Das Chamäleon-Korps
vielleicht im Augenblick auf Halus stehen, aber ich interessiere mich mehr für Weiber.“
Son grinste und warf sein Haar zurück. „Du hast die Geräte noch nicht gesehen. Ich habe fünf Stück von einem Hutständer aus der Innenstadt, den ich kenne. Er besitzt einen Vergnügungsturm und hat uns ein paar Halluzinationsmaschinen günstig verscherbelt. Das sind die makellosen Modelle, Will. Du legst ein bißchen Echtgeld rein, gehst auf die Reise und bist in einer halben Stunde wieder zurück, ohne Nebenwirkungen, ohne Fehlschaltungen. Das machen wir jetzt. Danach können wir vielleicht ein paar Tussis angraben, die ich kenne. Das waren mal Klostermädchen auf Murdstone. Große, schlanke Miezen, ganz so, wie du sie magst.“
„Wer sagt denn, daß ich dünne Mädchen mag?“
„Nur so’n Gefühl“, sagte Son.
Aus einem feuchten Raum zur Linken sagte eine Stimme: „He, Son, ich muß dich was fragen.“
Der Raum war fast völlig mit gebündelten Fotokopzeitungen vollgestopft. Eine borstige Fastkatze hüpfte von einem Stapel zum anderen und verfolgte eine unsichtbare Ratte. Auf einem Stuhl mit gerader Rückenlehne saß Sol S. Mahones, im Schoß eine altertümliche Schreibmaschine.
„Hallo, Sol“, sagte Son. „Arbeitest du an einem Auftrag?“
„Ja, an einem Artikel für eine Barnumer Wochendruckzeitung. Sie weigern sich immer noch, mündliche Berichte zu akzeptieren, weil das angeblich die Reportagearbeit unmenschlicher macht.“ Zu Jolson sagte Mahones: „Dieser Junge ist wie eine Fackel in finsterer Nacht, der größte Dichter seit D. B. Yellowstone. Son, ich bin sicher, daß du einen Song gegen das Barnumer Kinder-Zwangsverpflichtungsgesetz hast. Ich würde gerne etwas daraus zitieren.“
Son drückte eine Hautfalte über seiner Hüfte mit Daumen und Zeigefinger zusammen und dachte nach. „Was ist denn das Kinder-Zwangsverpflichtungsgesetz?“
Mahones blickte auf. „Das Gesetz, das es der Zentralregierung von Barnum gestatten soll, Kinder ab zehn Jahren für öffentliche Projekte zwangszuverpflichten.“
„Aha“, sagte Brewster. Er griff über seine Schulter und löste die Mandoline. Er warf Jolson das Kabel zu. „Steck es rein.“
Als Jolson sich vorbeugte, sprang die Fastkatze auf seinen Rücken und schnurrte an seinem rechten Ohr. Jolson hob das Tier auf ein paar herumliegende Schlagzeilen und entdeckte schließlich eine Anschlußdose für die Mandoline. „Steht.“
„Ha!“ sang Son Brewster jr. „Neulich ging ich doch zur Schule und dachte daran, wieviel einem Bildung in diesem Universum doch so helfen kann; da kam so ’n Beamtenarsch und schleppte mich zu ’nem korrupten öffentlichen Bauprojekt. Was soll denn der Scheiß?“ Er riß das Kabel aus der Dose und schob die Mandoline wieder auf den Rücken.
„Sehr schön, Son“, sagte Mahones und bearbeitete die Tastatur der Schreibmaschine im Einfinger-Suchsystem. „Hast du ‚korruptes öffentliches Bauprojekt’ gesagt?“
„So was Ähnliches“, sagte Brewster. „Gehen wir weiter, Will, die Geräte sind nur noch ein paar Ecken weiter.“
Die Geräteräume befanden sich in einer Reihe an einem schotterbedeckten Gang. „Ich möchte immer noch lieber“, sagte Jolson, „einfach ein paar Mädchen treffen und Bingo trinken.“
Son Brewster jr. öffnete eine silberbeschichtete Tür und schob Jolson hindurch. In dem schmalen Raum standen eine nadelgestreifte Pritsche und eine hüfthohe, silberlackierte Halluzinationsmaschine. Brewster rammte einen Metalldollar in den Schlitz und drückte Jolson auf die Pritsche. „Erst die Halus, dann das Gesöff.“ Er entfernte sich schnell.
Die Maschine surrte, und ein schwacher
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