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Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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wollen, dann ist es
sicher möglich.«
         Er
neigte höflich den Kopf. Sie verstand nicht, warum sie den
Wunsch verspürte, ihn zu ohrfeigen.
         »Und
vielleicht könnten Sie auch versuchen, Ihrer Schwester zu
helfen«, griff sie ein Thema auf, das ihr immer noch keine Ruhe
ließ. »Sie könnte doch hier leben, bei Ihnen und
Ihrer Mutter. Gibt es denn keine Möglichkeit für eine
chinesische Frau, ihren Gemahl zu verlassen?«
         Zum
zweiten Mal erlebte sie nun den Zorn eines chinesischen Mannes. Es
war ähnlich wie bei Lao Tengfei. Jinzis Gesicht blieb reglos
glatt, nur seine Augen sprühten plötzlich Funken.
         »Und
was hier machen? Wovon leben? Sollen arbeiten für Shen Akeu?«
         Viktoria
blieb die Luft weg. Wie konnte er seiner eigenen Schwester wünschen,
ebenfalls eine Hure zu werden?
         »Diese
Mädchen zäh«, fuhr er etwas ruhiger fort. »Aber
Chuntian zart wie Rose. Sie kann nicht so leben.«
         Das
stimmte. Bei der Vorstellung, Chuntian, die vor jeder Berührung
zurückschreckte, müsste sich an wildfremde Männer
verkaufen, wurde Viktoria beinahe übel.
         »Warum
reden mit meiner Mutter über Chuntian?«, echauffierte
Jinzi sich weiter. »Warum nicht geben Frieden? Sie glauben, es
ist einfach, eigenes Kind verlassen? Lao Wai nichts wissen, aber
immer sehr klug.«
         Er
sprang mit sehr unchinesischer Heftigkeit auf und brachte dadurch den
Tisch zum Wackeln. Dann stürmte er hinaus.
         Viktoria
hatte das Gefühl, nun selbst geohrfeigt worden zu sein. Ratlos
sank sie auf das Schlafsofa.
         »Das
habe ich wieder einmal großartig hinbekommen«, meinte sie
zu Dewei, der seine Zustimmung durch Schweigen ausdrückte.
Unruhe zwang Viktoria wieder auf die Beine. Jinzi hatte die Papiere
zurückgelassen. Neugierig griff sie danach und erstarrte.
         Sie
wusste sogleich, worum es in diesen Zeichnungen ging, doch wäre
ihr niemals in den Sinn gekommen, dass die triebhafte Sehnsucht der
Männer auf so verschiedene Weisen befriedigt werden konnte. Sie
sah eine Frau breitbeinig auf einem Mann reiten, als sei er ein
Pferd. Auf dem nächsten Bild waren die Schenkel der Frau
gespreizt und ein Mann küsste jene unaussprechliche Stelle ihres
Körpers, der sein ganzes Verlangen galt. Viktoria schämte
sich für die feuchte Wärme, die plötzlich zwischen
ihren Beinen aufkam. Sie verstand nicht, welchen Genuss Männer
aus solchen Küssen zogen.
         Dann
erahnte sie einen Schatten in ihrem Rücken und ließ die
Blätter erschrocken fallen. Schweiß trat aus jeder Pore
ihres Körpers. Falls Jinzi sie jetzt erwischt hatte, würde
sie sogleich ihren Koffer packen und mit Dewei aus dem Haus rennen,
ohne dem unverschämten, verderbten Akrobaten auch nur ins
Gesicht zu sehen.
         »Gibt
es bei Ihnen keine solchen Zeichnungen?«, erklang Yazis völlig
gelassene Stimme. Viktoria wandte sich mit rasendem Herzen um und
fühlte eine Last von ihren Schultern gleiten, als sie sah, dass
die Chinesin allein war. In aller Ruhe stellte Yazi eine große
Schüssel und eine Kanne auf dem Tisch ab.
         »Ich
dachte, überall auf der Welt würden Menschen diese Dinge
tun. Und auch Bilder davon malen. In Europa nicht?«
         »Ich
weiß es nicht«, gestand Viktoria. Ihr fiel ein, dass
Anton diese Frage hätte sicher beantworten können.
         »Auch
das ist wohl überall auf der Welt gleich«, sagte Yazi
lächelnd, während sie wieder Essschüsseln aus einem
kleinen Regal holte. »Männer dürfen es lernen. Aber
anständige Mädchen werden in ihrer Hochzeitsnacht wie
Lämmer geschlachtet.«
         Viktoria
widersprach nicht, denn dass sie selbst bereits vor der geplanten
Hochzeit Unterricht gehabt hatte, musste niemand mehr wissen.
         »Wo
ist Jinzi?«, fragte Yazi, als sie die Sojamilch aus der Kanne
in kleine Tonbecher füllte.
         »Er
ist … er ist hinausgerannt.« Viktoria wich Yazis Blick
aus.
         »Ich
habe ihn wohl verärgert.«
         Sie
sah Dewei zustimmend nicken. Yazi aber lachte nur.
         »Meinen
Sohn zu verärgern ist nicht schwer. Er hat das Wesen eines
Tigers, willensstark und herrisch, obwohl er im Jahr des Hahns
geboren wurde. Daher rührt nur seine Loyalität. Lass ihn
eine Weile in seinem Zorn schmoren, dann kommt er zurück.«
         Sie
öffnete die große Schüssel, in der Teigklößchen
lagen, wie sie bereits gestern zum Frühstück serviert
worden waren. Viktoria gelang es

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