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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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Amon, als wäre ihm diese Tatsache bisher gar nicht zu Bewusstsein gekommen.
    Wieder entstand eine Stille um sie herum.
    »Das war beeindruckend, was du gemacht hast«, sagte sie. »Wie nennt man das?«
    Er musterte die Waffe in seinen Händen, als hätte er ganz vergessen, dass sie da war. Er wirkte abwesend, irgendwie abgelenkt. »Ich habe es bei den Wasserläufern gelernt. Sie nennen es Stockfechten . Ihre Stöcke bestehen aus Eisenholz, das im Schwemmland, in den Marschen wächst. Bei ihnen gibt es keine Metallwaffen, aber ein schwerer Stock in den Händen eines Meisterstockfechters kann tödlich sein.« Er schloss den Mund, als wollte er den Strom von Worten unterbinden – die ungefähr dem entsprachen, was er sonst in einem ganzen Monat von sich gab.
    »Waren diese Wasserläufer auch an der Akademie?«, fragte Raisa überrascht. »Hast du es da gelernt?«
    Amon schüttelte den Kopf. »Nein. Während einem meiner Aufenthalte in Wien House habe ich sechs Monate lang bei den Wasserläufern gelebt. Cadri, der Herrscher der Wasserläufer, hat mir Unterstützung gewährt.«
    »Und das hier … ist es das, was du auch sonst immer tust? Wenn du weggehst?«
    Er zögerte, dann nickte er. »Meistens, ja. Ich … äh … trainiere auf verschiedene Weisen. Es hilft, die Spannung abzubauen.«
    Die Spannung? Raisa blinzelte ihn an. Sicher, der Regen und der Frost und der Wind und das schlechte Essen und all das sorgten dafür, dass sie sich in einer jämmerlichen Situation befanden. Aber das Ganze war eher mühsam und anstrengend als angespannt, jedenfalls für Raisa. Sie sehnte sich fast sogar danach, dass etwas Aufregendes passieren würde, das die Langeweile durchbrach.
    Machte er sich wirklich Sorgen, dass es einen Angriff geben könnte? Es kam ihr unwahrscheinlich vor, trotz Amons Warnungen. Noch befanden sie sich in den Fells, und das Demonai-Camp sorgte dafür, dass in diesem Gebiet immer wieder Patrouillen stattfanden. Abgesehen davon – wer würde sich schon bei diesem Wetter nach draußen wagen, wenn es nicht unbedingt sein musste?
    Vielleicht war es nur der Druck, zu wissen, dass sein Vater sich darauf verließ, dass er die Erbprinzessin beschützte – und andererseits nicht zu wissen, was in Odenford passieren würde.
    Es war so lange her, seit sie etwas Spaß gehabt hatten. Raisa zog die Handschuhe aus und stopfte sie in ihren Mantel, dann schritt sie auf ihn zu.
    Amon hielt den Stock wieder waagerecht vor sich, sodass er eine Barriere zwischen ihnen darstellte. »Wir sollten besser zum Lager zurückkehren«, sagte er und wies mit dem Kopf in die entsprechende Richtung.
    Raisa blieb einen Schritt entfernt von ihm stehen und sah zu ihm hoch. »Amon. Könntest du mir das beibringen?«
    »Was soll ich dir beibringen?«, fragte er, und seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
    »Diesen Kampftanz. Wie man mit einem Stock kämpft.« Sie griff nach dem Stock, der eisüberzogen und daher rutschig war. Im Schwertkampf konnte sie sich nicht mit ihm messen, aber das hier konnte sie lernen.
    Es würde so sein wie früher. Amon war ihr erster Waffenmeister gewesen.
    Er schüttelte den Kopf. »Er ist zu schwer für dich.«
    »Dann trägst du den größten Teil des Gewichts und zeigst mir einfach nur die Bewegungen. Falls es funktioniert, kann ich mir immer noch einen leichteren Stock besorgen.« Aber sie ahnte, dass es auch mit diesem Stock funktionieren würde. Sie war zwar klein, aber das wäre nicht mehr so wichtig, wenn sie einen langen Stock hatte, der ihre Nachteile im Hinblick auf ihre Reichweite und ihre Kraft ausglich. Wenn sie die Bewegungen erst einmal draufhatte, würde jeder Stock seinen Zweck erfüllen. Und mit einem, der noch dazu verstärkt war, könnte sie sogar einen Schwertkämpfer abwehren. Außerdem würde das Gewicht ihre Schultern und ihre Arme stärken.
    »Du könntest dabei verletzt werden.« Es war, als sähe Amon überall hin, nur nicht in ihr Gesicht.
    »Ich bin nicht aus Zucker«, schnappte Raisa. »Und ich werde mir alle Mühe geben, dich nicht zu verletzen.«
    Er räusperte sich. »Ich denke nur … es ist keine so gute Idee, wenn wir so aufeinander losgehen.«
    »Oh, wirklich? Und warum nicht?«
    »Vertrau mir einfach, ja?«
    Amon war nie jemand gewesen, der sich durch draufgängerische Mädchen bedroht gefühlt hatte. Und er hatte es ihr auch nie besonders leicht gemacht, wenn sie miteinander gekämpft hatten, nur weil sie ein Mädchen war. Ebenso wenig, wie sie ihm in den Bereichen

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