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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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ausgeschlagen hast. Aber ich denke, du schaffst es.«
    Gertrude kehrte zu ihrer Bank zurück und ließ sich ein wenig umständlich nieder. Forschend ruhte ihr Blick auf Magdalena, die in eine Art Trance verfallen zu sein schien.
    »Ja, ich denke, du wirst all das, was übelwollende Menschen dir in den Weg legen könnten, beiseiteräumen«, ließ sich die Heilerin nach einer ganzen Weile der Stille vernehmen. »Du erscheinst mir gesund und kräftig zu sein, und du wirst dein Kind bekommen. Die Zeit, die dann vor dir liegt, wird zwar deine ganze Kraft aufzehren, und oft wirst du glauben, am Ende zu sein. Du wirst jedoch niemals aufgeben, denn du bist eine Kämpferin – so, wie ich eine gewesen bin. Die jetzigen Jahre der relativen Sicherheit und Ruhe, welche mir die weltliche Obrigkeit und die Kirche – wenn auch zähneknirschend – zugestehen, habe ich mir hart erkämpft. Dir wird es ebenso ergehen. Was hast du vor, mein Kind?«
    Magdalena richtete sich kerzengerade auf, was die Katze, die mittlerweile auf ihren Schoß gehüpft war, mit einem leisen Maunzen quittierte.
    »Bastet mag dich«, stellte Gertrud zufrieden fest. »Ich habe das Tierchen nach der katzenköpfigen ägyptischen Göttin der Freude und der Liebe genannt«, fügte sie erklärend hinzu und kam dann wieder auf ihre Frage zurück: »Ehe du antwortest, sollst du wissen, dass du bei mir und meinem Sohn so lange bleiben kannst, wie du willst. Und sollte es auch für immer sein: Mein Haus ist auch das deine.«
    Magdalena setzte die Katze auf dem Boden ab, sprang auf,
lief zu Gertrude, warf sich zu deren Füßen nieder und legte den Kopf in ihren Schoß.
    »Ich bin Euch von ganzem Herzen dankbar, Muhme! Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich in Ravensburg außer meiner Großmutter jemanden fände, der etwas für mich übrig hat. Aber Ihr seid so gütig, dass ich es gar nicht fassen kann! Ihr wisst, dass derjenige, der einer aus dem Kloster Entlaufenen Asyl gewährt, selbst streng bestraft werden kann. Und ich spreche nicht nur von der hohen Geldstrafe – auch die Kirchenbuße ist beachtlich. Ihr nehmt also einiges auf Euch, Trude!«
    »Darüber mach dir keine Gedanken, Lena. Überleg dir nur gut, was du zu tun gedenkst.«
    »Ich will Euch weder auf der Tasche liegen noch Eure Sicherheit gefährden. Eigentlich hatte ich gehofft, dass Ihr mir helfen könntet, nach Konstanz zu gelangen. Dort lebt ein Verwandter von uns und …«
    Gertrude unterbrach sie: »Du meinst Julius Zängle, den gelehrten Juristen, nicht wahr?«
    »Ganz recht, an ihn dachte ich. Da er Junggeselle ist, könnte ich vielleicht in seinem Haushalt Arbeit finden, damit er mich so lange bei sich wohnen lässt, bis das Kind zur Welt gekommen ist. Danach könnte ich weitersehen.«
    »Ein guter Gedanke, mein Liebes! Nur ist er leider nicht durchführbar. Herr Julius weilt derzeit in Paris, an der Universität Sorbonne, wohin er berufen wurde, um für die Studenten Vorlesungen über Rechtsfragen zu halten. Ich vermute, er wird noch einige Monate dort bleiben. Den genauen Zeitpunkt seiner Rückkehr kenne ich jedoch leider nicht. Seinen Haushalt in Konstanz hat er solange aufgelöst. Sein Haus ist verschlossen, niemand lebt darin – nicht einmal ein Knecht oder eine Magd. So hat er es mir jedenfalls
geschrieben, ehe er Deutschland vor gut zwei Jahren verlassen hat. Ich weiß allerdings wirklich nicht, wann er wieder in Konstanz sein wird.«
    Magdalena war zwar angenehm überrascht, dass Gertrude, die von der übrigen Familie nach ihrem »Fehltritt« mehr oder weniger geächtet wurde, zu diesem noch relativ jungen Herrn Kontakt pflegte. Gleichzeitig jedoch war sie über diese Nachricht zutiefst niedergeschlagen.
    »Oh«, seufzte sie enttäuscht, »dann weiß ich nicht mehr weiter. Vetter Julius war meine einzige Hoffnung, nachdem sich Albrecht Grießhaber mir gegenüber so kalt benommen hat.«
    »Er nimmt dir freilich übel, dass du seinen Sohn allem Anschein nach verschmäht hast, nachdem du zuerst die Heirat mit ihm abgesprochen hattest. Ich kann ihn irgendwie verstehen; er ist gekränkt in seinem Vaterstolz.«
    »Und das vollkommen zu Unrecht! Aber das hilft mir jetzt auch nicht weiter. Ich muss gut überlegen, damit ich keinen Fehler begehe. Denn nun geht es nicht mehr nur um mich, sondern um zwei Personen, für die ich Entscheidungen zu treffen habe«, sagte Magdalena ganz ernsthaft.
    Ihre Entschlossenheit ließ ihr die Muhme noch mehr gewogen sein, als sie es ohnehin bereits

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