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Das Ende ist mein Anfang - Ein Vater ein Sohn und die grosse Reise des Lebens

Titel: Das Ende ist mein Anfang - Ein Vater ein Sohn und die grosse Reise des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiziano Terzani
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Gründen - diese Puppe mitgebracht und sie den Kindern geschenkt.
    Eines Abends bei Sonnenuntergang ging ich durch die Gassen und fotografierte … Schon das Fotografieren! Du nimmst etwas mit fort, statt etwas dazulassen.
    FOLCO: Ich habe ein Foto mit einem Schild gesehen, auf dem stand: „Nimm nichts als deine Fotos mit, lass nichts als deine Spuren da.“
    TIZIANO: Ja, das hat der König oder einer seiner Leute geschrieben. Schön, nicht?
    Ich ging also durch die Gassen und bemerkte auf einmal eine Traube Jugendlicher, die sich vor einem dunklen, offenen Eingang drängten. Ich trat hinzu und was sah ich? Einen winzigen, mit einer Autobatterie betriebenen Fernseher. Irgendjemand hatte den fünf-, sechstägigen Ritt über den Jomosom-Pass und den Annapurna auf sich genommen, um den Fernseher und die Batterie aus Nepal mitzubringen.
    Was machst du in so einem Fall? Gehst du hinein und zertrümmerst den Apparat mit dem Hammer? Natürlich nicht.
    Und doch weißt du, dass es im nächsten Jahr schon zwei Fernseher sein werden, und dann wird ein noch größerer kommen und dann ein Farbfernseher. Das ist unvermeidlich. Unvermeidlich.
    Oder nimm Birma. Ich weiß, dass ich mit meinen Gedanken da etwas aus der Reihe tanze, und ich will das mörderische Militärregime dieses Landes auch wirklich nicht verteidigen; trotzdem sehe ich einen gewissen Sinn in seiner Barbarei. Denn außer Mustang ist Birma eine der letzten Oasen in Asien, die sich ihren eigenen Charakter bewahrt haben. Die Birmanen rauchen keine Marlboro - der Import von Zigaretten ist verboten - sondern rollen sich ihre cheroot mit dem eigenen Tabak. Und sie tragen auch keine Jeans, sondern ihre longyi.
    FOLCO: Immer noch?
    TIZIANO: Ja! Und statt Niveacreme benutzen sie Sandelholzpaste. In den Straßen Rangoons kannst du abends die Frauen beobachten, wie sie das feine Pulver mit etwas Wasser anrühren und ihren Kindern diese Paste aufs Gesicht streichen, um sie vor den Fliegen zu schützen. Und ihre Haut ist kerngesund! Sie leben ein langsames, ruhiges Leben.
    Birma wird von einem schrecklichen Militärregime regiert, das auch vor schlimmster Folter nicht zurückschreckt und das ich immer verdammt habe. Die Geschichte der kranken, zur Zwangsarbeit verurteilten jungen Männer habe ich dir ja erzählt. Seit zwanzig, dreißig Jahren versucht die internationale Gemeinschaft - die EU, die Vereinten Nationen, die Amerikaner - dort etwas mehr Demokratie zu erwirken. An der Spitze der demokratischen Bewegung steht zudem eine außergewöhnliche Frau, Aung San Suu Kyi, der man mit den üblichen politischopportunistischen Manövern sogar den Friedensnobelpreis zugeschanzt hat. Eine unglaublich mutige Frau, Tochter eines Helden aus dem birmanischen Unabhängigkeitskrieg gegen Japan, eine Lichtgestalt mit einem ermordeten Vater, wie so oft. Und nun muss man sich entscheiden: Will man die mörderischen Militärs unterstützen oder diese Elfe, die seit Jahren unter Hausarrest steht?
    So sieht es auf den ersten Blick aus. Doch was steckt dahinter? Die großen Erdölfirmen können die Öffnung Birmas kaum abwarten, denn durch das Land fließen große Mengen an Rohstoffen. Und die japanischen Milliarden für die Entwicklung des Tourismus - Fünf-Sterne-Hotels, Straßen, Schiffe, die über den Inle-See düsen, ein größerer Flughafen - liegen auch schon bereit. Sollte das aktuelle Regime eines Tages durch westlichen Druck gestürzt werden, was vorauszusehen ist, und sollte Aung San Suu Kyi an die Macht kommen, wird Birma werden wie Thailand: Nutten, Bordelle, Profit, Marlboro, Coca Cola, Blue Jeans.
    Die Frage, die man sich stellt, wenn man so alt ist wie ich und keiner Ideologie anhängt, ist nun folgende: Wo liegt die Lösung? Was wünschst du dir? Dass die Militärs die Gewalt über das Land behalten? Nein, wie könntest du? Dass sich Aung San Suu Kyi durchsetzt? Dann ist Birma binnen weniger Monate am Ende, dann kommen der Beton und die Wolkenkratzer …
    Also, Folco? Was meinst du? Siehst du das Problem? Auf welcher Seite stehst du?
    FOLCO: Auf welcher stehst du denn?
    TIZIANO: Auf der Seite der Militärs zu stehen, ist unmöglich. Aber irgendwie müsste man die Leute vor den Gefahren warnen, die mit der Liberalisierung Birmas einhergehen werden. Also frage ich mich: Ist es möglich, beides unter einen Hut zu kriegen? Und die Schönheit der Welt, die ja in ihrer Vielfalt besteht, zu bewahren?
    FOLCO: Interessant.
    TIZIANO: Ich meine diese Frage ganz ernst. Ich finde, statt

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