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Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Jinzis
Finger entfernten sich. Sie fröstelte, als habe jemand eine
schützende Decke von ihren Schultern gezogen. Auf einmal hatte
sie Angst, ihn anzusehen, obwohl sie seinen Blick sehr deutlich
spüren konnte.
         »Widere
ich dich auch an?«
         Sie
staunte, wie leise seine Stimme klang. Ein feiner Unterton der
Unsicherheit schwang darin mit und ließ sie aufblicken. Niemals
hätte sie sich vorstellen können, dass sein stolzes Gesicht
so viel Angst und Verletzlichkeit ausdrücken könnte. Sie
stand auf und drückte seinen Kopf in ihren Schoß,
streichelte die Stoppeln auf seinem fast verheilten Schädel und
ließ ein paar vorsichtige Finger über die verkrusteten
Wunden auf seinem Rücken fahren.
         »Du
kannst mich gar nicht anwidern. Dazu bist du mir jetzt zu nah«,
erklärte sie und ging vor ihm in die Hocke. »Aber ich
will, dass diese … Dinge in deinem Leben aufhören. Wenn
wir zusammengehören sollen, dann möchte ich dich nicht mit
anderen Frauen oder … oder sonst jemandem teilen.«
         Ihr
war leichter zumute, als diese Worte ausgesprochen waren. Jinzi
starrte sie lange schweigend an, dann legte er seine Hände um
ihre Taille. Sie wurde hochgehoben und wieder zum Kang getragen.
         »Das
möchte ich auch«, flüsterte seine Stimme in ihrem
Ohr, während er die chinesische Robe von ihrem Körper
streifte. »Es war niemals so schön wie mit dir.«

    ******

         Dewei
schien geahnt zu haben, was in dem Zimmer vor sich ging, denn er ließ
sich Zeit, bevor er zaghaft klopfte. Viktoria streifte schnell die
Robe über, dann ließ sie ihn herein. Zu dritt verspeisten
sie eine Schüssel voll gefüllter Klöße, die in
der Chinesenstadt überall verkauft wurden. Ein Diener erschien
mit frisch erwärmtem Wasser für neuen Tee.
         »Was
ist nun?«, fragte Dewei schließlich. »Gehen wir
jetzt ins Hotel?«
         Viktoria
warf Jinzi einen abwartenden Blick zu. Er richtete sich auf und
verbarg seine Gedanken wieder hinter einer stolzen Miene, von der sie
sich nun weniger eingeschüchtert fühlte.
         »Ich
kann nicht fort, ohne von Shen Akeu Abschied zu nehmen«,
wiederholte er schließlich. Viktoria drückte ihr
Verständnis durch ein kurzes Nicken aus.
         »Dann
gehe jetzt zu ihr.«
         Sie
atmete tief durch. Es erstaunte sie, dass nichts weiter als Ruhe in
ihr war, denn Jinzi hatte sie von den letzten Zweifeln an seinen
Gefühlen befreit. Sie würde warten, bis er wiederkam, und
anschließend mussten sie gemeinsam die Huntingdons aufsuchen.
Margaret sollte endlich ihr Enkelkind kennenlernen.
         »Zu
einer so wichtigen Person wie Shen Akeu geht man nicht einfach«,
entgegnete Jinzi. »Wenn sie Menschen sehen will, dann schickt
sie Diener, die sie holen.«
         Nun
versteifte Viktorias Körper sich vor Ärger.
         »Schick
einen dieser Diener los und lass ihr ausrichten, dass du sie sehen
willst. Warum ist bei euch immer alles so kompliziert?«
         »Es
geht um Respekt«, warf Dewei unaufgefordert ein. Viktoria
schnaubte ungeduldig. Sie wollte fragen, warum es denn so wichtig
sein sollte, wer wen holen ließ, als Jinzi seine Hand wieder
auf die ihre legte.
         »Gib
ihr Zeit«, murmelte er leise. »Sie weiß genau, was
hier zwischen uns vor sich geht. Sie lässt es in ihrem eigenen
Haus geschehen, obwohl sie dich hinauswerfen und ihren Zorn an mir
auslassen könnte. Es ist sehr großzügig von ihr,
nichts von alldem zu tun. Wenn sie bereit ist, mit mir zu sprechen,
dann wird sie mich rufen lassen.«
         Viktoria
lehnte sich zurück, ließ seine Hand aber in der ihren
ruhen. Ihr schien, als sei in den letzten Stunden ein Bündnis
zwischen ihnen geschlossen worden, dem sie vertrauen konnte.
         »Nun
gut, dann werden wir uns hier inzwischen die Zeit vertreiben«,
meinte sie schließlich und stand auf. »Wer von den jungen
Herren möchte nun Tanzunterricht?«
         Dewei
zeigte deutlich mehr Begeisterung für den Walzer, doch schien
die Geschmeidigkeit, mit der er Viktoria bald schon herumwirbelte,
Jinzi anzuspornen. Eine Weile später stampften sie gemeinsam
eine Polka und lockten dadurch einen besorgten Diener herein, der das
energische Hüpfen mit fassungsloser Miene betrachtete. Kurz
darauf trug er das Mittagessen herein, was vielleicht als
stillschweigende Aufforderung zu ruhigerem Verhalten gedacht war. Sie
verbrachten den Nachmittag zu dritt auf dem Kang. Jinzi erzählte
Geschichten, die auf

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