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Das erste Gesetz der Magie - 1

Das erste Gesetz der Magie - 1

Titel: Das erste Gesetz der Magie - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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folgten Richard, als er das Schwert erneut hob und seine Stirn berührte.
    »Klinge, tue recht an diesem Tag«, flüsterte er.
    Seine linke Hand glänzte vor Blut. Sie sah, daß er vor Gier erzitterte. Inmitten des Rot blitzte die Klinge auf. Er blickte auf die Männer hinunter.
    »Sieh mich an«, sagte er zu Caldus. Der Älteste rührte sich nicht. »Sieh mich an, während ich dies tue!« brüllte er. »Sieh mir in die Augen!« Caldus rührte sich noch immer nicht.
    »Richard«, sagte sie. Er sah sie wütend an. Mit Augen wie aus einer anderen Welt. Die Magie tanzte in ihnen. »Er versteht dich nicht.« »Dann sag du es ihm!«
    »Caldus.« Sie sah in sein leeres Gesicht. »Der Sucher möchte, daß du ihm in die Augen siehst, wenn er dies tut.«
    Er antwortete nicht, sondern sah Richard einfach an, hielt dessen wütendem Blick stand.
    Richard sog scharf die Luft ein, und riß das Schwert in die Luft.
    Sie beobachtete die Spitze, die nur einen winzigen Augenblick zögerte. Einige Leute drehten sich um. Manche drehten ihre Kinder weg. Kahlan hielt den Atem an, drehte den Kopf zur Seite und machte sich auf die blutigen Fetzen gefaßt.
    Der Sucher schrie und brachte das Schwert mit aller Wucht nach unten. Die Spitze verursachte in der Luft ein pfeifendes Geräusch. Der Menge stockte der Atem. Caldus rührte sich nicht.
    Mitten in der Luft vor seinem Gesicht hielt das Schwert plötzlich an, genau wie beim ersten Mal, als Richard es benutzt hatte, als Zedd wollte, daß er den Baum fällte.
    Scheinbar eine Ewigkeit stand Richard regungslos da, die Muskeln in seinen Armen hart wie Stahl. Dann endlich entspannten sie sich, er zog die Klinge zurück und löste seinen brennenden Blick.
    Ohne sich zu ihr umzudrehen, fragte er: »Wie sagt man in ihrer Sprache ›Ich gebe dir dein Leben und deine Ehre zurück‹?«
    Sie sagte es ihm leise.
    »Caldus, Surin, Arbrin, Breginderin, Hajanlet« , verkündete er laut genug, daß alle es hören konnten, »ich gebe euch euer Leben und eure Ehre zurück.«
    Für einen Moment war es still, dann brachen die Schlammenschen in lautes Jubeln aus. Richard ließ das Schwert zurück in die Scheide gleiten und half den Ältesten auf die Beine. Sie lächelten ihn blaß an, froh über das, was er getan hatte, und ohne Zweifel auch über das Ergebnis. Sie wandten sich an den Vogelmann.
    »Wir bitten dich einstimmig, verehrtester Ältester. Was willst du uns sagen?«
    Der Vogelmann stand mit verschränkten Armen da. Er sah von den Ältesten zu Richard, zu Kahlan. Sein Blick spiegelte die Anstrengung der schweren Prüfung wider, deren Zeuge er gerade geworden war. Er senkte die Arme und kam näher. Richard wirkte verbraucht, erschöpft. Der Vogelmann legte den beiden einen Arm um die Schultern, so als wollte er sie zu ihrem Mut beglückwünschen, anschließend legte er den Ältesten die Hand auf die Schulter, zum Zeichen, daß alles gerichtet sei. Er wandte sich um und gab den anderen einen Wink, sie sollten ihm folgen. Kahlan und Richard gingen hinter ihm. Savidlin und die anderen Ältesten folgten als königliche Eskorte.
    »Richard«, fragte sie leise, »hast du erwartet, das Schwert würde anhalten?«
    Er ging weiter, starrte nach vorn und seufzte tief. »Nein.«
    Das hatte sie sich gedacht. Sie versuchte sich vorzustellen, was dies in seinem Innenleben anrichtete. Er hatte die Ältesten zwar nicht hingerichtet, war aber fest dazu entschlossen gewesen. Mit der Tat brauchte er nicht zu leben, aber mit der Absicht. Sie fragte sich, ob er richtig gehandelt hatte, sie nicht umzubringen. Was sie an seiner Stelle getan hätte, wußte sie. Die Möglichkeit der Gnade hätte sie nicht zugelassen. Es stand zuviel auf dem Spiel. Andererseits hatte sie mehr gesehen als er. Vielleicht zuviel, vielleicht war sie zu sehr bereit, zu töten. Man konnte nicht jedesmal töten, wenn es ein Risiko gab. Das Risiko gab es immer. Irgendwann mußte Schluß sein.
    »Wie geht es deinem Arm?« fragte er.
    »Er schmerzt wie verrückt«, gab sie zu. »Der Vogelmann meint, er müsse genäht werden.«
    Richard sah angestrengt geradeaus, als er neben ihr ging. »Ich brauche meinen Führer«, sagte er ruhig, ohne jedes Gefühl. »Du hast mir einen Schrecken eingejagt.«
    Einen schärferen Vorwurf würde er ihr nie machen. Ihr Gesicht glühte. Sie war froh, daß er es nicht bemerkte. Er hatte keine Ahnung, zu was sie fähig war, aber er wußte, sie hatte gezögert. Er wußte auch, beinahe hätte sie einen tödlichen Fehler begangen

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