Das Dalai-Lama-Prinzip fuer Kollegen
immer wir uns nur halb oder nur zum Schein einbringen, müssen wir einen hohen Preis zahlen. Man hört es an der Stimme, sieht es der Mimik und Körpersprache an, wie lebendig ein Mensch ist– oder wie unzufrieden. Wenn man genauer hinsieht, lässt sich wahrscheinlich feststellen, dass die Unzufriedenheit nicht von außen kommt, sondern aus der eigenen Zurückhaltung, aus mangelndem Engagement erwächst. Wer so lebt, wird mehr oder weniger unbemerkt zum Zuschauer seines eigenen Lebens.
Wir sind, was wir tun und wie wir es tun
Auf die Frage, was sie eigentlich unter sinnvoller Arbeit und Selbstverwirklichung am Arbeitsplatz verstehen, wissen viele Menschen keine Antwort. Die wenigsten beschäftigen sich wirklich mit den Auswirkungen ihrer Arbeit auf das eigene Leben oder inwieweit ihr Tun ethisch, moralisch und ökologisch korrekt ist. Häufig scheint es im Beruf weniger um Sinn, denn um finanzielle Sicherheit und damit verbunden um Spaß und Bequemlichkeit zu gehen. Auch im Berufsleben sind unsere Aktivitäten und Gedanken in der Regel auf die kurzfristige Suche nach Lust und Vermeidung von Leid ausgerichtet, wie es der Buddhismus beschreibt (siehe Seite 45). Dabei bietet jede berufliche Tätigkeit, jeder noch so kleine Job die Möglichkeit, Sinnvolles zu tun– für einen selbst oder für andere Menschen. Das Problem liegt also weniger darin, dass man tatsächlich den falschen Beruf gewählt hat, die falsche Arbeit macht, sondern dass man glaubt, am falschen Platz zu sein– und die Arbeit deshalb auch auf die falsche Art und Weise tut. Wenn es uns gelingt, unsere Kräfte mit den Anforderungen der jeweiligen Aufgabe in Einklang zu bringen, tun wir zum einen uns und in der Folge dann auch den anderen einen großen Gefallen. Unsere Arbeit wird immer mehr zum Spiel. Sie geht leichter von der Hand, sie bereitet uns Freude und bringt gute Ergebnisse hervor. Um das zu erleben, ist es nur erforderlich, dass wir uns selbst und unsere Tätigkeit ernst nehmen und uns voll und ganz engagieren. Wie intensiv wir unsere Arbeit betreiben, ist der entscheidende Faktor dafür, welche Erfahrungen wir machen werden und welchen Nutzen unser Beitrag für uns selbst und unser Umfeld hat.
Raus aus der Routine
Routine ist übrigens kein Widerspruch zu sinnvollem Tun. Natürlich gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen den Arbeitsabläufen eines Fließbandarbeiters und eines Universitätsprofessors. Aber oftmals ist die Wiederholung der Abläufe in beiden Fällen sehr ähnlich. Kontinuierlich wiederkehrende Abläufe geben uns Sicherheit und Verlässlichkeit. Andererseits können uns berufliche Gewohnheiten auch träge machen, uns lähmen und betäuben. Wenn Routinehandlungen zu Selbstläufern werden, verlieren wir schnell die Lust am Job und das Interesse, Neues auszuprobieren, neue Kontakte zu schließen und uns weiterzuentwickeln. Mit Ausreden wie » Ich bin zu müde, ich habe keine Kraft, mir ist langweilig…« entschuldigen wir unsere Trägheit.
Der Dalai Lama hat es so ausgedrückt: Die Trägheit des Geistes lässt zwar auch den Körper ermüden, doch sie blockiert vor allem die Antriebskraft, die wir brauchen, um Erkenntnisprozesse einzuleiten und Gedanken in Handlungen umzuwandeln. Im Job wirkt sich Trägheit nicht anders aus: Gefangen in seinen Routinen, wird der Träge immer unglücklicher, je weniger er schafft. Die Schnelllebigkeit und Aktivität um ihn herum führt ihm immer wieder vor Augen, wie wenig er selber bewerkstelligt. Sein Selbstwert sinkt, je phlegmatischer er wird.
Neugier, Motivation und lebensfrohe Energie sind die Antagonisten zur Trägheit, sie helfen uns dabei, nicht in Routine zu verfallen. Dazu müssen wir uns wieder auf die Achtsamkeit berufen. Ziehen Sie deshalb die Notbremse, bevor Sie aus Gewohnheit nur noch den bequemen Weg gehen, und schauen Sie sich die lähmenden Routinen in Ihrem Arbeitsumfeld einmal genauer an:
Tauchen regelmäßig Routinen in Ihrem Arbeitsalltag auf?
Was fühlen Sie, wenn Sie sich diese Gewohnheiten vergegenwärtigen?
Empfinden Sie sie als angenehm oder störend?
Gibt es darunter Routinen, die Ihnen die Energie rauben?
Wann fühlen Sie sich träge und mit welchen Ausreden entschuldigen Sie sich?
Lassen Sie sich manchmal von unbedeutenden Kleinigkeiten ablenken, statt die wirklich wichtigen Aufgaben in Angriff zu nehmen?
Welche Gewohnheiten würden Sie gerne ablegen?
Wenn wir die immer wiederkehrenden Abläufe mit dem präzisen Instrument der Achtsamkeit erforschen,
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