jahre’83 an Vorfälle erinnern könne, als Mats Persson in dem Haus, in dem Molander mit Per-Olof Wallin gewohnt hatte, ermordet und eingemauert worden war.
    »Wir wollen also wissen, ob Sie oder Per-Olof Wallin irgendwelche Beobachtungen gemacht haben, die mit dem Mord zu tun haben könnten«, sagte Andersson.
    Der Stationspfleger schwieg lang. Er schien nachzudenken. Dann sagte er: »Es ist nicht leicht, sich nach so vielen Jahren an etwas zu erinnern, aber Perra... also Per-Olof und ich waren fast zwei Jahre lang ein Paar. Wir trennten uns im Sommer’84, nur wenige Wochen nachdem wir beide Examen gemacht hatten. Ich bin bei meinem neuen Freund eingezogen, und Perra ging nach Stockholm. Er ist im September’94 gestorben.«

    Aids, dachte Andersson.
    »Estonia«, sagte Molander und presste die Lippen zusammen.
    Der Blick seiner blaugrauen Augen verdunkelte sich, als er Andersson ansah.
    »Haben sie am 9. November 1983 etwas Ungewöhnliches gehört oder gesehen?«, fuhr Andersson unbeeindruckt fort.
    »Soweit ich mich erinnern kann, nicht. Bei uns ging es zu dieser Zeit... etwas turbulent zu. Wir stritten oft. Wenn es ganz schlimm war, habe ich dann oft bei einem Freund übernachtet.«
    »Worüber stritten Sie?«
    »Perra war krankhaft eifersüchtig.«
    War es vorstellbar, dass Mats Persson homosexuell gewesen war? Oder bi, schließlich war er verheiratet. Hatte er sich deswegen heimlich zu dem Haus am Korsvägen begeben? War er aus Eifersucht ermordet worden?
    Sven Andersson musste diese Gedanken erst einmal verarbeiten. Mit halboffenem Mund blieb er sitzen, seinen abwesenden Blick auf

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