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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Kaufvertrag unterzeichnet? Immerhin hatte es sich um ein riesiges Gebiet gehandelt, das ein Vermögen gekostet haben mußte.
    An der letzten Seite des Vertrages war ein kleineres Blatt angeheftet, das in einer anderen Handschrift beschrieben worden war. Mit einiger Mühe gelang es Kim, die Unterschrift zu entziffern. Die Seite war von Richter Jonathan Corwin unterzeichnet, dem einstigen Bewohner des berühmten Hexenhauses.
    Kim hielt das Dokument ins Licht, weil die Schrift nur schwer zu entziffern war. Es war ein von Richter Corwin erlassener Bescheid; er lehnte einen Antrag von Thomas Putnam ab, der dasGericht aufgefordert hatte, den Kaufvertrag für null und nichtig zu erklären, weil dieser unberechtigterweise von Elizabeth unterzeichnet worden sei.
    Richter Corwin hatte in dem Bescheid abschließend festgehalten: »Die Rechtmäßigkeit der Unterschrift auf der obengenannten Urkunde beruht auf dem zwischen Ronald Stewart und Elizabeth Flanagan am 11. Februar 1681 geschlossenen Vertrag.«
    »Unglaublich«, murmelte Kim. Sie hatte das Gefühl, durch ein Fenster zu schauen und die Ereignisse des späten siebzehnten Jahrhunderts mitzuerleben. Den Namen Thomas Putnam kannte sie aus den Büchern, die sie gelesen hatte. Putnam hatte damals eine wichtige Rolle gespielt. Kim wußte, daß sowohl Thomas Putnams Frau als auch seine Tochter zu den Befallenen gehört und viele Frauen wegen Hexerei angeschwärzt hatten. Offenbar hatte Thomas Putnam nichts von dem vorehelichen Vertrag zwischen Ronald und Elizabeth gewußt, als er den Antrag auf eine Nichtigkeitserklärung gestellt hatte.
    Nachdenklich faltete Kim die Urkunde und die richterliche Entscheidung wieder zusammen. Was sie gerade erfahren hatte, konnte ein wichtiger Hinweis für die Klärung von Elizabeths Schicksal sein. Offenbar hatte es Thomas Putnam nicht gepaßt, daß Elizabeth das Land gekauft hatte; wenn man in Betracht zog, welch wichtige Rolle er bei den Hexenprozessen gespielt hatte, dann war es bestimmt nicht von Vorteil gewesen, so einen Mann zum Feind zu haben. Vielleicht war Elizabeth diese Geschichte zum Verhängnis geworden.
    Sie legte die Urkunde mitsamt der angehefteten Entscheidung auf die Bibel und sah sich die übrigen Papiere aus dem Kästchen an. Zu ihrer Freude entdeckte sie ein weiteres Schreiben aus dem siebzehnten Jahrhundert, doch während sie den Text überflog, schwand ihre Begeisterung. Es war ein Vertrag zwischen Ronald Stewart und einem Olaf Sagerholm aus dem schwedischen Göteborg. In dem Vertrag wurde Olaf mit dem Bau eines neuartigen, schnellen Fregattenschiffs beauftragt. Das Schiff sollte eine Länge von vierzig Metern, eine Breite von elf Metern und bei voller Beladung einen Tiefgang von sechseinhalb Metern haben. Das Dokument war am 12. Dezember 1691 aufgesetzt worden.
    Kim legte die Bibel und die beiden Schriftsätze aus dem siebzehnten Jahrhundert zurück in die Holzschachtel und trug sie zueinem Konsoltischchen hinüber, das neben der Kellertreppe stand. In dieser Schachtel wollte sie von nun an alle Unterlagen sammeln, die in irgendeiner Weise Aufschluß über Elizabeth oder Ronald gaben. Deshalb holte sie als nächstes den Brief von James Flanagan und legte ihn zu den anderen Papieren in die Schachtel.
    Anschließend ging sie noch einmal in die Zelle, in der sie das Bibelkästchen entdeckt hatte, und machte sich daran, die gesamte Kommode zu durchforsten, auf der das Kästchen gestanden hatte. Nach ein paar Stunden intensiver Suche richtete sie sich auf und streckte sich. Sie hatte nichts Interessantes mehr gefunden. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr und mußte feststellen, daß es schon fast acht war; es war höchste Zeit, sich auf den Rückweg nach Boston zu machen.
    Die Rückfahrt war wesentlich angenehmer als die Hinfahrt. Bis zum Stadtrand herrschte kaum Verkehr. Eigentlich wäre Kim nur ganz kurz auf dem Storrow Drive geblieben, doch sie entschied sich kurzfristig, erst die Ausfahrt Fenway zu nehmen. Ihr war plötzlich eingefallen, daß sie Edward ja auch im Labor besuchen könnte, anstatt ihn einfach nur anzurufen. Nachdem sie Elizabeths Schädel so problemlos hatte zurück in den Sarg befördern können, hatte sie nun ein schlechtes Gewissen, weil sie vorher so einen Aufstand deswegen gemacht hatte.
    Am Eingang zur medizinischen Hochschule zeigte Kim dem Pförtner ihren Krankenhausausweis und wurde sofort durchgelassen. Da sie nach einem gemeinsamen Abendessen einmal mit Edward im Labor gewesen war, kannte sie den

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