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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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wahr?«
    Lindor zuckte die Schultern. »Drei oder vier, mehr nicht. Kommt zum Punkt, Torwald.«
    »Nur noch eine Frage«, lächelte der alte Graf. »Habt Ihr vor dem Tempelbrand jemals etwas von Darkoth gehört? Und wie kommt es, meint ihr, dass sechs der größten Tempel Mistrals in den Kriegswirren Schaden nahmen?«
    »Davon weiß ich wenig.« Lindor beugte sich vor. »Ich warte noch immer auf Eure Antwort, Graf Torwald.«
    Der alte Graf nahm einen letzten Schluck und ließ seinen Blick dabei über sein Land schweifen.
    »Ihr habt meine Antwort bereits erhalten. Ich kann, will und werde mich nicht vor einem Mann beugen, der den Gott befreien will, der einst die Krone der Schöpfung stehlen wollte.«
    Lindor blickte auf die Mappe herab und schaute dem Grafen von Berendall dann direkt in die Augen.
    »Wenn dem so ist, Graf, frage ich mich, warum Ihr unser Lager überhaupt vor Euren Toren duldet? Warum erlaubt Ihr den dunklen Priestern Zutritt zu Eurer Stadt? Ich an Eurer Stelle hätte sie in diesem Fall schon längst dem Feuer übergeben!«
    Torwald erhob sich.
    »Die Audienz ist beendet, Graf. Ich bedaure, dass sie unter diesen Umständen stattgefunden hat, denn ich schätzte Euren Vater sehr. Aber um Euch die Antwort auf Eure letzte Frage nicht schuldig zu bleiben, verhält es sich so, dass ich gar nichts tun muss, da bislang noch jedes Unheil seine eigene Vernichtung auf sich herabbeschworen hat.« Ein feines Lächeln umspielte die Lippen des alten Grafen. »Ich überlasse es daher Euch, Eurem treuen Begleiter, dem Hohepriester des Darkoth, zu berichten, wie diese Audienz verlaufen ist und warum er keinen Fuß über meine Schwelle setzen wird. Der Göttin Gnade mit Euch, Lindor.«
    »Und mit Euch«, beschied Lindor steif, verbeugte sich und ging zur Tür.
    »Eines noch«, hielt ihn Torwald zurück, als Lindor schon die Hand auf der Klinke hatte.
    »Euer Vater war ein Diplomat, und oftmals verhält es sich so, dass der Vater dem Sohn seine Talente vererbt. Wie ist es daher um Euer diplomatisches Geschick bestellt?«
    Worauf sich Lindor noch einmal umdrehte und zu Torwald zurücksah.
    »Ihr habt sie soeben erlebt«, antwortete er und zog die Tür hinter sich zu.
     
    »Das bezeichnete Lindor als Diplomatie?«, schüttelte Lamar verständnislos seinen Kopf. »Da bin ja selbst ich noch ein besserer Diplomat!«
    »Das mag sein«, bestätigte der alte Mann. »Doch Graf Lindor war durchaus ein Mann mit vielen überraschenden Eigenschaften …«
     
    »Er wird Euch nicht empfangen, Eminenz«, teilte Lindor dem Hohepriester nüchtern mit, der unten in der Halle auf ihn gewartet hatte. Lord Deren musterte ihn mit seinen kalten Augen und lächelte dann. Es war ein Lächeln, das nichts Gutes ahnen ließ.
    »Diese Beleidigung wird der Graf noch bereuen, denn ich stehe hier stellvertretend für meinen Gott, und wer mich beleidigt, beleidigt meinen Herrn!«
    »Ich denke, dass ihm das nur zu gut bewusst ist«, gab Lindor unbewegt zur Antwort. »Ich habe es außerdem nicht an Deutlichkeit vermissen lassen. Graf Torwald weiß nun ganz genau, dass ihm nunmehr nur noch eine einzige Möglichkeit bleibt.«
    »Dann sollte er nicht länger zögern, denn lange wird meine Geduld nicht mehr währen«, entgegnete der Hohepriester mit deutlicher Verärgerung. »Äußerte sich der Graf auch dazu, dass seine Leute die Diener meines Herrn nur mangelnd in ihren Bemühungen unterstützen?«
    »Nein«, antwortete Lindor. »Das Gespräch verlief in anderen Bahnen.« Er ging weiter, während er sprach, und der Priester fiel in seinen Schritt mit ein. Entweder war es die dunkle Robe oder der Priester selbst, dachte Lindor angewidert, als ihm ein Luftzug den Geruch des Mannes zutrug; ein unangenehmer Geruch, der Lindor an modrige Keller und getrocknetes Blut erinnerte. Es würde ihn nicht wundern, wenn an der Legende, die ihm der alte Graf erzählt hatte, etwas Wahres war.
    »Dann werdet Ihr härter durchgreifen müssen, Graf«, meinte der Priester, als sie den Burghof erreichten. »Ich kann es nicht zulassen, dass meine Priester in dieser Stadt ungestraft getötet werden!«
    Lindor sah Lord Deren an.
    »Da habt Ihr Recht, Eminenz«, teilte er ihm dann mit und bemerkte, dass der Priester von dieser Antwort sichtlich überrascht war. »Es wird Zeit, den Leuten von Berendall zu zeigen, wer hier das Sagen hat. Der alte Graf sitzt blind und taub in seiner Burg, sein Verstand weilt bereits zum größten Teil in der Vergangenheit! Was will er uns schon

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