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Das erste Buch der Traeume

Das erste Buch der Traeume

Titel: Das erste Buch der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Huntington-Krankheit«, sagte er unvermittelt.
    »Was?«
    »Mein Wunsch.« Seine Finger spielten nervös mit dem Autoschlüssel.
    Mir stockte kurz der Atem.
    »Meine Mutter ist an Huntington gestorben. Und davor mein Großvater und ein Onkel.« Seine Stimme hatte sich verändert, sie war ganz flach geworden, und er schaute mich nicht an, sondern hielt den Kopf gesenkt. »Es bestand eine über siebzigprozentige Wahrscheinlichkeit, dass bei Florence und mir ebenfalls die Huntington-Mutation vorlag.«
    Ich konnte ihn nur erschrocken anblicken.
    »Dad hat sich jahrelang geweigert, uns diesen Gen-Test machen zu lassen«, fuhr er hastig fort. »Aber Florence und ich konnten mit der Ungewissheit nicht leben, und schließlich haben wir uns zu dieser Untersuchung angemeldet.« Er machte eine kleine Pause. » Das war mein Wunsch. Dass Florence und ich nicht an dieser Krankheit zugrunde gehen werden.«
    »Ihr seid also gesund, Florence und du?« Als er nickte, atmete ich tief aus. Ich hätte gerne etwas Nettes und Tröstendes gesagt, aber ich fühlte mich furchtbar hilflos. Ich hatte gewusst, dass seine Mutter gestorben war, als er und Florence noch klein gewesen waren, aber die Ursache dafür war mir neu. »Und jetzt fragst du dich, ob die Untersuchung dasselbe Ergebnis gezeigt hätte, wenn du keinen Pakt mit einem Dämon eingegangen wärst?«
    »Ja«, sagte er schlicht. »In schwachen Momenten denke ich, dass unsere Gesundheit das Werk des Dämons sein könnte … krank, oder?« Endlich hob er den Kopf und blickte mir in die Augen. »Und dann frage ich mich, was er mir nehmen wird, wenn ich gegen seine Regeln verstoße.«

    9. September, 3 Uhr morgens
    Arthur Hamiltons Saison-Start-Party ist dem Ruf wilder Partys im Hause Hamilton wirklich mal wieder gerecht geworden. Auf dem Foto seht ihr Nathan Woods von den Frognal Flames,wie er sich nach dem Genuss von fünf Cocktails im Pool abkühlt. Leider hat er vergessen, vorher seine Schuhe und seine Klamotten auszuziehen und sein Handy aus der Hosentasche zu nehmen. Na ja, so was passiert … Es kursiert eine Version der Geschichte, in der es heißt, Nathan sei nicht gesprungen, sondern geschubst worden, und zwar von Madisons Ex Jasper, weil der schrecklich eifersüchtig sei und die Trennung von Madison schwer bereue. Aber, Leute, diese Version der Geschichte stammt von Madison selber, und die behauptet ja auch, ihre Haare seien von Natur aus rot. Als ob sich niemand mehr erinnern könnte, dass sie bis vor vier Jahren noch straßenköterblond war.
    Ob Nathan trotzdem mit Madison zum Herbstball gehen wird? Ich werde es euch berichten. Eine Nominierung für sie als Ballkönigin ist jedenfalls schon bei mir eingegangen. Vom E-Mail-Account ihrer kleinen Schwester. Ups.
    Eine der wenigen Mittelstufenschülerinnen auf der Party war übrigens Liv Silber, in Begleitung ihres zukünftigen Stiefbruders. Ich bin ziemlich sicher, dass wir Liv auch auf dem Herbstball treffen werden – die Frage ist nur, mit wem?
    Hier werdet ihr es als Erstes erfahren, so viel steht fest – und zwar sehr bald, wenn mich nicht alles täuscht.
    Wir sehen uns!
    Eure Secrecy

    P.S. Zur Einstimmung auf den Ball hier schon mal ein Link zu Johann Strauß’ Walzer »Hommage an Königin Victoria«. Wisst ihr noch, wie Hazel-Sellerie-hat-mein-Leben-verändert-Pritchard letztes Jahr beim Tanzen gestolpert ist und die halbe Reihe mit zu Boden gerissen hat? Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass sich dieses Jahr trotzdem wieder ein Tapferer findet, der sie zum Ball begleitet. Ernsthaft, Jungs, traut euch ruhig: Es sind dreizehneinhalb Kilo weniger zu stemmen.

20.
    »Was sollen wir nur mit dir machen, du hässliche kleine Kröte?« Lindsay ließ ihre langen, künstlichen Fingernägel gegeneinander klappern. »Du hast eine Lektion verdient, findest du nicht?«
    Weil es nur eine rhetorische Frage war, schwieg ich. Ich wusste genau, was jetzt kommen würde, ich konnte die Vorfreude darüber in Lindsays babyblauen Augen sehen. Und nichts, was ich sagen konnte, würde sie davon abhalten, auch kein Betteln und Flehen.
    »Wir hatten schon lange nicht mehr die Hand-in-der-Tür-Quetsch-Nummer«, sagte Samantha, die meinen Arm auf den Rücken gedreht hatte und mich wie in einem Schraubstock festhielt. Die große und ziemlich fette Samantha galt als die Gefährlichste der Gang, weil sie es in der Regel war, die die Schläge austeilte. Aubrey assistierte ihr bei den Prügeleien, indem sie das Opfer festhielt, und Lindsay sah meist

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