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Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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standhalten. Einem größeren Meteoriten hingegen hätte es kaum etwas entgegenzusetzen. Aber welches von Menschen errichtete Gebäude vermochte das überhaupt?
    Richtig, es war unmöglich, ein Kernkraftwerk zu betreiben, ohne dass dabei Strahlung frei wurde, die sich im Umland der Anlage nachweisen ließ. Aber wie wahrscheinlich war es, dass diese nur minimal über der natürlich vorhandenen Strahlungsmenge liegenden Dosen schwerste Erkrankungen bei den Anwohnern auslösten?
    Der Infofilm veranschaulichte eine ähnliche Argumentationslinie, indem er die beeindruckende Sorgfalt dokumentierte, mit der das gesamte Kraftwerk im Vollbetrieb regelmäßig gewartet worden war. Katja datierte den kurzen Streifen anhand der Frisuren, der Schnauzbärte und der Kleidung der darin zu sehenden Techniker auf die frühen Neunziger. Sie wuselten um gigantische Turbinen herum, verschwanden in Röhren und Schächten wie Ameisen in den Tunneln ihres Baus und klopften Millimeter für Millimeter Bauteile auf Ermüdungsrisse und Materialfehler ab. Alles war machbar, alles war beherrschbar, wenn man nur genügend Zeit und Aufwand investierte.
    Nach dem Film führte Simovic sie zum Eingang des eigentlichen Kraftwerkgeländes. Sie folgten den Schienen, auf denen in der Vergangenheit mehrfach Castorbehälter mit radioaktiven Abfällen ihrem Zwischenlager entgegengerollt waren. Linker Hand sollten gleich zwei hohe Zäune unerwünschte Besucher abschrecken. Die erste Hürdewar oben mit Stacheldraht versehen, die zweite waren die eng übereinanderliegenden Drähte eines Elektrozauns. Katja glaubte, die Hochspannungsleitungen, die vom Kraftwerk abgingen, knistern und prasseln zu hören. Vielleicht waren es auch nur die Geräusche eines Schweißbrenners, denn die gesamte Fassade des Reaktorgebäudes wurde derzeit aufwendig erneuert. Vor den Gerüsten, die sich von den Fundamenten bis zum Flachdach erhoben, waren gigantische Planen gespannt. Sie waren mit ins Riesenhafte vergrößerten Aufnahmen bedruckt, die sich auch in der PR-Broschüre und auf den Internetseiten des Kraftwerkbetreibers fanden: lächelnde Männer und Frauen in blauen Overalls und gelben Schutzhelmen, die vor den für Katja rätselhaften Anzeigen noch rätselhafterer Maschinen standen.
    Sie betraten schließlich ein ausgezeichnet klimatisiertes Gebäude. Katja überkam das sonderbare Gefühl, durch ein Wurmloch gefallen zu sein, das sie in die siebziger Jahre zurückversetzte. Schwarz-weiß gesprenkelte Steinfliesen, ein blubbernder Wasserspender in der einen Ecke, eine Sitzgruppe mit viel schwarzem Leder und blitzendem Metall in der anderen.
    Am Empfangstresen saß eine lächelnde Mittvierzigerin hinter kugelsicherem Glas auf einem Drehstuhl. Durch eine Schiebemulde, wie Katja sie bisher nur in altmodischen Bankfilialen gesehen hatte, übergab Simovic der Frau einen kleinen Stapel Dokumente, obenauf das von Bernd und Katja im Vorfeld unterzeichnete Informationsblatt mit Sicherheitshinweisen für ihren Besuch. Darin hatte Katja unter anderem erfahren, welche Strahlendosis sie in den wenigen Stunden hier aufnehmen würde. Laut den Angaben auf dem Papier würde sie geringer ausfallen als bei einem Flug nach Mallorca.
    Aus einem Mikrofon quäkte die Aufforderung, ihre Personalausweise bitte abzugeben. Danach bat Simovic sie nacheinander in eine kleine Fotokabine. Katjas Hintern ruhtehöchstens zwei Sekunden auf dem runden Hocker dort, dann zuckte ihr halbtransparentes Spiegelbild vor ihr zusammen, weil ihr über einen Lautsprecher mitgeteilt wurde, dass sie die Kabine auch schon wieder verlassen könne. Simovic händigte ihr einen Besucherausweis aus, eine rote Plastikkarte mit einer schwarzen vierstelligen Ziffer darauf. Sie steckte in einem Gehäuse aus robustem, durchsichtigem Kunststoff, das über einen Clip verfügte, mit dem man den Ausweis an seiner Kleidung befestigen konnte.
    Mit einem mulmigen Gefühl im Magen unterzog sich Katja ihrer ersten Strahlenmessung. Die Maschine dafür war rein äußerlich betrachtet nur ein silberner mannshoher Kasten, der unten über ein kleines Podest verfügte, auf das man sich zu stellen hatte. Zuerst mit dem Gesicht zur glänzenden Oberfläche des Apparats hin, wobei man die rechte Hand in eine Art offenen Trichter steckte und sie so hielt, dass man Hautkontakt mit einem vorspringenden orangeroten Knopf aus Hartplastik hatte. Nach einem kurzen Augenblick wurde man von der Maschine, die mit einer kühlen, leicht abgehackt klingenden

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