Das Geheimnis der MacKenzies
sagte ihm überhaupt etwas. Als sie an diesem Abend sein Büro verlassen hatte, hatte sie ihn nicht einmal angesehen. Er hatte sie beobachtet, hatte ihre Reaktionen einzuschätzen versucht, und ganz plötzlich hatte sie sich zurückgezogen. Er hatte es mitverfolgen können. So als hätte jemand die Lebenslichter in ihr gelöscht. Alle Energie, die Lebendigkeit, die Neugier, alles war mit einem Schlag verschwunden. Übrig geblieben war eine starre Schaufensterpuppe mit leeren Augen, die monoton Fragen beantwortete.
Sie so zu sehen hatte ihn wütend gemacht. Er hatte sie bei den Schultern packen und schütteln wollen, hatte dieses wunderbare Temperament, das sie ihr Eigen nannte, wachrütteln und ihren Ärger auf sich lenken wollen. Doch er hatte es nicht getan. Weil er sonst die Kontrolle verloren hätte. Und das würde ihm nie passieren.
Mehr als alles andere auf der Welt wollte er jetzt zu ihr ins Quartier stürmen und sie lieben, so leidenschaftlich, bis sie mit absoluter Sicherheit wusste, dass sie zu ihm gehörte. Das würde zwar keine Lösung bringen, aber er würde sich dann auf jeden Fall wesentlich besser fühlen. Doch das konnte er nicht tun. Das würde den letzten Damm zum Einsturz bringen, hinter dem er sein Temperament staute, und die Flut der Gefühle würde ihn und alles andere erbarmungslos mit sich reißen.
Caroline lag auf ihrem Bett, zu erschöpft, um die Energie aufzubringen und unter die Decke zu kriechen. Selbst eine solch banale Tätigkeit war zu viel für sie. Sie hatte geduscht und sich fürs Bett fertig gemacht, aber zum Schlafen reichte es einfach nicht mehr. Still lag sie im Dunkeln und starrte an die Decke. Sie spürte ihr Herz schlagen und wie ihre Brust sich unter den regelmäßigen Atemzügen hob und senkte. Daran erkannte sie, dass sie noch lebte. Denn lebendig fühlte sie sich nicht, sondern leer, abgestumpft, wie tot.
Inzwischen müssten sie mit Cal gesprochen haben. Cal, der bestätigen konnte, dass sie die Wahrheit gesagt hatte. Joe wusste also jetzt, dass er sich geirrt hatte. Sie hätte zumindest einen Anruf erwartet, entweder von ihm oder von Captain Hodge - „Tut uns leid, wir haben einen Fehler gemacht“. Sie konnten doch nicht so dumm sein und annehmen, dass Caroline unter diesen Umständen schlief, oder?
Cal könnte natürlich auch gelogen haben.
Das war eine nicht auszuschließende Möglichkeit. Der Gedanke war ihr schon früher kurz gekommen. Wenn sie nicht so aufgeregt gewesen wäre, hätte sie vielleicht genauer darüber nachgedacht. Es wäre die logische Weiterentwicklung der Gedankenkette gewesen, der sie im Hangar gefolgt war, als sie die Kanone angestarrt hatte.
Cal war ein absolutes Ass, was Computer anbelangte. Er hatte die kleine Unregelmäßigkeit am Freitag gefunden, aber erst, nachdem Caroline angefangen hatte herumzustöbern. Sie hatte sich nichts dabei gedacht. Aber wenn tatsächlich er die Kommandos manipuliert hatte, würde er nicht wollen, dass Caroline sich in das Programm vertiefte. Er wusste, dass sie Informatik studiert hatte, Cal und sie hatten sich öfter bei Problemen besprochen. Und sowohl am Freitag als auch heute - gestern, denn mittlerweile war es nach Mitternacht - hatte er völlig übermüdet ausgesehen. Weil er die ganze Nacht auf gewesen war? Cal war normalerweise immer putzmunter und fidel.
Cal war auch der Einzige, der außer ihr ihren Ausweis in der Hand gehabt hatte. Vielleicht hatte er ihn ja schon am Donnerstag aufgehoben, als sie ihn verloren hatte. Dann waren zwei Barcodes beim Verlassen des Containers gelesen worden. Caroline hatte bisher nicht gewusst, dass auch das Verlassen der Gebäude registriert wurde, aber Cal könnte es wissen. Er arbeitete schließlich von Anfang an bei dem Projekt mit. Während Caroline sich nur auf die Arbeit konzentrierte, achtete Cal auf solche Details.
Dennoch ... selbst wenn er Donnerstagnacht mit ihrem Ausweis zurück ins Gebäude gegangen war - am Sonntag hatte er die Karte nicht gehabt.
Die Frage war, wie leicht sich solche Ausweise nachmachen ließen. Cal hätte die Basis verlassen müssen, um eine gefälschte Kopie herzustellen. Die Sensoren hatten als Ankunftszeit Mitternacht aufgezeichnet. Damit hätte Cal genügend Zeit gehabt. Und als sie ihn dann am Freitagmorgen gebeten hatte, ihren Ausweis im Container zu suchen, war es die perfekte Gelegenheit für ihn gewesen, ihr die Karte zurückzugeben. Die Sicherheit war auch nicht informiert worden, weil Caroline ihren Ausweis ja
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