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Das Flüstern des Windes (German Edition)

Das Flüstern des Windes (German Edition)

Titel: Das Flüstern des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Nichte des Königs geheiratet. Warum hast du dich mit Canai entzweit?«
    Ronder wandte sich ab. Er schwieg lange, bevor er leise antwortete: »Canai ist ein seltsamer Mann. Ein Verführer, dessen Persönlichkeit die Menschen anzieht. Vor Jahren, als noch mein Vater über Melwar herrschte, kam er an die Macht. Schon damals gab es Gerüchte, er habe seinen Bruder und dessen Sohn ermordet und trotzdem jubelten ihm die Menschen zu. Dein Vater Asthael war ein gütiger und gerechter Führer, aber nach den langen Jahren seiner Herrschaft war Canai wie der Westwind, der Veränderungen versprach. Er überfiel die nachbarlichen Reiche und eilte von Sieg zu Sieg. Große Schlachten wurden geschlagen, und das Volk hatte seinen strahlenden Helden, zu dem es aufblicken konnte. Die Fürsten im Rat unterwarfen sich ihm vollkommen, und die wenigen, die erkannten, was mit Canai einherging, schwiegen aus Furcht. Mein Vater war ein schwacher Mann. Er war einer der ersten, der Canais Machtanspruch auf die anderen Reiche unterstützte. Er hatte sich blenden und korrumpieren lassen, denn nun wurde der Preis für Canais Gier gezahlt. Kriege sind kostspielig und bringen nur selten etwas außer Landgewinn ein. Der König begann, die Steuern zu erhöhen, um seine Schlachten finanzieren zu können. Die Bauern wurden ausgeblutet. Ihre Söhne starben auf den Feldern des Krieges und was sie an Nahrungsmittel erwirtschafteten, verlangte nun der König für seine Truppen. Bald zog der Hunger über das Land, aber Canai hatte immer noch kein Einsehen, ihn verlangte es nach neuen Siegen. Zum ersten Mal begehrte der Rat der Fürsten auf. Mehrere Herrscher rebellierten gegen ihn. Canai stürmte ihre Provinzen und ließ die Männer samt ihrer Familie aufhängen. Der klägliche Rest des Rates stellte sich feige auf die Seite des Königs, um der eigenen Bestrafung zu entgehen. Mein Vater war einer von ihnen. Obwohl er sah, was Canai mit seiner Politik anrichtete, wagte er es nicht, sich zu erheben und Widerstand zu leisten. Ich begann, ihn zu verachten. Aber war ich selbst anders? Nein!« Die Stimme des Fürsten war voller Bitterkeit. »Ich war zur damaligen Zeit Kommandant der Stadtwache. Eines Abends wurden meine Männer und ich in eine Schenke gerufen, in der es Unruhen gab. Männern, die monatelang ihren Hass auf die Obrigkeit heruntergeschluckt hatten, löste der Alkohol die Zunge. So etwas war in diesen Zeiten an der Tagesordnung. Meistens genügte es, wenn die Stadtwache auftauchte, um wieder Ruhe und Ordnung einkehren zu lassen, aber dieser Abend war anders.« Sein Blick wurde finster. »Ein hünenhafter Krieger mit pechschwarzem Haar sprang damals auf und beleidigte meinen Vater und den gesamten Adel. Ich fragte ihn, was diesen unglaublichen Hass hervorgerufen hatte und er erzählte mir, dass er König Canai zehn Jahre lang treu als Krieger gedient hatte. Als er heimkehrte, hatte sich sein Vater, ein Bauer, der die Steuern des Königs nicht mehr bezahlen konnte und dem man den Hof daraufhin weggenommen hatte, erhängt und seine Mutter war vor Kummer gestorben. Ich verstand, was dieser Mann empfand, aber als Kommandant der Stadtwache konnte ich nicht zulassen, dass die öffentliche Ordnung untergraben wurde. Der Krieger starb unter meinem Schwerthieb. Er war einer der Helden gewesen, die in der Schlacht um die Saar-Ebene gekämpft hatten. Kennst du die Geschichte?«
    Karem verneinte.
    »Als Canai erst kurze Zeit an der Macht war, hatte er in einem langen Feldzug das Reich der Thraker unterworfen. Während er noch mit seinen Truppen in Thrakien weilte, nutzte der König von Siriam die günstige Gelegenheit und überfiel unser Land. An die fünfzigtausend Mann hatte er aufgeboten. Die Lage schien hoffnungslos und der Vormarsch kaum zu stoppen, als sich ihm die Garde in der Saar-Ebene, die den einzigen Zugang im Westen über die Skarberge nach Denan bildet, entgegenstellte. Lediglich fünftausend Mann kämpften, während schreckliche Schneestürme über das Land fegten, unter unsagbaren Entbehrungen eine Schlacht, die wohl niemals vergessen werden wird. König Fallah von Siriam wurde vernichtend geschlagen, aber der Blutzoll, den die Garde leistete, war hoch. Nicht einmal dreihundert Kämpfer überlebten das Gemetzel.« Wieder seufzte der Fürst resigniert. »Der Krieger, den ich an diesem verfluchten Abend in der Spelunke erschlug, war einer der Helden der Saar-Ebene gewesen. Er hatte die fürchterlichste aller Schlachten überlebt und seinem König

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