Das Comeback
und hinten mit Haarnadeln festgesteckt. Sie sah immer noch attraktiv aus, auch wenn sie sich heute nicht so herausgeputzt hatte. Der Hemdkragen war offen, und Bosch konnte ein paar Sommersprossen sehen. Vom Video wußte er, daß sie sich bis zu ihrer Brust hinunterzogen.
»Halten wir Sie auf?« fragte Bosch. »Wollten Sie gerade weggehen?«
»Falls es möglich ist, wollte ich heute zu den Ställen in Burbank gehen. Ich habe ein Pferd da. Der Leichnam meines Mannes wurde eingeäschert, und ich wollte die Asche auf dem Reitpfad die Hügel hinaufbringen. Er liebte diese Hügel …«
Bosch nickte trauervoll.
»Es wird nicht lange dauern. Erst einmal … Sie haben uns heute morgen in der Nachbarschaft gesehen. Es ist eine Routinemaßnahme. Man weiß nie, ob jemand etwas gesehen hat. Vielleicht, daß jemand das Haus beobachtet hat oder ein fremder Wagen hier parkte. Man kann nie wissen.«
»Nun, ich sollte von Fahrzeugen wissen, die hier nichts zu suchen haben.«
»Ich meine, wenn Sie nicht da waren. Falls jemand hier war, hätten Sie nichts davon gewußt.«
»Wie sollten Sie am Eingangstor vorbeikommen?«
»Es ist ein Schuß ins Blaue, Mrs. Aliso. Wir wissen das, aber es ist unsere einzige Chance.«
Sie runzelte ihre Stirn.
»Sie haben sonst nichts? Was ist mit dem Verdächtigen, von dem Sie mir vor einigen Tagen erzählt haben? Dieser Mann in Las Vegas?«
»Mrs. Aliso, es fällt mir schwer, es Ihnen zu sagen. Aber wir haben die falsche Spur verfolgt. Wir haben viele Informationen über Ihren Mann gesammelt, und anfänglich sah es vielversprechend aus. Aber es erwies sich als Fehlschlag. Wir glauben jedoch, daß wir jetzt auf der richtigen Spur sind und die verlorene Zeit wieder aufholen können.«
Sie schien aufrichtig verblüfft zu sein.
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen. Die falsche Spur?«
»Ja, hm, ich kann es Ihnen erklären, falls Sie es hören wollen. Aber es betrifft Ihren Mann und ein paar unappetitliche Sachen.«
»Detective, ich habe mich innerlich in den letzten Tagen auf alles eingestellt. Erzählen Sie es mir.«
»Mrs. Aliso, ich glaube, ich habe bei meinem letzten Besuch angedeutet, daß Ihr Mann mit sehr gefährlichen Leuten in Las Vegas verstrickt war. Ich glaube, ich erwähnte ihre Namen, Joey Marks und Luke Goshen.«
»Ich erinnere mich nicht.«
Sie sah immer noch verblüfft aus. Bosch mußte zugeben, daß sie gut war. Auch wenn sie keinen Erfolg beim Film gehabt hatte, konnte sie schauspielern, wenn es darauf ankam.
»Unverblümt gesagt, es waren Gangster. Organisiertes Verbrechen. Es sieht aus, als hätte Ihr Mann seit langem für sie gearbeitet. Er bekam in Las Vegas Mafia-Geld und steckte es in seine Filme. Er hat das Geld gewaschen. Dann gab er es ihnen zurück, nachdem er einen Anteil für seine Tätigkeit einbehielt. Es war viel Geld und das hat uns auf die falsche Fährte geführt. Ihr Mann sollte vom Finanzamt überprüft werden. Wußten Sie das?«
»Nein, er hat mir nicht erzählt, daß ihn das Finanzamt überprüfen wollte.«
»Nun, wir haben davon erfahren und uns gedacht, daß seine Geschäftspartner wahrscheinlich auch davon Wind bekamen. Sie mußten befürchten, daß alles ans Licht kommen würde. Also brachten sie ihn um, um ihn davon abzuhalten, über ihre Geschäfte zu sprechen. Allerdings glauben wir nicht mehr an diese Theorie.«
»Das verstehe ich nicht. Sind Sie sicher? Ich finde es offensichtlich, daß die Leute etwas mit dem Mord zu tun hatten.«
Am Ende wurde sie unsicher. Ihre Stimme klang zu dringend.
»Nun, wie gesagt, wir dachten das auch. Wir haben es nicht völlig fallengelassen, aber im Moment sieht es nicht so aus. Der Mann, den wir dort verhafteten, Luke Goshen, schien ein guter Kandidat zu sein. Aber dann stellte sich heraus, daß sein Alibi absolut wasserdicht ist. Er kann es nicht gewesen sein. Es sieht auch so aus, als ob jemand sich große Mühe gab, den Verdacht auf ihn zu lenken, und eine Waffe in seinem Haus versteckte. Aber wir wissen, er war’s nicht.«
Sie schaute ihn einen Moment mit leblosen Augen an und schüttelte ihren Kopf. Dann machte sie ihren ersten wirklichen Fehler. Sie hätte sagen müssen, daß es dann der andere Mann gewesen sein müsse, den Bosch erwähnt hatte, wenn es nicht Goshen war. Oder irgendein Mafia-Typ. Aber sie sagte nichts, und Bosch merkte instinktiv, daß sie von dem Komplott gegen Goshen wußte. Sie wußte jetzt, daß der Plan fehlgeschlagen war, und ihre Gedanken überschlugen sich.
»Also, was
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