Das Buch des Wandels
deutschsprachige Medienlandschaft noch trauriger, als ich sie hier manchmal geschildert habe. Im Umfeld der »Dritten Kultur« sehe ich auch die hervorragende Arbeit von TED, jener »Plattform der Neudenker«, auf der man das Wissen der Syn-Sciences in wunderbaren Vorträgen abrufen kann ( www.TED.com ). In Deutschland arbeiten Gerald Hüther, der Hirnforscher, oder Stefan Bergheim, der Gründer des Instituts für Glücks- und Fortschrittsforschung, in eine ähnliche Richtung. Und Josef H. Reichholf schafft es immer wieder,
mich mit seinen poetischen Erzählungen über die Ursprünge des Menschseins zu begeistern.
Weil all diese »beautiful minds« sich nicht vom Virus des dunklen Denkens anstecken ließen, sondern lebendig nach vorne reflektieren, leben wir in spannenden Zeiten, in denen sich womöglich langsam die weißen Flecken auf den Landkarten des Weltverstehens füllen lassen. Das alte Projekt der Aufklärung ist nicht tot, im Gegenteil. Es entwickelt ganz neue Tanzschritte.
ANMERKUNGEN
1 Die große Transformation
1 Eine gute Übersicht über die!Kung-Kultur: http://social-shadow.tripod.com/family.html .
2 Shostak, Marjorie: Nisa: The Life and Words of A!Kung Woman. Cambridge, Mass. 2000, S. 77-81.
3 Wright, Robert: Nonzero: The Logic of Human Destiny. New York 2000, S. 67.
4 Olson, Steve: Mapping Human History: Genes, Race, and Our Common Origins. New York 2002, S. 11 ff.
5 Konfliktgründe sind oft Wasserressourcen:!Kung-Sippen »besitzen« einzelne Wasserlöcher, das heißt, sie reklamieren ein temporäres Nutzungsrecht, aber durchziehende Sippen sind berechtigt, sie mit Zustimmung des informellen Sprechers zu benutzen – diese Genehmigung wird fast immer erteilt. Erlegte Tiere gehören demjenigen, »dessen Pfeil als Erster in das Fleisch eindrang«.
6 Jüngere Forschungen zeigen, dass sich die!Kung vielleicht doch nicht immer so friedlich und ausgeglichen verhalten, wie es die meisten Forscher berichteten – ihr Konflikt-Ausgleichssystem ist womöglich fragiler, als es den Anschein hat. Einige Anthropologen berichteten in den sechziger Jahren über hohe Mordraten innerhalb der!Kung-Kultur (Wright, Nonzero S. 56). Andere Jäger-und-Sammler-Kulturen gelten inzwischen als die gewalttätigsten der Menschheitsgeschichte – die Geschichte vom »friedlichen Wilden« ist weitgehend widerlegt. So wurden beim Stamm der Waorani im Amazonasgebiet in den fünfziger Jahren 39 Prozent der Frauen und 54 Prozent der Männer durch interne Sippenkonflikte getötet – bevor dieser Stamm nennenswerten Kontakt mit der Umwelt hatte (Sharon Begley, Don’t blame the Cavemen, Newsweek.com ). Bei den Jivaro starben sogar 60 Prozent der männlichen Bevölkerung an internen Gewalttaten und kriegerischen Handlungen, siehe Keeley, Lawrence H.: War before Civilization: The Myth of the Peaceful Savage. New York/Oxford 1997.
7 McDowell, Paul:!Kung San of the Kalahari Desert, www.slideshare.net/PaulVMcDowell/slideshows/
8 Siehe Hames, Raymond; Draper, Patricia: Women’s work, child care and helpers at the nest in a hunter-gatherer society. In: Human Nature 15(4):319-341. 2004.
9 The Voyage of the Beagle, S. 183 f., zitiert nach Wright, Robert: The Moral Animal. New York 1994, S. 237.
10 Darwin wies Marx’ Vorschlag mit dem Hinweis auf seine »geringen Kenntnisse der Ökonomie« freundlich zurück. Friedrich Engels brachte beim Begräbnis von Marx beide noch näher zusammen: »Wie Darwin die Gesetze der Evolution in der organischen Natur entdeckte, entdeckte Karl Marx die Gesetze der Evolution in der menschlichen Geschichte.« Siehe u. a. Bannerman, John Thornton: Marx, Darwin, and the Scientific Ideology, in: Liberty Bell, Bd. 10, Nr. 11, Juli 1983.
11 Olson: Mapping Human History, S. 74 ff.
12 Die Schlafkrankheit, Trypanosomiasis, ist keineswegs, wie der Name suggeriert, nur eine Art chronischer Müdigkeit, sondern eine echte Killer-Seuche. Im Endstadium kommt es zu einem Dämmerzustand, der der Krankheit ihren Namen gegeben hat.
13 Reichholf, Josef H.: Warum die Menschen sesshaft wurden: Das größte Rätsel unserer Geschichte. Frankfurt am Main 2009, S. 244 ff. Siehe auch Boserup, Ester. The Conditions of Agricultural Growth. The Economics of Agrarian Change under Population Pressure. Berlin 1965.
14 Mankell, Henning: Das Auge des Leoparden. München 2006, S. 18.
15 Wright: Nonzero, S. 68 ff. Cordain, Loren: Das Getreide – Zweischneidiges Schwert der Menschheit. In: Novagenics, 2004, S. 6f.
16 Wright: Nonzero,
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