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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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meiner Ahninnen erwarte mich hier.«
    »Es mag sein, dass ich einst diesen Namen trug«, erwiderte die Elbin. »Doch du bist jene eine, die gekommen ist, die Tradition fortzuführen. Jene, die ich über die Grenzen der Welten hinweg vor dem Unheil zu bewahren suchte, das die Hand des Bösen in dein Leben trug.« Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, und für einen Augenblick wirkte sie traurig. »Es ist nicht leicht zu helfen, wenn die Seele gebunden ist«, klagte sie. »Die anderen habe ich nicht schützen können.«
    »Wie meint Ihr das?«, fragte Ajana.
    »Denke zurück.« Die Elbin lächelte. »War es wirklich nur Zufall, der dich davon abhielt, den tödlichen Weg zu kreuzen? War es Glück allein, das dich dazu verleitete, im rechten Moment zu verharren, als der Tod auf dich lauerte?«
    Es dauerte eine Weile, bis Ajana begriff, was die Elbin damit sagen wollte, doch dann erinnerte sie sich. »Der Ton!«, rief sie. »Ihr sprecht von dem pfeifenden Ton, den ich immer wieder gehört habe.«
    »Es gibt nur wenig, das ich über die Grenzen der Welten hinweg zu vollbringen vermag«, sagte die Elbin. »Dir einen warnenden Ton zu senden stand in meiner Kraft.«
    »Dann verdanke ich Euch mein Leben.«
    »Wer vermag das zu sagen«, erwiderte die Elbin. »Sicher ist nur, dass jene eine, die dir nach dem Leben trachtet, auch zu verhindern sucht, dass die Magie der Nebel neu gewoben wird.«
    »Dann wisst Ihr, warum ich gekommen bin?«
    »Ich spürte es, als das Leben die letzte Nebelsängerin verließ«, gab die Elbin zur Antwort. »Wissen ging verloren, das nicht verloren gehen durfte. Ohne die Musik können die Nebel nicht gewoben werden, ohne die Musik vermochten sie nicht zu bestehen. Es ist nicht leicht, was das Schicksal dir aufbürdet. Doch du bist die Letzte meines Blutes. Das Leben eines ganzen Volkes liegt nun in deinen Händen.«
    »Was muss ich tun?«, fragte Ajana. »Ich kenne das Lied nicht, das die Magie erweckt. Das Notenblatt … Es ging verloren.«
    »Lieder kann man erlernen«, sagte die Elbin, und das Licht in dem Stein wurde eine Spur dunkler. »Die Frage ist, ob du die nötige Kraft besitzt, diese Bürde zu tragen. Du bist meines Blutes, das spüre ich. Aber das Erbe ist schwach in dir. Zu viele Generationen gingen dahin. Blut mischte sich mit Blut, und das Erbe verlor an Kraft. Nur wenn du stark bist und nicht verzagst, wird es dir gelingen.«
    »Eine alte Frau sagte mir, dass ich nur dann wieder nach Hause zurückkehren kann, wenn ich mein vorbestimmtes Schicksal erfülle.« Ajana bemühte sich um eine feste Stimme.
    »Und was ist dein Schicksal?«
    »Ich muss die Nebel neu entstehen lassen und die Magie an mich binden. So wurde es mir gesagt.«
    »Das ist wohl deine Aufgabe, nicht aber dein Schicksal.« Die Elbin schloss die Augen und fügte hinzu: »Ich sehe Gefahren und unvorstellbar harte Zeiten auf dich zukommen. Aber da sind auch Freunde und eine große Liebe.« Sie blickte Ajana offen an. »Das ist dein Schicksal.«
    Ajana schwieg nachdenklich. »Wisst Ihr denn auch, ob ich wieder nach Hause finden werde?«, fragte sie zaghaft.
    »Ich sehe nur die Stimmungen, die deinen Weg begleiten; welcher Art sie sind und wann sie eintreffen, vermag ich nicht zu sagen.« Die Elbin lächelte, und diesmal war es ein warmes, mitfühlendes Lächeln. »Nicht alles ist vorherbestimmt, meine Tochter. Vieles vermag sich noch zu wandeln auf dem langen Weg durch das Leben. Du allein hast es in der Hand, wie dieser Weg für dich verläuft. Wenn es dein Bestreben ist heimzukehren, dann wirst du auch einen Weg zurück finden.«
    »Finden?« Ajana war sichtlich verwirrt. »Aber wie?«
    »Eine Rückkehr ist nur mit der Rune Raido möglich. Rufe ihre Macht an, und sie wird dich auf deiner Reise leiten.«
    »Wie finde ich diese Rune, und wie rufe ich sie an?«, fragte Ajana.
    »Sie ist dir schon begegnet«, erwiderte die Elbin. »Damals, als du nach Nymath kamst. Sie offenbarte sich dir im Mondstein.«
    »Die roten Linien!« Jetzt erinnerte sich Ajana. »Aber wie komme ich damit wieder zurück?«
    »Suche den Ort auf, an dem sich die Kraftlinien der Welten kreuzen. Dort berühre den Mondstein und singe die Melodie, die dich nach Nymath geführt hat.«
    Ajana atmete auf. »Und wie erkenne ich einen solchen Ort?«
    »Du musst nicht danach suchen.« Die Elbin lächelte erneut. »Suche den gespaltenen Baum nahe Sanforan auf; dort ist der Platz, von dem aus auch deine Ahninnen in ihre Welt zurückkehrten.«
    Ajana hatte Tränen

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