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Das Eulenhaus

Das Eulenhaus

Titel: Das Eulenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Grässliches, außerdem musste man sich unterhalten, und das hasste er ohnehin.
    Midge und Henrietta waren nach seiner Einschätzung Hohlköpfe. Dieser Dr. Christow war ein typischer Harley-Street-Scharlatan – geeicht auf gesellschaftlichen Aufstieg und manieriert –, seine Frau zählte offensichtlich nicht.
    David zog den Hals in den Kragen und wünschte sich sehnlichst, dass all diese Leute wüssten, wie wenig er von ihnen hielt! Sie waren wirklich allesamt völlig belanglos.
    Als er sich das dreimal innerlich gesagt hatte, ging es ihm besser. Er sah noch immer griesgrämig drein, aber er legte das Brot aus der Hand.
    Henrietta versuchte zwar, getreulich den Augenbrauenappellen zu entsprechen, kam aber nur mühsam voran. David gab nur knappe und äußerst dünkelhafte Antworten. Schließlich griff sie zu einer Methode, die sie schon öfter bei maulfaulen Jünglingen angewendet hatte.
    Sie verriss mit voller Absicht, dogmatischen Argumenten und völlig zu Unrecht einen modernen Komponisten, weil sie wusste, dass David sich in zeitgenössischer Musik auskannte.
    Sie stellte amüsiert fest, dass es klappte. David richtete sich, nachdem er die ganze Zeit zurückgelehnt gefläzt hatte, auf dem Stuhl auf. Er flüsterte und murmelte nicht mehr. Er krümelte auch nicht mehr mit Brot. »Damit«, verkündete er laut und deutlich und mit einem kalten Blick auf Henrietta, »beweisen Sie einfach, dass Sie keinen Schimmer von der Materie haben!«
    Von da ab belehrte er Henrietta bis zum Nachtisch mit seiner eisigen, beißenden Sprechweise, und sie verharrte in der der Belehrten angemessenen Bescheidenheitspose.
    Lady Angkatell schickte einen wohl wollenden Blick über die ganze Tischlänge, und Midge grinste in sich hinein.
    »Was bist du schlau, Schatz!«, lobte Lady Angkatell nach dem Essen, als sie Henrietta auf dem Weg in den Salon unterhakte. »Und was für ein schrecklicher Gedanke, dass die Leute, wenn sie nicht so viel im Kopf hätten, mehr mit ihren Händen anzufangen wüssten! Was meinst du – Hearts oder Bridge oder Rommee? Oder etwas ganz schrecklich Simples wie Tiere raten?«
    »Ich glaube, da wäre David beleidigt.«
    »Vielleicht hast du Recht. Also – Bridge. Bridge findet er bestimmt auch völlig wertlos, dafür kann er uns wunderbar eine Runde verachten.«
    Zwei Tische wurden aufgeteilt. Henrietta und Gerda spielten gegen John und Edward. Das war nicht gerade Henriettas Traumzusammenstellung. Sie hatte Gerda von Lucy und von John fernhalten wollen, aber John war hartnäckig geblieben. Und am Ende hatte sich Edward auch noch vor Midge gedrängelt.
    So war die Atmosphäre nicht sehr entspannt, wie sie fand, aber woher die Anspannung kam, wusste sie auch nicht genau. Jedenfalls wollte sie, wenn sie auch nur ein bisschen Kartenglück hatten, Gerda gewinnen lassen. Nicht dass Gerda eine schlechte Spielerin war – sie war guter Durchschnitt, solange John nicht dabei war. Aber sie war aufgeregt und berechnete nie genau den Wert ihres Blattes. John spielte gut, war aber ein bisschen sehr von sich eingenommen. Edward war ein richtig guter Spieler.
    Die Stunden vergingen. Henriettas Tisch war noch immer beim ersten Rubber. Die Zahlenkolonnen auf den Bridgeblöcken wurden immer länger. Eine eigenartige Hochspannung war inzwischen im Spiel, von der nur eine Person am Tisch nichts mitbekam.
    Für Gerda war das Ganze einfach eine Partie Bridge, die ihr ausnahmsweise mal ein bisschen Spaß machte. Sie war sogar angenehm aufgeregt. Alle schwierigen Entscheidungen hatte Henrietta mit ihrer Neigung zum Überreizen und das Spiel an sich zu reißen überraschend leicht gemacht.
    So Situationen, in denen John nicht an sich halten konnte und mit diesem vorwurfsvollen Ton, der Gerdas Selbstwertgefühl mehr untergrub, als er sich hätte träumen lassen, aufstöhnte: »Warum in aller Welt spielst du denn jetzt Kreuz aus, Gerda!«, konterte Henrietta auf der Stelle: »Unsinn, John, natürlich muss sie Kreuz ausspielen! Etwas anderes ginge gar nicht.«
    Schließlich zog Henrietta mit einem Seufzer den Score-Zettel zu sich. »Spiel und Rubber für uns, aber ich fürchte, das bringt nicht mehr viel, Gerda.«
    John murmelte fröhlich etwas von »dümmsten Bauern«.
    Henrietta sah ihn sofort an. Sie kannte den Ton. Als er ihren Blick erwiderte, senkte sie die Augen, stand auf und ging zum Kamin.
    John ging hinter ihr her. »Du guckst anderen Leuten aber nicht immer in die Karten, nicht?«, fragte er im Plauderton.
    Henrietta gab ruhig

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