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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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und auch nicht besonders ertragreich.«
    »Ich frage mich, wo sie hingegangen sind«, überlegte Raisa. »Die Wasserläufer, meine ich.«
    »Wer weiß das schon?« Amon pfiff, um die anderen Wölfe wieder zusammenzutrommeln, die sich in der ehemaligen Stadt verteilt hatten. »Schätze, wir können einfach nur weitergehen«, sagte er, als sie sich wieder versammelt hatten. »Haltet die Waffen griffbereit und bleibt dicht beieinander. Morley, du kommst mit mir.«
    Sie ritten weiter – meilenweit, wie es schien –, immer den Fluss entlang, bis er sich in dem weglosen Gewirr zu einem Netz aus Bächen verzweigte. Raisa hatte gehofft, dass die Düsternis etwas aufklaren würde, aber sie schien eher noch zuzunehmen. Es war unmöglich, sich am Himmel zu orientieren. Oben, unten, um sie herum – überall war diese milchige, weiße Leere.
    Die feuchte Kälte kroch von Raisas Fingern und Zehen allmählich bis in ihr Innerstes, sodass sie schließlich von Zitteranfällen geschüttelt wurde. Es schien ihr unmöglich, dass ihr je wieder warm werden könnte.
    Amon zog seinen Kompass heraus, einen clangefertigten Magnetstein, und führte sie nach Süden. Jetzt, da sie nicht mehr dem Fluss folgten, wurde das Vorwärtskommen sogar noch anstrengender. Sie platschten durch gefrierende Teiche und streiften durch scharfkantige Gräser, die an den Beinen der Pferde und den schweren Segeltuchhosen der Kadetten hängen blieben. Irgendwann stiegen sie ab und führten die Pferde an den Zügeln weiter, voller Sorge, dass ihre Reittiere in irgendwelche verborgenen Löcher treten und lahmen könnten. Das Licht veränderte sich, als die Sonne unterging, aber einen anderen Hinweis auf das Fortschreiten der Zeit gab es nicht – abgesehen von Raisas zunehmender Müdigkeit und einem Gefühl in der Magengrube, das sie darauf aufmerksam machte, dass sie schon seit Stunden nichts mehr gegessen hatte.
    Sie kämpfte sich unermüdlich weiter, ging drei Schritte, wenn Amon einen einzigen machte. Mehrmals fing er sie auf, als wüsste er immer im Voraus, wenn sie stolperte.
    Schließlich stieg das Gelände etwas an. Der Boden wurde fester, während sie durch einen Hain aus struppigen Büschen gingen, deren dicke, ledrige Blätter mit Eis überzogen waren.
    Amon grunzte zufrieden. »Genau das habe ich gesucht. Dies ist die höchste Erhebung im Umkreis von vielen Meilen. Trockener ist es vermutlich nirgendwo in den Fens, und wenn der Nebel aufreißt, können wir sehen, was um uns herum ist. Noch ein bisschen weiter, und wir werden für die Nacht anhalten.«
    Mick stöhnte. »Das heißt, wir müssen noch eine Nacht in dieser … Düsternis verbringen?«
    »Können wir nicht einfach weitergehen?« Garret knetete seine behandschuhten Hände und schlug sich auf die Oberschenkel, um sie aufzutauen. »Ich würde lieber weitermarschieren, als hier irgendwo zu sitzen und zu frieren.«
    »Der Oberlauf des Flusses ist noch immer ziemlich weit entfernt«, sagte Amon. »Und im Dunkeln können wir uns nur schwer orientieren. Wir dürfen nicht riskieren, uns den Hals zu brechen oder uns bis zur Taille in irgendeinem Sumpf wiederzufinden.«
    »Nimm’s locker, Garret«, rief Hallie so fröhlich wie immer. »Wenn wir erst mal ein Feuer in Gang gebracht haben und du was in deinen Bauch kriegst, wirst du dich besser fühlen.«
    »Sofern wir das bei dieser Nässe überhaupt schaffen«, grummelte Mick.
    Die Vorstellung, die Nacht in diesem kalten Sumpf zu verbringen, gefiel Raisa genauso wenig wie den anderen, aber die Aussicht auf ein Feuer ermunterte sie. Sie ging etwas schneller.
    Sie marschierten hintereinander und führten ihre Pferde weiter an den Zügeln. Der Nebel war so dicht, dass sie kaum die Person sehen konnten, die vor ihnen ging. Plötzlich brachte ein lauter Ruf ganz hinten die gesamte Gruppe zum Stehen.
    »Hallie! Wo bist du?« Eine lange Pause trat ein. »Mach keinen Mist. Hallie! «
    Nichts.
    »Was ist los, Mick?«, rief Amon von der Spitze der Gruppe aus nach hinten.
    »Es … es ist Hallie, Korporal. Sie ist weg.« Hallie hatte die Nachhut gebildet.
    »Weg?«, fragte Amon. »Seit wann?«
    »Es muss irgendwann in den letzten paar Minuten passiert sein, schätze ich. Ich habe gerade hinter mich gesehen und gemerkt, dass sie nicht mehr da ist.«
    Amon fluchte. »Ich hatte doch gesagt, dass ihr zusammenbleiben sollt.«
    »Das haben wir ja auch getan«, beharrte Mick. »Sie war bisher direkt hinter mir, das schwöre ich.«
    »Formiert euch!«, rief Amon, und

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