Das Fest
Minuten. Danach würde Luther wunderbar gebräunt und zweifellos auf alles vorbereitet sein, was die karibische Sonne ihm an Strahlen entgegenschleudern könne.
Er folgte Daisy zu einer Reihe von Kabinen — durch dünne Wände voneinander abgetrennte, winzige Räume, in denen sich außer je einer Sonnenbank nicht viel befand. Das Studio sei mit hochmodernen schwedischen Bräunungsgeräten vom Typ Bronzomat FX-2000 ausgerüstet — als ob die Schweden alles übers Sonnenbaden wüssten! Auf den ersten Blick erfüllte der Bronzomat Luther mit Entsetzen. Daisy erklärte, man müsse sich einfach nur ausziehen — ja, komplett, schnurrte sie —, auf das Gerät legen und dann das obere Teil herunterziehen, was Luther sofort an ein Waffeleisen denken ließ. Fünfzehn oder zwanzig Minuten lang brutzeln, bis der Timer piept, den Deckel hochschieben, aufstehen und sich wieder anziehen. Kinderleicht.
»Schwitzt man sehr?«, fragte Luther. Ihn schauderte es bei der Vorstellung, vollkommen entblößt dazuliegen, während achtzig Röhren seinen gesamten Körper brieten.
Daisy erwiderte, dass es durchaus ein wenig warm werde. Wenn man fertig sei, sprühe man die Liegefläche des Bronzomats einfach mit einem Spray ein und wische sie mit Papiertüchern ab, dann sei alles bereit für den nächsten Kunden.
»Wie sieht es mit dem Hautkrebsrisiko aus?«, erkundigte sich Luther. Daisy stieß ein gekünsteltes Lachen aus. Es gebe keines. Vielleicht bei den älteren Modellen, aber inzwischen sei die Technologie zur Herausfilterung ultravioletter Strahlen perfektioniert worden. Die Bronzomaten der neueren Generation seien sehr viel sicherer als die Sonne. Sie selbst lege sich nunmehr seit elf Jahren regelmäßig auf die Sonnenbank.
Deine Haut sieht auch aus wie gegerbt, dachte Luther.
Er kaufte zwei Dauerkarten für 120 Dollar und verließ das Sonnenstudio mit dem festen Entschluss, braun zu werden, auch wenn der Weg dahin noch so unangenehm sein mochte. Und bei der Vorstellung, wie Nora sich hinter einer hauchdünnen Wand auszog und in den Bronzomat legte, lachte er leise in sich hinein.
7
D er Polizeibeamte hieß Salino und kam jedes Jahr vorbei. Er war korpulent und trug weder Waffe noch Weste. Auch Tränengas, Schlagstock, Taschenlampe, Handschellen und Funkgerät suchte man bei ihm vergebens — er wartete mit keinem der obligatorischen Spielzeuge auf, die seine Standesgenossen so gern an ihren Gürteln oder anderswo befestigten. Die Uniform stand Salino miserabel, aber da dies schon seit ewigen Zeiten so war, kümmerte es niemanden mehr. Er fuhr in den Vierteln rund um die Hemlock Street Streife, den wohlhabenden Vororten, wo gelegentliche Fahrraddiebstähle oder Geschwindigkeitsüberschreitungen die einzigen Vergehen darstellten.
An diesem Abend wurde Salino von einem massigen jungen Burschen mit breiter Kinnlade begleitet, dessen Stiernacken beinahe den Kragen seines marineblauen Hemds sprengte. Sein Name war Treen, und an Treen baumelten all die Kinkerlitzchen, auf die Salino stets verzichtete.
Sie klingelten bei den Kranks. Als Luther die beiden durch die Jalousie an der Haustür erspähte, dachte er unvermittelt an Frohmeyer. Frohmeyer konnte die Polizei schneller zur Hemlock Street beordern als der Polizeichef selbst.
Luther öffnete die Tür, ließ das übliche »Hallo« und »Guten Abend« vom Stapel und bat die beiden dann herein. Eigentlich wollte er sie gar nicht im Haus haben, aber er wusste genau, dass sie nicht eher gehen würden, bis sie das alljährliche Ritual durchexerziert hatten. Treen hielt eine schlichte weiße Verpackungsrolle umklammert, in der der Kalender steckte.
Nora, die noch vor einer Minute gemeinsam mit ihrem Mann vor dem Fernseher gesessen hatte, schien sich plötzlich in Luft aufgelöst zu haben, doch Luther war klar, dass sie sich in der Küche versteckte und von dort aus jedes Wort mithören würde.
Salino übernahm die Konversation — vermutlich, weil dieser Kleiderschrank von einem Partner über einen ziemlich beschränkten Wortschatz verfügte. Die Mitglieder des Polizeiverbands arbeiteten wieder einmal mit Hochdruck daran, wundervolle Dinge für die Allgemeinheit zu organisieren. Spielzeug für Steppkes. Präsentkörbe für die sozial Benachteiligten. Besuche vom Weihnachtsmann. Abenteuer auf der Eisbahn. Fahrten zum Zoo. Außerdem verteilten sie Geschenke an die alten Leute in den Pflegeheimen und an die Kriegsveteranen in der Psychiatrie. Luther kannte das alles schon.
Um einen
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