Das Comeback
aus L. A. ist? Fuck you, O’Grady. Verstanden?«
»Jaja, fick mich. Beantworte die Fragen.«
»Dann stell sie!«
Samuels nickte, als hätte Bosch einen Punkt erzielt, und schob seinen Stift auf dem Schreibblock einen Zentimeter weiter nach unten.
»Wissen Sie«, fragte er, »ob einer der anderen Polizisten das Badezimmer betreten hat, bevor Sie es durchsuchten und die Waffe fanden?«
Bosch versuchte sich in Erinnerung zu rufen, was die Polizisten gemacht hatten. Er war sicher, daß niemand ins Badezimmer gegangen war – ausgenommen, daß jemand sich schnell versichert hatte, daß sich niemand dort versteckt hielt.
»Ich bin nicht ganz sicher«, sagte er. »Aber ich bezweifle es. Wenn jemand hinein ist, reichte die Zeit sicher nicht aus, um die Waffe zu verstecken. Sie war schon da.«
Samuels nickte wieder, sah auf seinen Schreibblock und schaute dann Irving an.
»Chief Irving, ich glaube, das ist alles im Moment. Wir bedanken uns für Ihre Kooperation, und ich denke, wir werden bald wieder miteinander sprechen.«
Samuels erhob sich.
»Einen Moment mal«, sagte Bosch. »Das ist alles? Sie wollen einfach aufstehen und gehen? Was zum Teufel ist hier los? Ich verdiene eine Erklärung. Wer hat die Beschwerde eingereicht? Goshens Anwalt? Falls ja, werde ich eine Beschwerde gegen ihn einreichen.«
»Ihr Deputy Chief kann mit Ihnen darüber sprechen, falls er es will.«
»Nein, Samuels. Sie werden es mir erklären. Sie haben Fragen gestellt, jetzt beantworten Sie mir ein paar.«
Samuels trommelte einen Moment mit seinem Stift auf den Block und schaute Irving an. Irving breitete seine Hände aus, um ihm anzudeuten, daß die Entscheidung bei ihm läge. Samuels beugte sich vor und sah Bosch verärgert an.
»Falls Sie auf einer Erklärung bestehen, gebe ich Ihnen eine«, sagte er. »Ich kann Ihnen natürlich nicht alles sagen.«
»Mein Gott, sagen Sie mir einfach, was los ist.«
Samuels räusperte sich, bevor er fortfuhr.
»Vor ungefähr vier Jahren startete die Sonderkommission für organisiertes Verbrechen in Kooperation mit den FBI-Büros in Chicago, Las Vegas und Los Angeles die Operation Telegraph. Personalmäßig war es eine kleine Operation, aber sie hatte ein hohes Ziel, nämlich Joseph Marconi und die letzten Überreste der Mafia in Las Vegas aus dem Verkehr zu ziehen. Es dauerte achtzehn Monate, aber wir schafften es schließlich, einen Undercover-Agent einzuschleusen. In den zwei Jahren gelang es ihm, in der Marconi-Organisation zu einer Position aufzusteigen, in der er das Vertrauen unseres Operationsziels hatte. Konservativ geschätzt standen wir vier oder fünf Monate davor, Marconis Organisation dichtzumachen und gegen ein halbes Dutzend hochrangiger Mitglieder der Cosa Nostra in drei Städten Anklage zu erheben. Ganz zu schweigen von den Einbrechern, Kartenbetrügern, Ausbrechern, Polizisten, Richtern, Anwälten und ein paar Hollywood-Randfiguren wie Tony Aliso. Außerdem haben wir – vornehmlich dank der Arbeit unseres Undercover-Agenten und durch gerichtlich genehmigte Abhöroperationen – ein tieferes Verständnis der hochentwickelten Operationsweise und Reichweite von kriminellen Organisation wie Marconis.«
Samuels sprach, als gäbe er eine Pressekonferenz. Er machte einen Moment Pause, um Atem zu schöpfen. Seine Augen wandten sich jedoch nicht von Bosch ab.
»Der Name des verdeckten Fahnders ist Roy Lindell. Behalten Sie den Namen, er wird eines Tages berühmt sein. Kein anderer Agent hat so lange und mit solch wichtigen Resultaten unter angenommener Identität gearbeitet. Sie werden bemerkt haben, daß ich die Vergangenheitsform benutze. Er arbeitet nicht mehr verdeckt in der Marconi-Organisation, Detective Bosch. Und dafür können wir uns bei Ihnen bedanken. Sein Deckname war Luke Goshen. Lucky Luke Goshen. Ich möchte mich also herzlich bei Ihnen bedanken, daß Sie den Abschluß wichtiger und hervorragender Ermittlungen ruiniert haben. Sicher, wir werden immer noch Marconi und all die anderen schnappen – mit Hilfe von Roys guter Arbeit –, aber jetzt ist alles verdorben – durch Sie.«
Bosch fühlte, wie ihm die Wut die Kehle zuschnürte, versuchte aber, Ruhe zu bewahren und mit gleichmäßiger Stimme zu reden.
»Sie nehmen also an – nein, Sie beschuldigen mich, daß ich die Waffe versteckt habe. Nun, Sie irren sich. Total. Ich sollte beleidigt und wütend sein, aber ich kann verstehen, warum Sie unter diesen Umständen zu einer Fehlannahme kommen. Aber statt mit dem
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