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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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erklären, warum es keine gute Idee war, mitten in der Nacht allein durch die Stadt zu wandern?
    Er legte mir die Hand auf die Stirn, als würde er nachsehen wollen, ob ich Fieber hatte. »Ich geh nicht nach draußen, okay? Ich werde in der Lobby auf und ab laufen oder so. Hier oben bin ich auch nicht sicherer als unten. Wenn sie wissen, wo wir sind, ist es sowieso vorbei.«
    Â»Das beruhigt mich jetzt ungemein.«
    Er küsste mich sanft, dann zog er ein Sweatshirt über. »Ich brauch nur ein bisschen Bewegung. Ich muss den Kopf freibekommen. Dann komm ich wieder ins Bett.«
    Â»Versprochen?«
    Â»Versprochen.«
    Und so ließ ich ihn gehen. Aber ohne ihn konnte ich nicht schlafen. Was vor allem daran lag, dass ich jetzt noch mehr Material für Albträume hatte, Bilder von Max in einem Keller, Gestalten in Kapuzenkutten, die sich über ihn beugten, Messer oder Fäuste schwangen oder was auch immer Leute taten, die genau wussten, wie man jemandem wehtun konnte, ohne Spuren zu hinterlassen.
    Keine bleibenden Schäden.
    Wir hatten uns gestritten, kurz bevor wir eingeschlafen waren. In seinen Armen liegend hatte ich ihm erzählt, was mir passiert war, angefangen bei dem scheinbar eingefrorenen Moment im Haus von Chris’ Eltern, als ich vor Chris’ Leiche kniete. Doch als er an der Reihe war, die Geschichte fortzusetzen – zurückzukehren in jene Nacht und zu allem, was danach geschehen war –, kam nichts von ihm.
    Â»Es ist nicht wichtig«, hatte er gesagt. »Wir sind wieder zusammen. Das ist alles, was zählt.«
    Wir wussten beide, dass es nicht so war. Aber vielleicht war die Frage zu groß, die Antwort zu schwer. Also fing ich kleiner an.
    Ich fragte ihn nach dem Brief, den ich in seinem Zimmer gefunden hatte, den, in dem der Feind einen Namen hatte. Hleda č i.
    Ich spürte, wie er mit den Schultern zuckte. Das sei auch nicht wichtig, sagte er. Nur etwas, das er gefunden habe, etwas Interessantes, das er dem Hoff habe zeigen wollen. Keine große Sache; nicht relevant.
    Â»Ja, weil du kein Tschechisch kannst«, meinte ich. »Eli hat ihn für mich übersetzt und…«
    Â»Du hast ihm den Brief gezeigt?«
    Â»Na und? Du hast doch gerade gesagt, er hätte nichts zu bedeuten.«
    Â»Aber das hast du doch nicht gewusst.« Max war wütend. »Er hätte wichtig sein können – privat. Außerdem ist Eli ein Fremder. Er ist niemand.«
    Â»Das ist mir klar, aber ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Du warst weg. Und er war da.« Noch deutlicher brauchte ich nicht zu werden.
    Max holte tief Luft und hielt den Atem an, als würde er versuchen, alles in sich zu halten, was er nicht sagen konnte oder wollte. Dann strich er mit den Fingern sanft über meinen Rücken, in gewundenen Bögen und Linien, die eine Nachricht ergaben, die ich nie erraten würde.
    Â»Es tut mir leid. Du hast recht. Ich mach mir doch nur Sorgen um dich. Jetzt bin ich hier. Du brauchst keinem Fremden mehr zu vertrauen. Du kannst es dir nicht leisten, naiv zu sein.«
    Â»Ich bin nicht naiv.«
    Â»Warum ist er dann hier?«, fragte Max. »Wir sollten ihn sofort loswerden.«
    Â»Das können wir nicht machen«, protestierte ich.
    Â»Warum nicht?«
    Â»Na ja… zum Beispiel brauchen wir seine Kreditkarten.« Eli hatte, ohne zu zögern, die Zimmer bezahlt. Seine Kreditkarten wurden nicht von irgendwelchen Geheimbünden zurückverfolgt. Und wenn er einen Geldautomaten benutzte, wurde es nicht sofort an Interpol gemeldet. Er wurde von niemandem gejagt.
    Â»Dann nehmen wir die Kreditkarten eben mit.«
    Â»Max! Wir stehlen doch nicht sein Geld. Und wir lassen ihn auch nicht mitten in Prag zurück.« Es war seltsam, dass er und Adriane den gleichen Impuls hatten. Das war vielleicht das Erste, was die beiden miteinander gemein hatten. Nein – das Zweite, rief ich mir ins Gedächtnis. Das Erste war jene Nacht im Haus von Chris’ Eltern. Diese Narben würden beide für immer tragen.
    Â»Woher weißt du denn, dass er nicht das Gleiche mit uns vorhat? Oder vielleicht sogar Schlimmeres.«
    Okay, vielleicht war es ja gar kein richtiger Streit gewesen. Aber so hatte ich mir die erste Nacht mit Max nicht vorgestellt. So war es nicht richtig. Nichts war richtig.
    Â»Es tut mir leid«, sagte ich, obwohl es nichts gab, wofür ich mich entschuldigen musste. »Er war da, als wir ihn

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