Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geburtstagsgeschenk

Das Geburtstagsgeschenk

Titel: Das Geburtstagsgeschenk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Vine
Vom Netzwerk:
bitten. Und wenn dann die von Asprey’s oder von einem kleinen Juweliergeschäft bei der Polizei anriefen, schadete das nichts, weil Gerry sagen konnte, dass er sie mir geschenkt hatte, und dabei würde er auch bleiben, wenn er erfuhr, wie wertvoll sie waren. Doch, das glaube ich bestimmt.
    Noch mal anrufen mochte ich nicht, ich hatte Angst vor der Enttäuschung in seiner Stimme, wenn er merkte, dass ich es war. Natürlich bin ich das gewöhnt und nicht nur von ihm, aber weh tut es doch.
     
    Während ich zum ersten Mal seit Weihnachten wieder in meinem Wagen saß, fragte ich mich, wie lange ich ihn mir noch würde leisten können. Es ist gemein, wie schnell Autos an Wert verlieren. Würde ich jetzt meine Wohnung verkaufen, würde ich viel mehr dafür kriegen, als ich vor fünf Jahren bezahlt habe, aber für meinen Wagen würde ich keine vierstellige Summe, sondern allenfalls was im dreistelligen Bereich bekommen. Es lohnte sich nicht, ihn abzuschaffen.
    Der Abend war nass und trüb, und die Fahrt nach West Hendon ist sowieso mühsam. Auf halbem Wege fiel mir ein, dass Gerry vielleicht ausgegangen, im Taxi unterwegs zu einem Rendezvous und Grania zum Kinderhüten gekommen war – oder Emily, wenn er sich mit Grania getroffen hatte. Dann würde ich eben wieder nach Hause fahren und versuchen, nicht daran zu denken, was ich an Benzin verschwendet hatte. Doch er war da.
    »Das ist eine Überraschung«, sagte er, aber freudig überrascht klang das nicht. Merklich widerstrebend bat er mich herein. Justin, der längst im Bett hätte liegen müssen, saß im Wohnzimmer und sah fern oder besser gesagt starrte Löcher in die Luff über dem Bildschirm. Ich setzte mich neben ihn, aber er sah mich nicht an, und natürlich sprach er kein Wort.
    Gerry war schrecklich mager geworden. Ich hatte die Perlen aus dem Asprey-Etui genommen und sie in eine Schachtel getan, in dem ein scheußliches Billigparfüm gewesen war, das meine Mutter mir mal zum Geburtstag geschenkt hatte. Gerry sah sie kaum an.
    »Leg sie bitte zu den anderen Sachen, dem Medaillon und dem Ring«, sagte er.
    Jetzt hätte ich meine Bitte vorbringen müssen, aber ich kriegte sie nicht raus. Er ließ sich des Langen und Breiten über seine Probleme aus, dass er sich Sorgen um Justin mache, er sei mit ihm bei einer Kinderpsychologin gewesen, aber die habe nur gesagt, man solle ihm Zeit lassen, früher oder später werde seine Stimme wiederkommen, und dass er wegen seiner neuen Aufgaben in der Firma (manche Leute wären froh, überhaupt einen Job zu haben!) so viel länger arbeiten müsse und manchmal nicht mehr aus noch ein wisse. Ich hatte Justin meine Hand auf die Schulter gelegt und rechnete damit, dass er sie abschütteln würde, aber dann geschah ein Wunder. Er drehte sich zu mir um und streckte die Arme nach mir aus. Ich nahm ihn auf den Schoß, und er schmiegte sich an mich und lehnte den Kopf an meine Brust. Gerry machte große Augen und verstummte. Und dann hatte ich eine Idee. Ich hätte gern noch mehr Zeit zum Nachdenken gehabt, aber da war jetzt nichts zu machen. Die Perlen waren der Vorwand für meinen Besuch gewesen, und nachdem ich die aus der Hand gegeben hatte, würde ich keinen Grund mehr haben, Gerry – oder Justin – noch einmal wiederzusehen. Jetzt oder nie!
    »Würdest du mich als Kindermädchen für Justin einstellen?«
    Er hatte mich nicht verstanden oder tat jedenfalls so. »Wie bitte?«
    »Würdest du mich als Kindermädchen für Justin einstellen? Als bezahlte Kraft, meine ich.«
    »Aber würdest du das denn machen wollen? Was ist mit deiner Stelle?«
    Was sollte ich lügen? »Die bin ich los.«
    »Aber du hast keine Ausbildung.«
    »Die Frauen, die sich vorgestellt haben, waren ausgebildet und unbrauchbar.«
    Er lächelte ein bisschen, stand auf und machte den Fernseher aus. Justin unterstützte mich, indem er sich noch enger an mich schmiegte und die Augen zumachte.
    »Mal angenommen, wir kämen zu einer Einigung – wie würden wir es dann halten? Dass du früh um acht deinen Dienst antrittst und heimgehst, wenn ich nach Hause komme?«
    Reizend! Deutlicher hätte er mir nicht zeigen können, was er von mir hielt. »Das würde nicht funktionieren«, sagte ich. »Ich müsste schon hier wohnen, denn meine eigene Wohnung wäre dann vermietet, und ich hätte kein Dach über dem Kopf. Und denk mal, wie praktisch eine Nanny wäre, die ein Auto hat! Ich hätte ja mein eigenes Zimmer, ich würde dich nicht stören.«
    »So habe ich es doch nicht

Weitere Kostenlose Bücher