Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit
vernünftigen Menschen darüber reden. Was meinst du, Kofa - ist mein Plan realisierbar? «
»Dein Vorschlag klingt zwar verrückt, aber man sollte auf alle Fälle versuchen, so eine Skulptur zu schaffen.«
Die nächsten Stunden fühlte ich mich, als wäre ich im Haus an der Brücke so richtig der Chef. Meine Kollegen zogen durch Echo, suchten nach interessierten Künstlern und schleppten sogar Lukfi Penz mit, dessen Wirkungskreis sich normalerweise auf das Große Archiv beschränkte. Ich faulenzte währenddessen im Büro, denn Sir Kofa hatte erklärt, mein Todesmantel werde es gewiss erschweren, freundschaftliche Kontakte zu den Bildhauern von Echo aufzubauen.
Immerhin fand sich auch für mich eine Aufgabe. Melamori ließ Leleo - ihr spinnenartiges Geschenk aus Arwaroch - in meiner Obhut, denn auch der Anblick dieses Wesens hätte den Erfolg der Mission beeinträchtigen können. Die ersten zwei Stunden war Leleo traurig und weigerte sich, von mir Brotkrümel zu nehmen, doch langsam gewann ich seine Gunst, und irgendwann schnurrte er freundlich. Dieser kleine Erfolg stimmte mich froh.
Langsam kehrte auch die Idee, im Kampf gegen die Zombies Weihwasser einzusetzen, wieder in mein Bewusstsein zurück. Allerdings ist es schwer, in Echo an Weihrauch zu kommen, da es hier weder Kirchen noch religiöse Überzeugungen gibt.
»Wenn die Idee mit den Skulpturen scheitert, könnte ich es ja mit der Ritze zwischen den Welten versuchen«, überlegte ich halblaut. »Oder vielleicht schaue ich mal kurz bei mir zu Hause vorbei. Dort haben sich schließlich etliche religiöse Gegenstände angesammelt. Wozu habe ich den Trick mit der Ritze zwischen den Welten schließlich gelernt? Immerhin habe ich ein ganzes Jahr gebraucht, um ihn sicher zu beherrschen, und all die Mühe muss doch zu etwas gut gewesen sein.«
Diese Pläne erschienen mir zwar zu fantastisch oder zu kühn, um realisierbar zu sein, aber es machte mir doch Spaß, mir ihre Verwirklichung auszumalen.
»Max, ich bin zurück«, rief Melamori von der Türschwelle. »Wie geht es Leleo? Hat es ihn traurig gemacht, dass ich weg war?«
»Aber nein - er hat meine Gesellschaft sehr genossen und sogar etwas gefressen.«
»Dieser Verräter!«, sagte Melamori lächelnd. »Ich dachte, er würde nur fressen, womit ich ihn aus der Hand füttere.«
»Das hatte ich auch gedacht. Und du - hast du jemanden überzeugen können?«
»Natürlich. Ich habe sogar drei Helfer von Juchra Jukori mitgebracht. Er hat mir versprochen, zu uns zu kommen, wenn er mit der Arbeit fertig ist. Aber das kann noch einige Zeit dauern. Dieser Juchra ist der ungeduldigste Mensch von Echo. Einmal hat er im Auftrag meines Vaters gearbeitet und ihm ein halbes Jahr lang erklärt, es gehe nicht, wie mein Vater es wünsche. So fängt er immer an. Dann hat er zwei Jahre lang gearbeitet und genau das gemacht, worum man ihn nicht gebeten hatte. Aber meinem Vater gefiel seine Skulptur so, dass er sich entschied, sie zu behalten. Daraufhin hat Juchra erklärt, er könne sich nicht von seinem Kunstwerk trennen. Schließlich musste mein Vater das Dreifache des vereinbarten Preises zahlen und wurde so Besitzer des größten Kunstwerks der Stadt, das jedoch nicht in unsere Wohnung passte. Dieses Genie hat sich einfach nicht an die für die Plastik verabredeten Maße gehalten.«
»Ein echter Künstler! Diese Geschichte klingt geradezu klassisch. Aber weißt du, Melamori - ich freue mich, dass Juchra beschäftigt ist. Wir haben auch ohne ihn Probleme genug. Ich hoffe, seine Mitarbeiter sind kompromissbereiter.«
»Absolut nicht. Sie arbeiten unter schlimmen Bedingungen. Es ist ja oft so, dass Genies schreckliche Tyrannen sind.«
»Da hast du Recht«, sagte ich lächelnd. »Und nun nimm bitte dein seltsames Haustier und geh heim. Ich vermute stark, du willst sofort ins Bett.«
»Na ja, sofort nicht. Vorher möchte ich noch ein Eis essen und lesen. Wer übernimmt heute eigentlich den Dienst im Haus an der Brücke? Kurusch etwa?«
»Das weiß ich noch nicht. Vielleicht der kluge Vogel, vielleicht auch Melifaro. Das wird sich zeigen.«
»Ich jedenfalls bin froh, nicht mehr auf den Friedhof zu müssen«, seufzte Melamori. »Ich kann vieles nicht ertragen, und Tote gehören sicher dazu.«
»Das ist bei dir familiär bedingt. Kofa hat mir erzählt, ein Teil deiner Familie sei beim Orden des Siebenzackigen Blattes beschäftigt. Dieser Orden hat bekanntlich das gleiche Problem.«
»Stimmt.«
Melamori setzte sich ihren
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