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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
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Beschriftungen an K’un-Chiens Arzneischrank angesehen?«
    »Was hast du gefunden? ›Sofort-Erektion‹?«
    »Nein. Aber ich fand das hier.« Sie reichte ihm eine flaschendeckelgroße Tablette. Sie bestand aus gepressten Trockenkräutern, war grauviolett wie Salbei. »Auf dem Schild steht ›Brechen bis zur Leere‹.«
    »Hey, das ist gut.« Er straffte den Oberkörper. »Ich schlucke die Tablette und kotze die Kaiserin voll, und anstatt mich zu kastrieren, lässt sie mich auf der Stelle aufspießen.«
    »Unsinn. Sobald du zu brechen anfängst, bist du aus dem Schneider. Keiner möchte mit jemandem schlafen, dem speiübel ist.«
    »Hmmm, ich weiß nicht«, sagte er. »Aber yeah, vielleicht sollte ich es versuchen, viele Alternativen habe ich ja nicht.«
    »Was ist mit Domino? Was hält er davon?«
    »Mit jemandem Sex zu haben, der sich erbricht? Würde ihn nicht stören.«
    »Komm schon. Ich meinte, mit der Kaiserin zu schlafen.«
    »Er sagte, er habe nichts dagegen, solange sie ihre Maske aufbehält. Er sprach sogar mit einem gewissen Enthusiasmus über ihre mamitas.«
    »Typisch.«
    K’un-Chien schlug die Augen auf und fuhr mit einem Angstschrei hoch.
    Mason beugte sich zu ihr und nahm sie in die Arme. »Wir sind in Sicherheit, wir sind wieder zu Hause.«
    K’un-Chien schmiegte sich an ihn. »Oh, May-Son«, flüsterte sie. »Erste Frau. Wie schön, dass es euch beiden gut geht.«
    Tree nahm K’un-Chiens Hand. »Wie fühlst du dich?«
    K’un-Chien lächelte. »Dankbar, dass ihr am Leben seid.«
    »Ich meinte, wie fühlt sich dein Körper an?«
    »Todmüde.«
    »Mach die Augen zu und ruh dich noch ein bisschen aus«, sagte Mason. »Tree und ich werden auf dich aufpassen.«
    »Bin ich vielleicht in die Große Ruhmeshalle der Ahnen übergetreten? Ihr beiden seht für mich aus wie zwei wunderschöne Schutzgeister.«
    Tree lächelte. »Du bist nicht gestorben. Aber du hast uns am Fluss große Angst gemacht. Mason hat dir das Leben gerettet.«
    »Ja, aber sei ihm deswegen nicht böse. Ich weiß, dass er mich zuerst losließ, um dich zu retten.«
    Mason spürte einen Stich im Herzen. »Es – es tut mir so Leid. Ich musste mich entscheiden.«
    »Bitte, entschuldige dich nicht«, sagte K’un-Chien. »Du hattest keine Wahl. Tree ist deine Erste Frau. Ich nur die Zweite – ich bin entbehrlich.«
    »Nein.« Mason schüttelte den Kopf. »Niemand ist entbehrlich.«
    »In K’ung Fu Tses Schriften steht geschrieben, dass –«
    »Ich halte nichts von seinem System, Menschen in einer Pyramide zu stapeln, auf deren Gipfel ein Kaiser thront. Menschliche Wesen sind nicht dafür geschaffen, in einer solchen vertikal angeordneten Gesellschaft zu leben – in der einige wie Fußabtreter behandelt werden und andere wie Halbgötter über den Wolken schweben. Betreten wir die Welt nicht alle durch dasselbe Tor? Wir stehen alle auf demselben Boden, als gleichwertige Geschöpfe. Wir alle haben dasselbe Recht zu leben und sind alle sterblich. Niemand ist entbehrlich.«
    K’un-Chien starrte ihn entgeistert an. Nach einem Moment des Schweigens fragte sie Tree: »Erste Frau, teilst du May-Sons Ansicht?«
    Tree nickte. »Ja, das tue ich. In unserer Heimat sind die meisten Menschen dieser Ansicht, obwohl es zuweilen sehr schwierig sein kann, solche Wertvorstellungen umzusetzen.«
    »Eure Sichtweise unterscheidet sich so sehr von der, die mir anerzogen wurde«, sagte K’un-Chien. »Aber nun bin ich von ihr infiziert, und ich scheine sie nicht mehr aus dem Kopf bekommen zu können. Der Gedanke an Freiheit für jeden – das Recht, Meister seines eigenen Schicksals zu sein – zieht mich in seinen Bann wie ein magischer Zauber, für den es keine Heilung gibt.«
    »Wie ironisch das ist«, sagte Mason. »In unserer Heimat wissen viele Menschen den Wert der freien Gesellschaft, in die sie hineingeboren wurden, nicht zu schätzen. In dir dagegen, die nach der rigiden Doktrin des K’ung Fu Tse erzogen wurde, hat das Ideal persönlicher Freiheit schon Wurzeln geschlagen.«
    »Das Tao von Himmel und Erde ist unergründlich«, sagte K’un-Chien schläfrig. »Mit deiner Erlaubnis würde ich mich nun gerne ausruhen.«
    »Mit wessen Erlaubnis?«
    Sie lächelte und schloss die Augen. Ihre dichten Wimpern glichen weichen schwarzen Kämmen. »Ja, Ehemann, ich werde mich ausruhen, weil ich es wünsche.«
    Der runde Mond hing über der Stadt wie eine festliche Papierlaterne, als Tree auf das harte Klopfen hin zur Tür eilte. Draußen standen Yu Lin

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