Das Erwachen: Dunkle Götter 1
zur Seite, um mit dem Rücken zu Devon stehen zu bleiben, bis dieser den Raum verlassen hatte.
Sobald er draußen war, trat Genevieve ein, die das Gespräch belauscht hatte. »Bist du sicher, dass es klug ist, so mit ihm umzuspringen? Sein Vater könnte dich vor die Versammlung der Lords zitieren.«
»Er ist der vaterlose Sohn einer Hure!«, rief James nun erheblich lauter, da Devon gegangen war. Es dauerte mehrere Minuten, bis er sich beruhigt hatte. Innerlich stimmte sie ihm aus ganzem Herzen zu. Ihr Gemahl fuhr selten aus der Haut, dann aber nie ohne guten Grund. Sie war stolz auf ihn, weil er lieber alles aufs Spiel setzte, als einen Übergriff gegen seine Untergebenen hinzunehmen.
Später an diesem Tag, noch vor der Stunde des Mittagsmahls, klopfte jemand an meine Tür. Ich hatte zuvor ein herzhaftes Frühstück zu mir genommen, und meine Kräfte schienen zwar zurückzukehren, aber ich fühlte mich noch nicht stark genug, um herumzulaufen und selbst zur Tür zu gehen. Glücklicherweise war Penny noch bei mir, inzwischen allerdings angekleidet. Sie hatte sich darüber ausgelassen, wie gut es wäre, mir einen Badezuber bringen zu lassen und mich wirklich gründlich zu reinigen. Ich war nicht sehr scharf darauf, aber sie schien regelrecht vernarrt in diese Idee. Nun stand sie auf und öffnete für mich die Tür.
Draußen stand Vater Tonnsdale. »Darf ich eintreten?«
Penny wollte ihn schon wegschicken, doch ich winkte ihr. Mir war durchaus nach etwas Gesellschaft zumute. Also kam er herein und zog sich einen Stuhl ans Bett. »Ich habe gestern vor deinem Unfall mit dem Herzog gesprochen. Er hat mir verraten, dass uns etwas verbindet.« Damit sah er mich vielsagend an und warf einen Blick zu Penny hinüber.
»Keine Sorge, Vater, sie ist im Bilde«, antwortete ich. Eine Folge unserer Verbindung war, dass Penny jetzt sehr viel mehr über mich wusste als zuvor. Zumeist betraf dies Ereignisse jüngeren Datums, unsere Gefühle und alles, was wir während dieser glückseligen Stunde miteinander geteilt hatten. Dagegen hätte ich beispielsweise den Geburtstag ihrer Mutter nicht nennen können. Was daran lag, dass wir diesen Punkt einfach nicht berührt hatten.
»Ah, dann ist es gut. Der Herzog dachte, du möchtest vielleicht etwas mehr über die Ereignisse jener schrecklichen Nacht erfahren.« Seine Miene verriet eine Mischung aus Trauer und Wehmut.
»Ja, was immer Ihr mir erzählen wollt. Ich war damals noch ein Säugling und freue mich also über alles, was mir hilft, es zu verstehen.« Ich war dankbar, mit jemandem sprechen zu können, der tatsächlich dabei gewesen war.
Die nächste Stunde verbrachte er damit, mir die Ereignisse dieser schrecklichen Nacht zu schildern, die aus seiner Sicht allerdings recht langweilig verlaufen war. Er hatte gefastet, um sich auf die Frühlingsandacht vorzubereiten, die am nächsten Morgen stattfinden sollte. Dies war ein Feiertag, den alle Anhänger des Abendsterns Millicenth begingen. Der Abendstern war in Lothion eine beliebte Göttin und wurde von den Camerons und den Lancasters verehrt.
Er hatte also den ganzen Abend fastend in der Kapelle verbracht und das Abendessen ausgelassen, was ihm letztlich das Leben gerettet hat. Als das Feuer auf der Burg ausbrach, kam er heraus, um nach dem Rechten zu sehen, doch sobald er die Fremden in der schwarzen Kluft bemerkte, wurde ihm klar, dass er sich besser versteckt halten sollte. Trotzdem schlugen sie die Tür der Kapelle ein, in der er sich eingeschlossen hatte. Den geheimen Lagerraum, in dem die Reliquien der Kirche über Nacht aufbewahrt wurden und in dem er sich versteckt hielt, fanden sie allerdings nicht. Er war in dieser Nacht einer von sehr wenigen Überlebenden. Die anderen starben am Gift, in den Flammen oder wurden niedergemacht, wo immer die Mörder sie aufgriffen.
Danach beschrieb er mir meine Eltern, auch wenn dies für mich nichts Neues mehr war. »Ich habe dann bei der Bestattung geholfen. Ein weiterer Priester kam hinzu, da es so viele Tote waren. Ich richtete die Camerons für die Beerdigung her. Der Leichnam deines Vaters wurde jedoch nie entdeckt, und deine Mutter war ebenfalls verschwunden. Dieser Anhänger hier gehörte deinem Großvater, dem Grafen di’Cameron. Ich bin sicher, er hätte gewollt, dass du ihn bekommst.«
Ich war, vorsichtig ausgedrückt, sehr gerührt, als ich das kleine Symbol an die Lippen hob, um es zu küssen und mir um den Hals zu legen. Ebenso wie der Anhänger des Priesters
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