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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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hinein …«
    Er zog seinen Trenchcoat aus und legte ihn ihr um die Schultern.
    »Nein, nein«, wehrte sie aber. »Das kann ich nicht – Sie werden ja ganz naß.«
    Er nahm einen Wagenheber aus dem Auto. »Das halte ich schon aus.«
    Sie blieb neben dem Auto auf dem Gras stehen und sah zu, wie er den Reifen wechselte. Als sie ihm die Flasche reichte, trank er einen Schluck und gab sie ihr zurück. Sie wischte den Rand der Öffnung nicht ab, bevor sie trank. Der Regenmantel war noch warm von seinem Körper. Ihr Gesicht brannte in der Dunkelheit. Diese Momente schienen ihr ungeheuer intim zu sein. Sie war sich des Gewichts seines Mantels auf ihren Schultern bewußt und nahm den schwachen, undefinierbaren Geruch wahr, der ihm entströmte, Hugos Geruch. Sie spürte die Kälte des Regens in ihrem Gesicht, und sie spürte noch den Druck seiner Finger, die sie berührt, und die Wärme seines Arms, der sie umfangen hatte.
    Auf dem Mantelkragen war ein Haar. Es schimmerte golden. Als er sich aufrichtete, um den durchlöcherten Reifen hinten in ihr Auto zu legen, hatte sie keine Ahnung, wie man einen Reifen wechselte, aber sie wußte, daß sie sich in ihn verliebt hatte.
    Ende August fuhr Romy nach Hause nach Stratton. Wie immer verspürte sie ein Flattern in der Magengegend, als sie den Weg zum Haus am Hill View 5 hinaufging. Wie immer schien Stratton unverändert; als wäre sie erst gestern fortgegangen. Nur Gareth, der im Garten vor dem Haus mit einem Stock in einer Pfütze herumstocherte, hatte sich seit ihrem letzten Besuch verändert. Er war jetzt ein richtiger kleiner Junge, der sicher auf den Beinen stand und den Babyspeck größtenteils verloren hatte.
    Sie ging um das Haus herum nach hinten. Martha stand am Spülstein in der Küche und spülte Geschirr. Als Romy ans Fenster klopfte, schlug sie die Hände in den rosaroten Gummihandschuhen vor den Mund.
    »Du hättest mir schreiben sollen, daß du kommst«, schalt sie. »Dann hätte ich was zum Abendessen besorgt.«
    Drinnen eilte Martha geschäftig hin und her und berichtete die letzten Neuigkeiten, während sie Wasser aufsetzte, Brot aufschnitt und mit Margarine bestrich. »Ich koche nicht, wenn Dennis weg ist. Den Kindern und mir reicht ein Marmeladenbrot. Wenn ich gewußt hätte, daß du kommst, Romy, hätte ich wenigstens ein bißchen Wurst besorgt.«
    »Das spielt doch keine Rolle, Mam. Wirklich nicht. Marmeladenbrot tut’s auch.«
    »Ich koche jetzt mittags im Rising Sun, hab ich dir das erzählt? Carol paßt auf die Kleinen auf. Sie ist ein gutes Mädchen. Nicht so gescheit wie du, aber umgänglich. Sie ist jetzt gerade mit Ronnie bei den Belbins. Hier –« Martha kramte im Küchenschrank und hielt eine Konservendose hoch –«, magst du ein bißchen Corned beef? Ich wollte eigentlich in den Ort und einkaufen, aber am Kinderwagen ist ein Rad ab, und ich kann Gareth nicht auch noch tragen, wenn ich mit Tüten vollgepackt bin. Mein Rücken macht mir wahnsinnig zu schaffen.«
    »Du solltest zum Arzt gehen, Mam.«
    »Das ist doch nur Zeitverschwendung. Als ich das letzte Mal bei ihm war, hat er gesagt, ich soll mir mehr Ruhe gönnen. Für wen hält er mich? Die Gräfin Koks? Das Haus macht sich schließlich nicht von selbst sauber.« Martha sah ihre älteste Tochter an und lächelte voller Liebe. »Du siehst so schick aus. Wie aus einer Modezeitschrift.«
    »Gefallen dir meine Haare, Mam? Ich hab sie in Frankreich schneiden lassen.«
    »In Frankreich«, sagte Martha stolz. »Wer hätte das gedacht. Tomatensoße?« Sie schwenkte eine Flasche. »Da hast du deine Haare jahrelang wachsen lassen, und dann läßt du sie dir ruckzuck abschneiden. Aber es sieht gut aus.« Rote Soße ergoß sich über das Corned beef.
    Sie aßen in der Küche. Romy erzählte vom Hotel; Martha erzählte von Sharon Belbins Frühgeburt, von Ronnies Ekzem und Gareths letzter Mandelentzündung.
    »Der Arzt sagt, die Mandeln müssen raus. Ich war letzten Monat mit ihm im Krankenhaus und hab sie anschauen lassen. Mit dem Bus. Dreimal umsteigen und jedesmal eine halbe Stunde warten.« Fahrig riß Martha die Rinde von einem der Marmeladenbrote.
    Nach dem Abendessen gingen die Jungen zu Bett. Carol ging noch zum Spielen hinaus, und Martha machte es sich mit ihren Zigaretten und dem Sherry, den Romy ihr mitgebracht hatte, auf dem Sofa gemütlich, während Romy abspülte. Sie trocknete gerade die Gläser ab, als Martha sagte: »Von deinem Bruder höre ich überhaupt nichts. Hat er sich bei dir

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