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Das Fest

Titel: Das Fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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höflich. »Ich habe Sie und Ihren Mann am letzten Sonntag in der Kirche vermisst«, sagte er. Derlei lästige Bemerkungen hatte er sich schon vor Jahren angewöhnt.
    »Wir hatten viel zu tun«, entgegnete Nora und fuhr sich über die schwitzende Stirn.
    »Geht es Ihnen gut, Nora?«
    »Ausgezeichnet.«
    »Sie wirken ein wenig außer Atem.«
    »Ich bin gerade gelaufen«, log sie ihren Pfarrer an.
    Aus irgendeinem Grund sah er auf ihre Schuhe hinunter.
    Es handelte sich ganz gewiss nicht um Laufschuhe.
    »Können wir uns einen Augenblick unterhalten?«, fragte er.
    »Aber natürlich«, erwiderte sie. In der Nähe des Geländers stand eine freie Bank. Der Reverend schleppte seine Tüten hinüber und stellte sie auf dem Boden ab. Als Nora sich hinsetzte, verrutschte der kleine rote Bikini. Irgendetwas direkt an ihrer Hüfte löste sich und begann nach unten zu gleiten. Da ihre Hose keineswegs eng saß, blieb jede Menge Platz für die Abwärtsbewegung.
    »Ich habe einige Gerüchte gehört«, bemerkte Reverend Zabriskie leise. Er hatte die entnervende Angewohnheit, sich beim Sprechen ganz nah zum Gesicht seines Gegenübers zu beugen. Nora schlug abwechselnd die Beine übereinander, machte die Situation jedoch mit jedem Manöver nur noch schlimmer.
    »Und welcher Art sind diese Gerüchte?«, fragte sie steif.
    »Nun, ich will ehrlich zu Ihnen sein, Nora«, sagte er und kam noch näher. »Ich habe von einer verlässlichen Quelle erfahren, dass Sie und Luther beschlossen haben, das Weihnachtsfest in diesem Jahr nicht zu begehen.«
    »Das stimmt.«
    »So etwas habe ich noch nie gehört«, stellte er ernst fest, als hätten sich die Kranks eine neue Art von Sünde einfallen lassen.
    Nora wagte es nicht mehr, sich zu rühren, hatte aber trotzdem das Gefühl, als würden ihr alle Kleider vom Leib rutschen. Frische Schweißperlen traten ihr auf die Stirn. »Geht es Ihnen gut, Nora?«, fragte er wieder.
    »Mir geht es gut. Uns geht es gut. Wir glauben immer noch an Weihnachten und daran, die Geburt Christi zu feiern, wir verzichten dieses Jahr nur auf das ganze Drumherum. Blair ist nicht da, und wir legen mal eine Pause ein.«
    Reverend Zabriskie dachte lange und gründlich über ihre Worte nach, während sie ein wenig von ihm abrückte. »Es ist tatsächlich ein bisschen verrückt, nicht wahr?«, räumte er schließlich ein und betrachtete den Haufen von Einkaufstüten zu seinen Füßen.
    »Ganz genau. Bei uns ist wirklich alles in Ordnung, Doug. Ehrenwort. Wir sind gesund und glücklich und möchten einfach nur ausspannen. Das ist alles.«
    »Ich habe gehört, dass Sie verreisen.«
    »Ja, wir machen eine zehntägige Kreuzfahrt.«
    Er strich sich über den Bart, als sei er nicht sicher, ob er dies gutheißen sollte oder nicht.
    »Sie werden doch nicht die Mitternachtsmesse versäumen, oder?«, erkundigte er sich mit einem Lächeln.
    »Ich kann Ihnen nichts versprechen, Doug.«
    Reverend Zabriskie tätschelte Noras Knie und verabschiedete sich. Nora wartete, bis er außer Sicht war, nahm dann allen Mut zusammen und stand auf. Während sie aus dem Einkaufszentrum schlurfte, verfluchte sie Luther und seinen Bikini.
    * * *
    Die jüngste Tochter der Kusine von Vic Frohmeyers Frau engagierte sich in der katholischen Kirchengemeinde, die einen großen Jugendchor unterhielt. Er zog in der ganzen Stadt umher und sang Weihnachtslieder. Ein paar Anrufe — und ein Auftritt war [FEHLT]
    Als das Konzert begann, setzte leichter Schneefall ein. Die Chormitglieder formierten sich neben der Laterne in der Auffahrt zu einem Halbkreis und fingen an, »O Little Town of Bethlehem« zu schmettern. Dann winkten sie Luther zu, der durch die Jalousie spähte.
    Schon bald versammelte sich eine Menschenmenge hinter den Weihnachtssängern — Kinder aus der Nachbarschaft, die Beckers von nebenan, die Trogdons. Ein Reporter der Gazette , der einen anonymen Tipp bekommen hatte, beobachtete die Szene einige Minuten lang, bahnte sich dann einen Weg durch die Menge und klingelte bei den Kranks.
    Luther riss mit geballter Faust die Tür auf, bereit, einen Schlag zu landen. »Was wollen Sie?« Im Hintergrund ertönte »White Christmas«.
    »Sind Sie Mr. Krank?«, fragte der Reporter.
    »Ja. Und wer sind Sie?«
    »Brian Brown von der Gazette . Kann ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    »Worüber denn?«
    »Darüber, dass Sie Weihnachten ausfallen lassen wollen.«
    Luther starrte die Meute in seiner Auffahrt an. Eine der dunklen Silhouetten da draußen hatte ihn

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